In "Rebland" müssen die Kommissare Friedemann Berg (Hans-Jochen Wagner) und Franziska Tobler (Eva Löbau) eine Vergewaltigung aufklären. Dabei beschaffen sie sich illegal Informationen über die am Tatort gefundene DNA, was fatale Folgen für drei Verdächtige hat.

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Worin genau liegt die Erweiterung der DNA-Analyse?

Die eigentlich forensische DNA-Phänotypisierung (fDP) genannte Methode im Strafverfahren erlaubt laut Bundesjustizministerium "die Auswertung äußerlicher Merkmale wie Haar-, Haut- und Augenfarbe sowie das Alter, um anhand einer am Tatort aufgefundenen Spur Anhaltspunkte für das äußere Erscheinungsbild des Täters zu gewinnen."

Als erweitert wird sie deshalb bezeichnet, weil eine DNA-Probe vor der Gesetzesänderung im Dezember 2019 nur dazu verwendet werden durfte, das Geschlecht eines Täters zu bestimmen, in der Datenbank des Bundeskriminalamtes nach einem Treffer zu suchen oder sie mit freiwillig abgegebenen Proben zu vergleichen.

Im "Tatort" werden deshalb die Männer der Region dazu aufgefordert, die Fahndung zu unterstützen, indem sie an einer DNA-Reihenuntersuchung teilnehmen. Nach wie vor nicht erlaubt ist die Verwendung von Informationen über die biogeografische Herkunft des Trägers. Zwar sind damit allein die geografischen Regionen gemeint, aus denen die biologischen Vorfahren einer Person stammen, aber die Gefahr der Stigmatisierung bestimmter Bevölkerungsgruppen ist dabei besonders hoch.

Das Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz beschloss wegen der Kritikpunkte, in die Gesetzesänderung nur "solche Merkmale aufzunehmen, die äußerlich auch von einem Zeugen hätten wahrgenommen werden können oder die auf einem Bild des Geschehens erkennbar gewesen sein könnten. Dazu gehört die biogeographische Herkunft nicht."

"Tatort: Schwarzwald": Gibt es ein reales Vorbild für die umstrittenen Ermittlungen in "Rebland"?

Indirekt schon: 2016 gab es einen international Aufsehen erregenden Vergewaltigungsfall in Freiburg, der die Diskussion um die erweiterte DNA-Analyse in Deutschland ins Rollen brachte: Die Studentin Maria Ladenburger war von einem aus Afghanistan stammenden Flüchtling vergewaltigt und ermordet worden, der bereits in seinem Ankunftsland Griechenland straffällig geworden war.

Nach der Festnahme plädierte der damalige Freiburger Polizeipräsident Bernhard Rotzinger für eine umfassendere Auswertung von DNA-Spuren, die bei der Suche nach dem Täter "massiv geholfen" hätte, wie er der "Badischen Zeitung" sagte: "Wir hätten wesentlich konzentrierter die Untersuchungen vorantreiben können." Das gleiche hatte auch Baden-Württembergs Justizminister Guido Wolf (CDU) gefordert und eine entsprechende Initiative angekündigt.

In der Folge setzten sich Baden-Württemberg und Bayern für eine Gesetzesänderung ein, die jedoch im Bundesrat scheiterte. Die Initiative wurde allerdings im Koalitionsvertrag festgehalten. Bayern setzte die erweiterte DNA dann 2018 in einer umstrittenen Verschärfung seines Polizeiaufgabengesetzes durch, die diese Maßnahme bereits prophylaktisch bei einer "drohenden Gefahr" erlaubt.

Warum ist die erweiterte DNA-Analyse umstritten?

Bedenken gibt es wegen der Gefahr des Datenmissbrauchs und des starken Eingriffs in die Persönlichkeitsrechte (die der Gesetzesentwurf anerkennt, aber für angemessen hält, da es um die gesamtgesellschaftlich relevante Aufgabe der Strafverfolgung gehe). Kritiker weisen außerdem auf Gefahren des racial profiling hin, die Diskriminierung bestimmter Bevölkerungsgruppen bei polizeilichen Ermittlungen.

So sei die Methode noch zu unausgereift, um die Merkmale mit beweiskräftiger Wahrscheinlichkeit feststellen zu können. Die Hautfarbe zum Beispiel mit nur 70-prozentiger Sicherheit bestimmen zu können sei zu ungenau und berge eine zu große Gefahr der vorschnellen Verurteilung etwa dunkelhäutiger Bevölkerungsgruppen.

Außerdem wird befürchtet, so der Mediendienst Integration, "dass die Polizei bei Fahndungen nur dann die Ergebnisse einer DNA-Analyse öffentlich macht, wenn das Ergebnis auf Menschen mit Merkmalen einer Minderheit hinweist. Das könne die Stigmatisierung gesellschaftlicher Gruppen verstärken. Bei Merkmalen von Personen der Mehrheitsbevölkerung würden diese erfahrungsgemäß nicht in Fahndungen verwendet."

Was sagen ihre Befürworter dazu?

Verteidiger der fDP weisen darauf hin, dass eine wissenschaftliche Methode unabhängig von moralischen Bedenken beurteilt werden müsse - Ermittlungen können sozusagen nur so untadelig sein wie die Gesellschaft, in der ermittelt wird.

Schließlich habe auch die herkömmliche Beweisfindung ihre Grenzen: Der Molekularbiologe Manfred Kayser von der Erasmus-Universität Rotterdam verglich im "Tagesspiegel" die DNA-Analyse mit Zeugenaussagen, "jedoch sind Augenzeugen in vielen Fällen nicht verfügbar. Selbst wenn sie es sind, sind deren Berichte oft fehlerhaft, weil sie nicht richtig beobachtet haben, sich falsch erinnern, oder bewusst oder unbewusst lügen." Die fDP biete ihnen gegenüber eine höhere Objektivität und liefere die statistische Fehlerquote gleich mit.

Außerdem wird darauf hingewiesen, dass die fDP umgekehrt auch die Entlastung von Minderheiten ermögliche, wenn die Analyse etwa ergibt, dass der Täter aus Mitteleuropa stammt.

Wer sind die drei beeindruckenden Darsteller, die die Verdächtigen spielen?

"Rebland" konzentriert sich ganz auf die Konsequenzen, die die Ermittlungen auf drei Hauptverdächtige haben. Die Kommissare spielen in dieser Folge eine verhältnismäßig kleine Rolle. Dadurch wird die Auswahl der Schauspieler besonders wichtig. Nicht nur, weil die Rollen anspruchsvoll sind und die Figuren eine intensive emotionale Entwicklung durchmachen.

Bei einem Krimi ist es außerdem von Vorteil, Schauspieler zu finden, die einen ähnlichen Bekanntheitsgrad und ein vielseitiges Repertoire haben: Ist einer der Darsteller ein Star und zwei völlig unbekannt, besteht die Gefahr, dass Zuschauer hinter dem Star sofort den Täter vermuten. Ebenso verräterisch wäre es, wenn einer grundsätzlich für seine Rollen als Bösewicht berühmt ist.
Das exzellente Casting trägt viel zur Qualität von "Rebland" bei: Den alleinerziehenden Vater Klaus Kleinert spielt Fabian Busch. Der 1975 geborene Berliner ist ein bekanntes Fernsehgesicht, und spielte unter anderem in Andreas Dresens "Raus aus der Haut", dem preisgekrönten Kinofilmen "23" von Hans-Christian Schmid und in der Verfilmung des Bestsellers "Er ist wieder da" mit.

2017 hatte Busch außerdem eine kleine Rolle zu Beginn der dritten Staffel der amerikanischen Serie "Fargo". Eine Woche vor "Rebland" war er in dem ARD-Thriller "Spurlos in Marseille" als Familienvater zu sehen, der nach seiner verschwundenen Frau sucht.
Den Polizisten Mario Lewandowsky spielt Marek Harloff. Er wurde 1971 in Hamburg geboren und stammt aus einer Künstlerfamilie. Sein Bruder Fabian ist seit 2007 der Notarzt Phillip Haase in der ZDF-Serie "Notruf Hafenkante", sein Vater Jan war bis 1985 der erste Regisseur der deutschen "Sesamstraße". Marek Harloff ist regelmäßig in Fernsehkrimis und -serien zu sehen, zuletzt unter anderem in "Charité". Gerade stand er für einen neuen "Tatort" aus Münster vor der Kamera.

Das erstklassige Trio komplettiert Roman Knizka als Friseur Victor Baumann. Knizka, geboren 1970 in Bautzen, hat einen slowakischen Vater und flüchtete kurz vor dem Mauerfall im Sommer 1989 in die Bundesrepublik. Als gelernter Theatertischler arbeitete er zunächst als Schaufensterdekorateur und Verkäufer und leitete eine Boutique, bevor er eine Schauspielausbildung in Bochum begann. Seitdem ist auch er regelmäßig im Fernsehen zu sehen, sowohl in Krimis als auch im "Traumschiff" oder in Rosamunde-Pilcher-Verfilmungen.

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