Enola Holmes, die kleine Schwester des Meisterdetektivs Sherlock Holmes, ermittelt seit einigen Tagen auf Netflix. Der Film überzeugt mit Action, toller Optik, humorvoller Handlung und einer starken Hauptdarstellerin Millie Bobby Brown.

Eine Kritik
Diese Kritik stellt die Sicht von Christian Stüwe dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Sherlock Holmes, den berühmten Meisterdetektiv, kennt nun wirklich jeder. Der Bekanntheitsgrad seiner jüngeren Schwester Enola ist hingegen nicht ganz so groß. Das könnte sich allerdings schon bald ändern, denn auf Netflix steht seit einigen Tagen der Film "Enola Holmes" zum Abruf bereit. Und der ist absolut sehenswert.

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Millie Bobby Brown, vor allem bekannt als Elfie aus "Stranger Things", spielt die Rolle der Enola. Und die Jungschauspielerin trägt den Film praktisch alleine, trotz prominenter Mitstreiter wie Henry Cavill in der Rolle des Sherlock Holmes oder Helena Bonham Carter als ihre Mutter Eudoria.

Was Brown mit ihren 16 Jahren leistet, ist absolut beachtlich. Und damit ist nicht nur ihre Schauspielkunst gemeint, sondern auch die Tatsache, dass die Teenagerin als Produzentin an "Enola Holmes" mitwirkte.

Gleich zu Beginn des Films spricht Brown als Enola direkt in die Kamera, sie erzählt ihre Geschichte und nimmt die Zuschauer mit auf ihre abenteuerliche Reise. Die direkte Ansprache des Publikums ist ein prägendes Merkmal des Films. Selbst während Kämpfen und Verfolgungsjagden hat Enola immer ein paar Worte übrig.

Gleich zu Beginn erzählt sie, dass der Name Enola rückwärtsgelesen das Wort "Alone" ergibt. Und das ist natürlich kein Zufall, denn ihre Mutter legt großen Wert darauf, dass Enola eine selbstständige und selbstbewusste Frau wird, die alleine auf sich aufpassen kann.

"Enola Holmes" zeigt starkes Mutter-Tochter-Duo

Was im viktorianischen England keine Selbstverständlichkeit war, schließlich sollten Frauen damals vor allem aufwendige Kleider spazieren tragen und nach einem Ehemann Ausschau halten. Enola jedoch wird von ihrer Mutter in den unterschiedlichsten Dingen unterrichtet.

Tennis, Fechten, Kampfsport und Schach stehen auf dem Lehrplan, das Mutter-Tochter-Duo unternimmt auch wissenschaftliche Experimente, Enola hat auf Geheiß der Mutter alle Bücher der privaten Bibliothek gelesen.

Dass sich Eudoria und Enola gegen gesellschaftliche Konventionen auflehnen, ist eines der großen Themen des Films. In einer Szene referiert Enola in Richtung der Zuschauer über das Korsett, das sie gerade anzieht und bezeichnet das altmodische Kleidungsstück als Symbol der gesellschaftlichen Unterdrückung.

Die Botschaft des Films, dass Frauen alles erreichen können, dürfte auch Millie Bobby Brown am Herzen liegen. Schließlich ist sie die jüngste Botschafterin von UNICEF und setzt sich für Frauenrechte und die Bildung von Mädchen ein.

Erinnerungen an Lara Croft werden wach

Das Umfeld, in dem Enola ihre Ausbildung erhält und die Art und Weise, wie sie unterrichtet wird, erinnern in gewisser Weise an Lara Croft, die in ihren ersten Jahren ebenfalls in einem noblen britischen Landhaus unterrichtet wird. Und so wie die legendäre Computerspiel- und Filmfigur ihren Vater verliert, ist eines Tages auch Enolas Mutter verschwunden.

Nun ist das selbstbewusste Mädchen tatsächlich auf sich alleine gestellt. Ihr spießiger Bruder Mycroft (Sam Clafin) will sie auf ein Mädchenpensionat schicken, aber Enola reißt aus und macht sich auf die Suche nach ihrer Mutter. Das Abenteuer beginnt.

Dabei zeigt sich, dass Sherlock nicht der einzige Spross der Familie Holmes ist, der mit außergewöhnlichem detektivischen Talent gesegnet ist. Enola kämpft, sie löst Rätsel und schlüpft in unterschiedlichste Verkleidungen. Selbst als trauernde Witwe tritt das Mädchen auf.

Humor und tolle Optik sind die Stärken des Films

Dabei weiß der Film mit einer tollen Optik zu überzeugen, besonders das alte London sieht beeindruckend aus. Die actionreiche Handlung ist durchgehend mit einem Augenzwinkern versehen, was an den Charme alter Abenteuerfilme wie etwa "Indiana Jones" erinnert. Örtlichkeiten oder Personen werden in kurzen, comicartigen Einblendungen vorgestellt, wie man es beispielsweise aus "How to Sell Drugs Online (fast)" kennt.

Der Film richtet sich in seiner Machart an ein junges Publikum, aber auch ältere Zuschauerinnen und Zuschauer dürften in den knapp zwei Stunden gut unterhalten werden. Auch wenn die Handlung in der zweiten Hälfte ein paar Längen hat, wird es nicht langweilig.

Stoff für Fortsetzungen ist vorhanden

Während die Filme, die Netflix exklusiv produzierte, im Gegensatz zu den hauseigenen Serien zuletzt teilweise enttäuschten, braucht sich "Enola Holmes" im Angebot des Streaming-Dienstes sicher nicht zu verstecken. Ursprünglich wurde der Film von Legendary Pictures fürs Kino produziert, aufgrund der Corona-Pandemie fiel die Entscheidung aber zugunsten eines Starts im Heimkino. Netflix sicherte sich die Rechte.

Die Chancen, dass es in Zukunft noch mehr von Junior-Detektivin Enola zu sehen gibt, stehen übrigens gar nicht schlecht. Denn als Vorlage diente der erste Band der "Enola Holmes"-Krimis von Nancy Springer. Die amerikanische Schriftstellerin hat insgesamt sechs Bücher geschrieben. Genug Stoff für weitere Abenteuer der kleinen Schwester des großen Detektivs gibt es also.

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