Mit Anna-Carina Woitschack und Vincent Gross haben zwei Schlager-Stars die erste Staffel von "Die Verräter – Vertraue niemandem" gewonnen. Unsere Redaktion hat nach dem Show-Finale mit dem Schweizer Sänger Gross über den emotionalen Stress in der RTL-Show, toxische Beziehungen und seinen während der Sendung komponierten Song "Märchenschloss der Lügen" gesprochen.
Herr
Vincent Gross: Mit dem Abstand und mit den Aussprachen, die inzwischen untereinander stattgefunden haben, fühlt es sich schon cool an. Dieses Format, das ich so aus dem deutschen Fernsehen bisher noch nicht kannte, ist unfassbar spannend. Es geht um Strategie und Psychologie. Dass am Ende Anna-Carina und ich quasi als "loyale Verräter" gewonnen haben, setzt dem Ganzen natürlich die Krone auf. Wobei ich sagen muss, dass ich nach dem Show-Finale im ersten Moment ein gemischtes Gefühl hatte.
Was ging Ihnen durch den Kopf?
Ich habe mich wirklich wie ein Verräter gefühlt, weil ich mein ehemaliges Team ausspielen und verraten musste. Das war nicht unbedingt glorreich. Ich bin schließlich als Loyaler in die Sendung gegangen und erst später zum Verräter geworden. Einer der meist gesagten Sätze dieser Staffel war: "Es ist ja nur ein Spiel." Das stimmt zwar, aber man darf nicht vergessen, dass auch wir nur Menschen mit Emotionen sind, die zwei Wochen von der Außenwelt isoliert waren. Angelogen zu werden, tut immer weh. Böses Blut gab es im Nachhinein allerdings nicht und das finde ich schön.
Es gab aber offensichtlich Redebedarf. Wer hat Ihnen Ihr "falsches Spiel" besonders übel genommen?
Mit ist es am schwersten gefallen, gegen Irina (Schlauch; Anm. d. Red.) zu spielen, weil sie mir während der gemeinsamen Zeit sehr ans Herz gewachsen ist. Dementsprechend schockiert war sie, als sie erfuhr, dass ausgerechnet ich der erpresste Verräter bin. Wir konnten uns aber noch im Schloss aussprechen, es ist also alles gut.
Hat Ihnen die Schlager-Community bereits zum Doppelsieg gratuliert?
Ja, ich bin kürzlich beim "Schlagerboom" aufgetreten. Die Reaktionen meiner Kolleginnen und Kollegen dort haben mich total überrascht. Wirklich jeder sprach mich im Rahmen der Sendung auf dieses Spiel an. Zum Beispiel kam DJ Ötzi aus seiner Umkleide und gratulierte mir zu meinem Auftritt. Ich war zunächst etwas irritiert, weil ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal die Bühne betreten hatte. Wie sich dann herausstellte, meinte er aber "Die Verräter". Und auch Thomas Anders gratulierte mir. Ich freue mich riesig, dass das Feedback so positiv ausgefallen ist. Trotz des eigentlich negativ behafteten Titels "Die Verräter" und den "Morden", die in der Sendung stattfinden.
Stimmt es, dass Sie und Frau Woitschack sich nach dem Sieg ein Tattoo stechen ließen – den "Dolch der Freundschaft"?
Fakt ist, dass wir effektiv ein Tattoo gemacht haben. Was genau dahinter steckt, möchte ich an dieser Stelle aber nicht verraten.
Haben Sie beide Ihren Sieg denn standesgemäß mit Champagner oder dem einen oder anderen Ouzo gefeiert? Quasi, um es mit Ihrem Song "Ich trink Ouzo, was trinkst du so?" zu sagen?
Ich glaube, dass wir uns das Feiern für einen späteren Zeitpunkt aufgehoben haben. Nach der Show waren wir alle völlig fertig mit den Nerven. Eine richtige Party gab es nicht. Wir haben in der letzten Nacht bis in die frühen Morgenstunden gedreht. Da waren wir alle fix und fertig. Die Show ist uns allen an die Substanz gegangen, aber genau das macht dieses Format aus. Wie reagiert man in Extremsituationen? Den Ouzo habe ich mir jedenfalls aufgespart.
"Märchenschloss der Lügen": "Bis jetzt hat es noch niemand geschafft, das gesamte Rätsel zu lösen"
Sie haben im Schloss einen neuen Song komponiert, der passenderweise "Märchenschloss der Lügen" heißt. Sind Sie mit dem Plan eingezogen, die Zeit kreativ zu nutzen?
Wir hatten ja nicht viel, mussten vor dem Start sogar unsere Handys abgeben. Ich hatte mein Tagebuch, einige Bücher und meine Gitarre mit dabei. Diese Dinge halfen mir beim Abschalten, das Gitarrespielen wurde zu meinem Ritual. Daraus und aus meinen Gedanken, die ich regelmäßig auf meinem Zimmer aufgeschrieben habe, ist letztlich das "Märchenschloss der Lügen" entstanden. Sozusagen aus meinen Tagebucheinträgen. In dem Song spiele ich auf die beiden Perspektiven an, mit denen ich konfrontiert wurde: die loyale, ungewisse sowie die verräterische. Zum Ende des Songs habe ich noch ein kleines Rätsel versteckt. Erste Hinweise habe ich bereits gestreut, aber bis jetzt hat es noch niemand geschafft, das gesamte Rätsel zu lösen. Übrigens haben Anna-Carina und Irina an dem Song mitgewirkt – in Form von Worten, die man während der Show häufig hören konnte.
Ist die Schlagerwelt manchmal auch ein "Märchenschloss der Lügen"? Michelle, die inzwischen ihr Karriereende erklärt hat, sprach von einem "Haifischbecken". Haben Sie ähnliche Erfahrungen machen müssen?
Egal, in welcher Branche man unterwegs ist: Überall gibt es Lügner und Verräter. Das ist das, was ich aus dieser Show mitnehme. Leute, die einem nicht wohlgesonnen sind und einem nichts gönnen, wird man immer wieder begegnen. Umso wichtiger ist es, ein gutes Team um sich zu haben und – in meinem Fall – mit Medienpartnern zusammenzuarbeiten, denen ich vertrauen kann. So komisch das aus meiner "Verräter"-Perspektive, die ich in der Show eingenommen habe, auch klingen mag: Ich möchte nur mit loyalen Menschen zusammenarbeiten. Ich glaube an Karma: Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus.
Sie haben eine toxische Beziehung, die von extremer Eifersucht geprägt war, hinter sich. Warum haben Sie dennoch an dieser TV-Herausforderung teilgenommen, wenn Vertrauen für Sie doch eigentlich ein wunder Punkt ist?
Was dich nicht tötet, macht dich stärker. Je nach Einstellung kann man aus einer Sendung wie dieser immer etwas mitnehmen und von seinen Mitstreitern etwas lernen. Mich hat einfach die Idee dahinter gecatcht, zumal ich privat gerne Gesellschaftsspiele spiele und Escape Rooms aufsuche. Insofern war "Die Verräter" für mich die Chance auf einen Spieleabend. In extrem ausgedehnter Form natürlich.
Toxische Beziehungen sind im TV inzwischen nahezu täglich zu sehen. Etwa in Reality-Formaten wie "Sommerhaus der Stars" oder "Are You the One?". Wie denken Sie mit Blick auf Ihren privaten Backround über den Trash-TV-Trend?
Ich wusste natürlich nicht, was mich bei "Die Verräter" erwartet, habe aber gehofft, dass ich es nicht mit Leuten zu tun haben werde, die sich sofort an die Gurgel gehen. Und genauso ist es zum Glück auch gekommen. Bis zum Schluss ist keine einzige Beleidigung gefallen. Darüber bin ich wahnsinnig froh, denn eines habe ich gelernt: Eine toxische Beziehung, sei es in Freundschaften oder in der Liebe, frisst beide auf. Eifersucht ist für mich heute ein absolutes K.o.-Thema, weil eine Beziehung ohne Vertrauen schlichtweg unmöglich ist.
Sie haben während der Zeit im Schloss einige Kilos verloren, weil Ihnen die Situation an die Nieren gegangen ist. Konnten Sie sich inzwischen von den mentalen Strapazen erholen?
Mir geht es wunderbar und ich habe auch mein Normalgewicht zurückerlangt. Aber es stimmt: Emotionaler Stress schlägt bei mir auf den Magen und auf mein Bauchgefühl. Ich habe tatsächlich einige Kilos verloren, aufgrund von Appetit- und Schlaflosigkeit. Ich glaube aber, dass ich damit nicht alleine war. Den meisten anderen Kandidatinnen und Kandidaten ging es ähnlich.
Werden Sie und Frau Woitschack nach diesem Erfolg Seite an Seite in Zukunft häufiger als Duo auf der Bildfläche erscheinen?
"Die Verräter" hat uns beide definitiv noch enger zusammengeschweißt. Ob es ein gemeinsames, musikalisches Projekt geben wird: Wer weiß? Vielleicht sind wir schon dran. Vielleicht ist es sogar schon fertig. Aber es bleibt dabei: Vertraue niemandem!
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