Josef Hader spielt in "Das ewige Leben" zum vierten Mal die Rolle des Simon Brenner - einem ehemaligen Polizisten, der regelmäßig am Leben zu scheitern droht. Im Interview redet er über Stars im Ensemble und das schwere Schicksal seiner Filmfigur.
Das ewige Leben ist in Österreich sehr erfolgreich gestartet und hat "Fifty Shades of Grey" vom Thron gestoßen. Macht das dann besonders Spaß?
Woran bemessen Sie dann, ob der Film ein Erfolg ist?
Meine eigene Meinung ist schwierig, weil man noch zu nahe am Film dran ist. Die allgemeine Meinung, von Freunden oder auch von Kritikern – ich lese das auch – und das, was Zuschauer sagen, ist wichtig. Uns war vor allem wichtig, dass wir nicht einfach eine Fortsetzung machen, sondern einen komplett neuen Film hinstellen, mit einer neuen Farbe – und ich denke, das haben wir gemacht.
Auf jeden Fall – es wird immer dunkler. Haben Sie das am Anfang des Schreibprozesses quasi beschlossen, dass der Brenner dieses Mal ganz unten anfangen muss?
Das war für uns einfach ein schöner Anfang im Film. Wir haben uns aber ganz bewusst für dieses Buch entschieden, weil wir da der Figur besonders nahe rücken. Als Wolf Haas, Wolfgang Murnberger und ich uns das erste Mal getroffen haben, um das Projekt zu besprechen, da haben wir festgelegt, dass wir die Hauptfiguren aus dem Buch übernehmen und uns dann voll auf die und was sich zwischen ihnen abspielt konzentrieren. Und alles andere wollten wir einfach weglassen.
So ist es dann ja auch gekommen. "Das ewige Leben" gleicht ja fast einem Kammerspiel. Hatten Sie da während des Schreibens schon bestimmte Schauspieler im Kopf?
Kaum welche. Beim Knochenmann hatten wir viele der Schauspieler schon zu Beginn im Kopf und hier eigentlich kaum jemanden. Wir haben die ersten paar Fassungen geschrieben, ohne uns vorstellen zu können wer das dann spielen soll.
Die Besetzung von "Das ewige Leben" ist herausragend geworden. Können Sie sich bei den Filmen inzwischen aussuchen, mit wem sie arbeiten wollen?
Das Schöne ist, dass alle gerne bei diesen Filmen mitspielen wollen, so dass Schauspieler, die wir gerne haben wollen, auch bereit sind, kleinere Rollen zu übernehmen, was sie normalerweise vielleicht nicht machen würden.
Nora von Waldstätten war ganz aus dem Häuschen, als sie erfahren hat, dass sie mitspielen darf. Für ihre Rolle gab es anscheinend ja auch ein Casting. Wie fiel die Wahl am Ende auf sie?
Es war kein richtiges Casting, sondern wir haben sehr außer Zweifel stehende Spitzenkräfte eingeladen. Wir haben ihnen unser Problem geschildert, nämlich dass hier fünf Menschen ganz eng zusammenspielen sollen und die natürlich auch zusammenpassen müssen. Wir haben sie eingeladen, mit uns zu lesen und ein paar Szenen zu spielen und von vorneherein gesagt, dass es nichts mit ihrer Arbeit zu tun hat, wenn wir uns am Ende für jemand anderen entscheiden. Bei Nora war von Anfang an sehr bestechend, dass man der Figur alles zutraut, was sie tut – und dass wir bei ihr das erste Mal gemerkt haben, dass die Rolle auch etwas Komisches haben kann.
Roland Düringer kennen Sie ja schon lange – rufen Sie den dann einfach an und sagen ihm, dass Sie eine Rolle für ihn haben?
Beim Roland haben wir lange überlegt, weil wir uns den Köck als dicken, behäbigen Menschen vorgestellt haben. Mit der Zeit sind wir dann drauf gekommen, dass viel wichtiger ist, dass er jemand ist, den man in Wien "a Krätzn" nennen würde, jemand, der dauernd wie eine Zecke im Pelz sitzt, unangenehm ist und letztlich auch nervt und eine sehr dreiste Art haben muss. Wir haben ihm dann gesagt, dass das eine Rolle ist, die nur bis etwa zur Mitte des Films vorkommt und ob er sich trotzdem vorstellen kann, das zu machen. Der Roland hat sich das Drehbuch durchgelesen, er fand es super und er freute sich sehr, dabei zu sein. Er ist kein Alphatier, sondern mit ganzem Herzen Kabarettist und Schauspieler, der eine Geschichte zu schätzen weiß.
Wie kamen Sie auf Tobias Moretti?
Er hat sich inzwischen zu einem großen Kinoschauspieler entwickelt. Wir hatten gehofft, dass wir bei ihm jemanden gefunden haben, der diese Emotionalität und diese Ambivalenz von jemandem, der aus Liebe schreckliche Dinge tut und gleichzeitig eine tiefe Sehnsucht in sich trägt, ausstrahlt. Und das hat sich beim ersten Lesen bestätigt.
Es wurde wieder eine sehr freie Adaption der Romanvorlage. Wie sehr kämpft Wolf Haas um seinen Ursprungstext?
Am Anfang des ganzen Prozesses des Drehbuchschreibens erlebe ich ihn immer als jemanden, der aufgeregt ist und die Reise mitmachen will. Und jemand, der auch viele neue eigene Ideen mit einbringt.
Sie sind also nicht die drei Alphatiere, die sich beim Schreiben in die Haare kommen?
Wir streiten nicht sehr alphatiermäßig. Wir sind eher beta. Höfliche Menschen, die es eher irritiert, wenn einer da so als Alphatier auf seinem Standpunkt besteht.
Mit kommt es so vor, als wäre der Humor etwas reduzierter ist als in den Filmen zuvor. Haben sie da bewusst noch einmal etwas rausgenommen?
Wir haben nichts weggestrichen, sondern bei einer bestimmten Intensität von Drama geht sich nur noch eine Art von Humor aus. Es gibt Witze und Szenen, die schreibt man einfach nicht, weil es nicht in die Situation passt. Es ist schon Humor drin im Film, der ist dann immer sehr auf die Szene bezogen, manchmal grausam und schwarz. Aber wenn er gut ist, dann erzählt er auch etwas über die Figur. Es ist ein sehr analytischer Humor, fast schon satirisch. Der dominiert den Film. Abgesehen von ein paar Szenen ist sich nur diese Form von Humor ausgegangen.
Haben sie manchmal ein bisschen Mitleid mit der Figur des Brenner?
Mitleid darf man nicht haben als Autor. Das führt nur zu schlechten Ergebnissen. Mitleid sollen die Zuschauer haben.
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