Wie schmeckt eigentlich Luft? Beim Casting für einen Milchgetränkehersteller müssen die Mädchen ihre ganze Schauspielkunst aufbieten. Überhaupt schubst Heidi Klum den Nachwuchs immer stärker in Richtung Werbung. Damit kennt sie sich schließlich aus.

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Wimperntusche, Konsolenspiele, Autos. Es gibt fast nichts, das Heidi Klum noch nicht beworben hat – von Kartoffelsalat einmal abgesehen, aber da macht sich ein Vollweib wie Barbara Schöneberger eben einfach besser. Ihre Erfahrungen aus dem Job-Alltag eines kommerziellen Models gibt Klum gerne an die "Germany’s next Topmodel"-Kandidatinnen weiter. Ob das so sinnvoll ist? Einige der letzten dreizehn Mädchen wären auf dem Laufsteg wohl besser als im Werbeblock aufgehoben.

Doch mit dem, was bei den Fashion Weeks in Mailand, Paris oder London passiert, kam die Modelmama nie richtig in Berührung. In ihrer Welt zählen andere Dinge als der perfekte Laufstil. Hier zählt, wie laut ein Mädchen kreischt, ob es auch mal stinkwütend dreinschauen oder hemmungslos einen Stuntman vermöbeln kann. Kurz: Es geht mehr ums Schauspielen denn ums Modeln.

"Ich hab lieber eine, die zu viel macht als gar nichts", erklärt Klum noch vorm Shooting der Woche. Dann sind die Kandidatinnen auch schon mittendrin im Laientheater: Vor der Kamera von Fotograf Mat McCabe sollen sie hysterische Diven mimen, die im Restaurant den Kellner auseinandernehmen. Prompt fliegen Spaghetti, Gläser, ganze Tische durch den Raum. Randale statt Posen. Dabei sehen zum Schrei aufgerissene Münder in den seltensten Fällen gut auf Fotos aus, von verzerrten Gesichtern ganz zu schweigen.

Sonnenschein wirbt für Milchmixgetränke

Dann kommt Aminata. Die 18-Jährige lässt die Möbel und den Shooting-Partner erst einmal ganz, sieht dabei aber trotzdem stark nach Diva aus. Nur: Für Klum ist das nicht genug. Die Schülerin sei zu sehr Model und zu wenig Schauspielerin, lautet ihr schnell getroffenes Urteil. Das als Kritik ausgerechnet in einer Casting-Show für Models mutet dann doch etwas absurd an. Andererseits geht die Reise nicht zur nächsten Modewoche, sondern direkt zum Casting für ein Milchmixgetränk. Der Hersteller sucht "einen Sonnenschein, der Bollywood tanzen" und so tun kann, als schmecke ein Becher mit nichts drin wie eine "Geschmacksexplosion aus Zimt, Kardamom und Nelken."

Da kommt selbst Klums kleine Theatergruppe an ihre Grenzen. Die einen bewegen sich zu steif beim Gruppentanz, den anderen mangelt es an Vorstellungsvermögen. Luft zu trinken und dabei einen Hochgenuss zu simulieren, sei schon ein wenig komisch, sagt Jolina in die Kamera. Dass ausgerechnet die 16-Jährige den Job absahnt, hat sie laut Thomas Hayo ihren "funkelnden Augen" zu verdanken. Dabei sind die doch eine reine Äußerlichkeit? Offenbar entscheiden die Kunden im Zweifelsfall dann doch nach dem Look, und nicht anhand der durchwachsenen Performance.

Klum hat da ganz andere Maßstäbe. Sie wirft Sainabou raus, weil sie bei der Schülerin Einsatz vermisst. Die Mädchen müssen schon "überraschen" und die Leute "weghauen", findet die 40-Jährige. In welchem ihrer unzähligen Haarspray-Spots ihr selbst das zuletzt gelang, verrät sie leider nicht.  © Glutamat

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