Fünf Folgen lang haben Irina Schlauch, Anna-Carina Woitschack und ihre Mitspielenden in der RTL-Show "Die Verräter" gerätselt, verdächtigt, getäuscht – und eben verraten. Nun steht fest, ob den Verrätern ihre Täuschungsmanöver gelungen sind oder ob die Betrogenen den Verrat doch noch aufdecken konnten. Doch das Finale sorgt nicht nur für Klarheit, sondern erneut für spannende Unterhaltung.

Eine Kritik
Diese Kritik stellt die Sicht von Christian Vock dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Da steht sie und kann es nicht fassen. Gerade wurde sie so kurz vor Schluss noch verbannt, ärgert sich über die "Dummheit" ihrer Mitspieler. Doch schlussendlich sehnt auch sie sich nach der Auflösung. Nach der Auflösung, die der Zuschauer schon längst hat, und die ihn mitleidend auf die noch Unwissende blicken lässt: "Ich hoffe, dass jetzt rauskommt, ob einer von euch beiden ein Verräter ist oder nicht", so ihr letzter Wunsch nach der Verbannung.

Mehr News über TV-Shows

Das Gute ist: Es wird rauskommen – auch für sie. Das Schlechte: Die Auflösung wird ihr gar nicht gefallen. Doch was genau ist im Finale herausgekommen und wer ist eigentlich "sie"?

Also der Reihe nach. Bei "Die Verräter" trifft sich eine Gruppe von 16 Prominenten, um gemeinsam einen Silberschatz zu erspielen. Doch Moderatorin Sonja Zietlow hat zu Beginn heimlich drei der Promis zu Verrätern gemacht. Die müssen im Laufe des Spiels einen Kandidaten nach dem anderen "ermorden", also aus dem Spiel nehmen.

Alle Nicht-Verräter, die sogenannten "Loyalen", dürfen allerdings pro Spielrunde einen aus ihren Reihen wählen, den sie für einen der Verräter halten. Liegen sie richtig, scheidet der Verräter aus, liegen sie falsch, fliegt ein Unschuldiger. Ziel der Verräter ist es, bis zum Schluss zu überleben, Ziel der Loyalen, bis zum Ende alle Verräter zu enttarnen. Beides ist den Kandidaten bislang durchwachsen gelungen, einige Verräter mussten gehen, allerdings auch etliche Loyale.

"Die Verräter": Nach dem Mord ist vor dem Verrat

Nun beginnt das letzte Kapitel dieses Intrigenspiels und die finale Folge zeigt noch einmal, warum "Die Verräter" die derzeit wohl beste Show im deutschen Fernsehen ist. Denn auf der Habenseite steht auch diesmal wieder das Katz-und-Maus-Spiel zwischen Loyalen und Verrätern, das der Zuschauer mit seinem Wissensvorsprung wie einen guten Krimi verfolgen kann. Doch die Show ist mehr als nur eine voyeuristische Gameshow um Verrat und Intrige, denn wie in einem guten Krimi zeigt sie, was das Spiel mit Betrogenen und Betrügern macht.

Zu Beginn von Folge sechs sind auf Verräterseite noch Anna-Carina Woitschack und ihr Freund Vincent Gross übrig geblieben, das Team der Loyalen besteht aus Irina Schlauch, Sabrina Setlur, Mariella Ahrens, Claude-Oliver Rudolph und Friedrich Liechtenstein – noch. Denn die Liste der Loyalen wird gleich beim gemeinsamen Frühstück korrigiert werden müssen und dies ist die letzte Spoiler-Warnung. Denn die Verräter haben sich entschieden, Claude-Oliver Rudolph in der Nacht zu "ermorden".

"Wir haben Claude ermorden müssen, weil er zum einen wirklich Verdacht auch hat, dass ich Verräter bin", erklärt Woitschack die Gründe. Die ahnt das "Mordopfer" nach Kenntnisnahme seines "Todes" auch: "Weil sie Angst gehabt haben, jetzt, wo es eng wird, komm' ich ihnen auf die Schliche."

Die Übriggebliebenen diskutieren natürlich am Frühstückstisch über den "Todesfall" und wie sehr sie sich in ihrem Verdacht, Rudolph sei ein Verräter, geirrt haben. "Jetzt muss ich komplett nochmal neu denken", ärgert sich etwa Sabrina Setlur. Immerhin bringt Sonja Zietlow noch eine gute Nachricht: "Das war der letzte Mord."

"Sag mir bitte, dass du eine Loyale bist!"

Mariella Ahrens

Denn von nun an geht es nur noch darum, die letzten Verräter zu verbannen und so gehen die Spekulationen und Täuschungen in eine letzte Runde. Hier schraubt die Produktion noch einmal geschickt die Spannung nach oben. Denn die Kandidaten müssen sich noch einmal zu Zweiergesprächen zwischen allen Beteiligten treffen und da wird es vor allem für die beiden Verräter unangenehm. Nicht nur, weil sie natürlich fürchten, sich zu verraten, sondern vor allem, weil sie ihre Hemmung überwinden müssen, Menschen, die sie mögen, anzulügen.

Das ist in einem direkten, persönlichen Kontakt noch schwieriger, etwa, als Mariella Ahrens in ihrem Wunsch nach wenigstens ein wenig Verlässlichkeit Anna-Carina Woitschack in die Augen blickt und fast flehentlich bittet: "Sag mir bitte, dass du eine Loyale bist!" Da bekommt man als Zuschauer einen direkten Einblick in die Gefühlslage beider Rollen, denn auch Woitschack merkt man an, wie unangenehm ihr die Situation ist.

"Ich musste ihr knallhart ins Gesicht lügen. Da hat's mir so einen richtigen Stich ins Herz gegeben, weil ich Mariella wirklich sehr mag und ich hoffe auch echt, dass sie mir das nach dem Spiel nicht übelnimmt", gesteht Woitschack im Interview.

Das wäre beiden zu wünschen, denn anders als Trash-TV-Formate wie "Das Sommerhaus der Stars" ist "Die Verräter" nicht gemacht, um möglichst viel Streit zu provozieren, sondern um den Zuschauer mit einem Krimi-Spiel zu unterhalten. Trotz der Emotionalität wird Verrat hier nicht auf Kosten persönlicher Beziehungen benutzt und erst recht nicht glorifiziert. Verrat ist hier einfach ein Teil der Regeln, ohne die das Spiel nicht stattfinden könnte. Sowohl Zuschauer als auch Spieler müssen trennen und das Ganze einfach als das nehmen können, was es ist: ein Spiel und eine Unterhaltungsshow.

"Meine Verbannung war das Dümmste, was sie hätten tun konnten."

Sabrina Setlur

Und weil dem so ist, müssen Spiel und Unterhaltungsshow auch irgendwann ein Ende finden und damit steuern wir auf die finale Eingangsszene zu. Zu der gelangen die Kandidaten über einen letzten Runden Tisch, bei dem die Gruppe noch einmal versucht, die Verräter ausfindig zu machen – mit dem denkbar schlechtesten Erfolg.

Denn zuerst verdächtigen die Kandidaten zu Unrecht Irina Schlauch, danach fällt auch Sabrina Setlur den Spielzügen der Verräter und der Ahnungslosigkeit ihrer loyalen Kollegen zum Opfer. "Meine Verbannung war das Dümmste, was sie hätten tun konnten", ärgert sich Setlur vor allem über Mariella Ahrens, die am Ende das Zünglein an der Waage war.

Mit Friedrich Liechtenstein und Mariella Ahrens auf der einen sowie Vincent Gross und Anna-Carina Woitschack auf der anderen Seite geht es ins dramatische Finale, doch wer auf welcher Seite steht, wissen natürlich nur die Verräter Woitschack und Gross. Die letzten vier Kandidaten müssen im Hof des Schlosses per Rauchsignal erklären, ob sie in dieser Konstellation das Spiel beenden oder weiterspielen und noch einmal verbannen wollen. Sind nur noch Loyale im Spiel, teilen sich in diesem Fall die übrig gebliebenen Loyalen den Schatz, gibt es allerdings noch einen oder mehrere Verräter, kassieren die den Preis.

Lesen Sie auch:

Zuerst erwischt es Friedrich Liechtenstein und da Mariella Ahrens nun zwei Verrätern alleine gegenübersteht, sind nur noch zwei Fragen offen: Teilen sich Woitschack und Gross die Beute oder spielt hier ein Verräter noch einmal den anderen aus? Die beiden Verräter entscheiden sich für eine letzte Kooperation und verbannen Ahrens, was diese zur eingangs erwähnten Fassungslosigkeit führt. "Ich bin euch auch nicht böse, ich bin nur traurig drüber, dass ihr nicht nachdenkt, wen ihr da wählt", ärgert sich Ahrens über das Abstimmungsverhalten von Woitschack und Gross, glaubte sie selbst doch an nur noch einen übrig gebliebenen Verräter.

Erst als die offenbaren, dass sie zu zweit waren, fällt es Ahrens wie Schuppen von den Augen: "Da hab' ich gedacht, das kann doch jetzt nicht wahr sein." "Sorry für den Psychoterror", entschuldigt sich Gross bei Ahrens, als alles vorbei ist und auch Woitschack ist erleichtert, nicht mehr lügen zu müssen. Für Ahrens endet die Show damit mit einem Schlag in die Magengrube, für Woitschack und Gross mit einem kleinen Geldsegen und für den Zuschauer mit einem maximal spannenden Finale einer herausragenden Show.

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.