Gebrochene Kugeln, verstopfte Rohre und falsch verlesene Zahlen: Die Geschichte der Live-Ziehung der Lottozahlen, die am 29. Juni zu Ende geht, ist auch eine Geschichte von Missgeschicken, die die Nerven der Zuschauer auf die Probe stellten.

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Die wohl schwerste Panne in der Lottogeschichte ereignete sich am 3. April 2013: Zwei Zahlen blieben vor der Ziehung stecken und gelangten erst gar nicht in die Lostrommeln. Da dies jedoch niemandem auffiel, wurden die Zahlen wie gewohnt gezogen und offiziell verkündet. Erst 22 Minuten später erklärten die Verantwortlichen die Ziehung für ungültig. Ein Hamburger BWL-Student wähnte sich 22 Minuten als Millionär – denn er hatte in der ersten, nachträglich annullierten Ziehung sechs Richtige.

21 Millionen Euro warteten im Mai 2012 im Lotto-Jackpot. Doch ausgerechnet die alles entscheidende Superzahl blieb der Lottomaschine förmlich im Halse stecken. Die Zahl 1 wurde zwar aus der Trommel gezogen, blieb aber in der letzten gläsernen Röhre hängen. Lottofee Franziska Reichenbacher war sich unsicher und konsultierte den Ziehungsleiter. Der erklärte die Ziehung für gültig, die 1 galt als gezogen.

Im September 2008 sorgte eine Softwarepanne für Frust unter den Lottofans in Bayern. Ausgerechnet am späten Mittwochabend brach das System zusammen, Annahmestellen im ganzen Freistaat waren lahm gelegt. Ursache war eine Überlastung des Systems, denn bei 13 Millionen Euro im Jackpot war der Ansturm kurz vor Annahmeschluss besonders groß.

Eine wahre Achterbahnfahrt der Gefühle mussten Lottospieler am 30. Juli 2005 durchstehen. Erst verlas Franziska Reichenbacher die falsche Zusatzzahl. Statt der gezogenen 18 nannte die Lottofee die 8. Ein Computer war ausgefallen, die Regie musste die Zahl per Hand eingeben – und brachte damit die Fehlerlawine ins Rollen. Die "Tagesschau" war so verwirrt, dass sie die Lottozahlen lieber gar nicht ausstrahlte. Und das "Heute Journal" im ZDF verkündete zu allem Überfluss die Zahlen der Vorwoche.

Vergessene und zerbröselte Kugeln

Wenn von 100 Kugeln 20 fehlen, könnte das schon auffallen, sollte man meinen. 2002 bemerkte die NKL jedoch fast zwei Monate nicht, dass ein Fünftel der Kugeln vermisst waren. Für Dreharbeiten hatten die Verantwortlichen zuvor die echten Kugeln durch "schönere" ausgetauscht. Beim Wiederauffüllen vergaßen die NKL-Mitarbeiter kurzerhand die 20 echten Kugeln im Tresor. Die Gewinne mussten öffentlich nachgezogen werden.

Jahrelang zweimal pro Woche in einer Trommel hin- und hergeschleudert zu werden – das kann eine Kugel schon mal in die Knie zwingen. Dieses Schicksal ereilte im Februar 1999 bei der Ziehung zum "Spiel 77" die Kugel 6. Sie zerbrach in der Trommel, kurz bevor die Kugel 9 als letzte gezogen wurde. Laut Regelwerk muss nur die letzte Zahl neu gezogen werden. In der Nachziehung mit Ersatzmaschine fiel die 8. "Das ist völlig rechtmäßig, sozusagen höhere Gewalt", hieß es bei Lotto Hessen.

Manchmal hat so eine Kugel auch einfach keine Lust mehr weiterzurollen. Wie im September 1996, ausgerechnet bei der Premiere von "Spiel 77" und "Super 6". Wegen eines technischen Defekts blieb die Zahl 9 auf der Zahlenwalze stehen, und die Drehung der zweiten Walze stoppte zwischen zwei Ziffern. Die Ziehung musste nachgeholt werden.

Auf eine wahre Geduldsprobe wurden Lottospieler im Mai 1984 gestellt: Die auf mechanisch-pneumatischer Basis arbeitende Trommel versagte. Der Glaskörper ließ die sieben gezogenen Kugeln einfach nicht heraus. Die Ziehung wurde mit einem Ersatzgerät nachgeholt. Erst 20 Minuten nach Mitternacht erfuhren die Zuschauer die richtigen Zahlen. Ein kurzfristiger Spannungsausfall soll nach Angaben der Rundfunkverantwortlichen die Ursache gewesen sein.

Im September 1983 stand beim Mittwochslotto eine nagelneue Ziehungsmaschine im Studio. Nur zwei Zahlen fielen beim ersten Einsatz aus der Trommel. Dem ZDF war das Malheur so peinlich, dass es das neue Gerät vorsichtshalber durch ein anderes ersetzte. (cgs)

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