So gaga "Germany's next Topmodel" auch ist, langweilig ist es eher selten. Zumindest, wenn man auf Trash-Fernsehen steht. Bei "Curvy Supermodels" ist das ein bisschen anders. Denn der Höhepunkt der Woche ist ein Spagat. Ja, richtig, ein Spagat, der Jana Ina Zarrella in Ekstase versetzt.

Christian Vock
Eine Kritik
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Die Langeweile, das mag paradox klingen, liebt die Abwechslung. Mal trifft man sie bei einem Bundesligaspiel des FC Bayern München, ein anderes Mal kommt sie als Teenagerzeit in (hier beliebige ländliche Region einsetzen) daher und dann wieder schneit sie beim Kaffeekränzchen mit Oma Inge vorbei.

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RTL2 zeigt nun seit drei Wochen die Langeweile in einer ganz neuen Variante: die erste Runde bei "Curvy Supermodels". Für die hat sich die Produktionsfirma nämlich entschieden, sie dreimal in nahezu identischer Form stattfinden zu lassen. Mit allem, was dazu gehört.

Dreimal vollführen die Kandidatinnen die "Das bin ich"-Audition, dreimal treffen sich die Damen danach im Recall, um eine Gruppen-Performance darzubieten und dreimal fällt die Jury im Anschluss ihr Urteil, wer bleiben darf und wer gehen muss.

Soweit die Formalitäten, das bedeutet aber auch: dreimal die gleichen Geschichten der Kandidatinnen, dreimal die gleichen Sprüche der Jury und dreimal die gleichen Erklärungen, wie die Show funktioniert. Offenbar will RTL2 den Zuschauer testen, wie oft er den Satz "Eine Kandidatin braucht wenigstens drei Jas, um in die nächste Runde zu kommen" erträgt.

Ein Spagat ist ein Spagat, ist ein Spagat

Am Ende von Folge drei fragt man sich als Zuschauer dann: Himmel noch eins, hatte die Jury denn wirklich nicht anders Zeit, so dass man die erste Runde in einem Aufwasch hätte machen können? So etwas kann man doch planen! Aber bei insgesamt nur sieben Folgen fällt es der Produktion offenbar schwer, etwas wegzulassen.

Womit also kann man sich Folge drei schönreden? Zum Beispiel mit der Geschichte von Kandidatin Andy. Die Tänzerin und Choreografin aus Hamburg hat als kleines Mädchen Ballett getanzt, was sie der Jury auch in der "Das bin ich"-Audition mit einem Bild aus Kindheitstagen beweist. Die ist beeindruckt und fragt nach, ob Andy heute immer noch einen Spagat hinbekommt.

Mit der Einsicht, dass ein Beweis im Bikini eher unpassend wäre, verschiebt man den Spagat auf später. Und tatsächlich, nach der Gruppen-Challenge vollführt Tänzerin Andy tatsächlich noch den schuldigen Spagat und bringt damit Jurorin Jana Ina Zarrella an den Rand der Ekstase: "Da ist der Spagat. Mega." Ja, die Langeweile ist sich manchmal für nichts zu schade und kommt sogar als schnöder Spagat daher.

Und als wäre die Stimmung hier nicht bereits am Kochen, hat doch die Produktionsfirma keine Kosten und Mühen gescheut, um sich für die Gruppen-Challenge noch weitere Highlights auszudenken.

Herausforderung "Balloon-Walk"

Bereits in den beiden vorherigen Folgen mussten die Damen einige Hindernisse meistern und mit Regenschirmen, Tüchern und sogar Luftballons über den Catwalk laufen, was offenbar nicht ganz ohne ist, wie "Catwalk-Professor" Oliver Tienken erklärt: "Beim Balloon-Walk gibt es folgende Herausforderung: Erstens, die Mädchen müssen mit goßen Ballons aneinander und umeinander herum gehen. Und zum Zweiten, sie müssen sich eine Choreografie merken und irgendwie zusammen ein Gesamtbild schaffen. Das ist nicht so einfach." Kandidatin Ira sieht das nur Nuancen anders: "Das ist alles easy."

In Folge drei steigert man nach Tüchern, Schirmen und Luftballons noch einmal den Schwierigkeitsgrad und verteilt Fächer, mit denen die Damen herumlaufen müssen. Damit das nicht eskaliert, kommt extra die Fächerherumlauftrainerin mit hilfreichen Tipps vorbei.

Ein Spagat, eine Fächer-Performance – was soll da noch kommen? Richtig, nichts. Die Langeweile kann schon ein grausamer Geselle sein. Nur die Sprüche der Juroren lassen noch ein wenig Trash-Feeling aufkommen: "Hinzu kommt, dass du perfekte Kurven hast", stellt beispielsweise Angelina Kirsch fest und man fragt sich, was denn wohl unperfekte Kurven sind. Ecken?

Zugegeben, nur wer einmal "Germany's next Topmodel" gesehen hat, der weiß wirklich, wie absurd absurd sein kann. Aber was soll man machen? Zum Beispiel noch eine Woche durchhalten. Wenn man der Vorschau nämlich glauben darf, dann geht in der kommenden Woche wenigstens der ganze Trash los: Fotoshootings, Zickereien und das obligatorische Umstyling. Vielleicht macht die Langeweile dann ja mal Pause.

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