Die ARD beglückt ihre "Tatort"-Fans momentan mit alten Folgen. Am 26. Juli läuft ein Krimi aus Weimar: Wir klären fünf Fragen zum "Tatort: Der treue Roy" - und geben Ihnen einen Hinweis, worauf Sie bei der Wiederholung achten sollten.

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Während der Sommerpause zeigt das Erste gewöhnlich Wiederholungen älterer "Tatort"-Folgen. Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums der Krimireihe darf in diesem Jahr das Publikum jede Woche aus einer Liste von insgesamt 50 Folgen aus 20 Jahren per Online-Wahl entscheiden, was gezeigt wird.

Wir schließen uns den Festlichkeiten an und feiern den Sieger mit fünf frohen Ferienfragen. Diese Woche gewann mit 19.529 Stimmen "Der treue Roy" mit Kommissar Lessing (Christian Ulmen) und Kira Dorn (Nora Tschirner).

Schon wieder ein "Tatort" aus Weimar?

Ja. Zum Glück. So meisterlich wie die Drehbuchautoren Murmel Clausen und Andreas Pflüger verbindet kein "Tatort"-Team Komik und Tragik. Schon das Bild, das sie mit einer Kiste voller alter Lottoscheine erschaffen: Ein Tagebuch in Form von Hunderten Lottoscheinen, auf deren Rückseite der traurige Stahlarbeiter Roy jede Woche sein Leben beschrieben hat. Vorne die Hoffnung und die Suche nach dem Glück, hinten die Trostlosigkeit des Alltags.

Und dann Fritzi Haberlandt als Roys Schwester Siegrid: Hass und Liebe so eng beieinander zu spielen, dass sich auf der Reibefläche der Wahnsinn sanft entzündet – das allein macht diesen "Tatort" doppelt sehenswert.

Auf dem zweiten Platz landete übrigens der Hamburger "Tatort: Mord auf Langeoog" mit 16.194 Stimmen, Platz drei sicherte sich "Borowski und das Meer" aus Kiel (11.944 Stimmen). Man merkt: Es herrscht eine gewisse Sehnsucht nach Strand.

Worauf lohnt es sich beim zweiten Mal noch, zu achten?

Auf den Kaffee. Das Opfer Roy (Florian Lukas) sitzt zu Beginn der Folge im Pausenraum des Stahlwerks und trinkt einen Kaffee. "Er verschüttet seinen Kaffee und muss sich umziehen gehen", wird Lessing später den Tathergang zu rekonstruieren versuchen. Aber Roy verschüttet den Kaffee nicht aus Versehen. Er kippt ihn sich absichtlich über die Hose. Erfahrenen Hobbyermittlern gibt die winzige Szene einen wichtigen Hinweis. Wie überhaupt die ersten zwei Minuten viel von der Wahrheit andeuten, die in diesem "Tatort" über Weimars wehmütige Werktätige erzählt wird.

Nur der Sinn der Vogelspinne, der blieb uns ein Rätsel. Dass Menschen, die sich zum Spaß giftige Tiere halten, nicht immer ein Bein, aber manchmal ein Rad abhaben, ist nicht wirklich neu.

Erinnern wir lieber an eine berühmte Kaffeetasse der Filmgeschichte: Die, aus der der Zollinspektor in "Die üblichen Verdächtigen" trinkt, während er den Kleinkriminellen Verbal Klint (Kevin Spacey) verhört. Am Ende des Kinofilms geht sie kaputt. Und dem Inspektor ein Licht auf.

Kann es sein, dass ich den Zwerg gesehen habe?

Unglaublich, aber wahr: "Der treue Roy" ist eine Weimarer Folge, in der der immer nur "Zwerg" (oder "Männlein") genannte Sohn von Kira Dorn und (irgendwie auch von) Lessing einmal kurz zu sehen ist. Seitdem wissen wir: Er ist strohblond. Dorn und Lessing sind es nicht. Aber darüber wollen wir vorerst nicht zu lange nachdenken. Schließlich sind anfangs ja auch alle Babyaugen blau.

Schubsen wir den Zwerg lieber wieder in den Hintergrund zu anderen legendären Immerabwesenden der Fernsehgeschichte, wo er uns sowieso viel besser gefällt: Agentinnen-Chef Charlie aus "Drei Engel für Charlie", Agent Coopers Assistentin Diane in "Twin Peaks", der nackte Nachbar aus "Friends", oder natürlich Howard Wolowitz‘ Mutter in "The Big Bang Theory".

Wie läuft der "Wunsch-Tatort" insgesamt denn so?

"Der treue Roy" ist die sechste Wahl-Folge und liegt damit genau in der Mitte der elfwöchigen Jubiläumsaktion. Zeit für eine Halbzeitbilanz also – und die ARD kann zufrieden sein: Trotz Wiederholung holte der "Tatort" am Sonntagabend jedes Mal den Tagessieg.

"Wenn Frauen Austern essen" sahen 6,35 Millionen und bescherten dem Sender einen Marktanteil (MA) von 21,2 Prozent. Die Erstausstrahlung 2003 hatte 6,98 Millionen Zuschauer (MA 25,5 %).

Wunsch-"Tatort" Nummer 2, "Fangschuss" aus Münster, hatte 7,86 Millionen Zuschauer (MA 25,4 %), 2017 waren es 14,56 Millionen (MA 39,6 %). Eine Woche später verfolgten 8,11 Millionen die Wiederholung von "Schwanensee" (MA 26,6 %). Bei seiner Erstausstrahlung 2015 hatte der Münsteraner Krimi 13,69 Millionen Zuschauer (MA 35,7 %).

"Tollwut" aus Dortmund kam zwar "nur" auf 5,38 Millionen Zuschauer (MA 18,6 %), war aber immer noch die beliebteste Primetime-Sendung des gesamten Wochenendes – die Erstausstrahlung 2018 hatte 9,70 Millionen Zuschauer (25,6 %).

Und letzte Woche sahen 5,79 Millionen Zuschauer "Der kalte Fritte" (20,6 % MA), 2018 war es ein Marktanteil von 26,2 Prozent mit 9,79 Millionen Weimar-Fans. "Der treue Roy" wurde 2016 übrigens von 9,85 Millionen geguckt (MA 26.4%).

Was lernen wir daraus?

Erstens: Der "Tatort" ist unkaputtbar. Zweitens: Hinter Boerne & Thiel aus Münster entwickeln sich Dorn & Lessing zum neuen Traumpaar. Daraus folgt drittens: Kommissare mit Charakter kommen gut an, besonders, wenn sie Humor haben. Aber die Beziehung, die die Zuschauer interessiert, ist die der Ermittler zueinander – Privatprobleme der Kommissare sind out. Viertens: Die Zuschauer sind gar nicht so schlecht gelaunt, wie es die Kommentare in den sozialen Medien vermuten lassen. Dort sieht die Rangliste gefühlt so aus: 1. "Das ist kein Krimi, das ist ein Komödienstadel", 2. "Wozu zahle ich eigentlich Gebühren?", 3. "Früher war alles besser". Besonders während der Wunsch-Wochen kochen die Gefühle hoch – die Facebook-Gruppe "Tatort"-Fans" sah sich kürzlich genötigt, um einen freundlicheren Umgangston und um weniger Wiederholungen zu bitten. Nicht um weniger "Tatort"-Wiederholungen, sondern darum, in den Kommentaren nicht dieselben Kritikpunkte ständig zu wiederholen. Zum Beispiel den, dass es ohnehin schon zu viele "Tatort"-Wiederholungen gebe.

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