Pünktlich zur Eröffnung der Pollen-und-Gräser-Saison lässt RTLZWEI am Mittwochabend eine neue Staffel "Kampf der Realitystars" auf die ohnehin schon entzündeten Augen seiner Zuschauer los. Ein Ende tränender Linsen scheint nach Folge eins aber nicht in Sicht, denn die Produktion hat auch in diesem Jahr wieder eine illustre Trash-TV-Truppe zusammengecastet. So lief der Auftakt des Staffelstarts.

Eine Kritik
Diese Kritik stellt die Sicht von Christian Vock dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

"Kampf der Realitystars" - Die Show:

"Kampf der Realitystars" macht sich beim Konzept nicht wesentlich mehr Gedanken als andere Trash-TV-Formate. Ein Rudel Promis, Fast-Promis und Ganz-sicher-nicht-Promis wird in einer Gemeinschaftsunterkunft zur Dauerbeobachtung ausgesetzt. Das offizielle Ziel: so lange durchhalten, bis der Letzte 50.000 Euro gewinnt. Das eigentliche Ziel: sich während des Aufenthalts zum Affen zu machen und Streit mit den anderen anzufangen, beides gerne und so oft wie möglich.

Um dabei aber nicht sich, sondern nur die Zeit totzuschlagen, arrangiert die Produktion zahlreiche Plemplem-Spielchen, die das erledigen sollen, was die Teilnehmer an Restwürde übrig gelassen haben. Das dürfte nicht viel sein, denn da sich die Kandidaten gegenseitig aus der Show wählen können, gehört soziales Taktieren ebenso dazu wie deftiges Eskalieren.

Die Unterkunft:

Die Unterkunft ist dieselbe wie in den Jahren zuvor: eine Sala, also ein offenes Häuschen, an einem Strand in Thailand. Die ist mit allem Nötigen ausgestattet, vor allem mit Alkohol, der hat ja noch jede Trash-TV-Show am Laufen gehalten. Außerdem ist diesmal eine riesige Wurst-Attrappe vorbereitet, die "Extrawurst". Die wird im Laufe der Show noch eine Rolle spielen, um ein bisschen Zusatzpuls zu generieren.

Die Teilnehmer:

Es gibt kaum eine andere Trash-TV-Show, die einen derart aufgeblasenen Kader hat. Stolze 23 Reality-Sternchen warten beim "Kampf der Realitystars" auf ihre Einwechslung. Das liegt am Konzept, denn die Show lebt vom Kommen und Gehen. Sobald jemand die Show verlässt, wird ein neuer Teilnehmer an den Strand gespült.

Zum Saisonauftakt setzt RTLZWEI folgende Promis in der Sala ab: Theresia Fischer, Tanja Tischwitsch, Maurice Dziwak, Kevin Schäfer, Noah Cremer, Elsa Latifaj, Keno Veith, Ben Tewaag und Valencia Stöhr. Als Nachzügler stoßen noch Cecilia Asoro und Calvin Kleinen zur Truppe.

Die Moderation:

Cathy Hummels hat sich erneut die Moderation der Staffel nicht nehmen lassen und ein anderer hat es auch nicht getan. Leider. Denn entweder betrachet Hummels "Kampf der Realitystars" seit 2020 als Trainee-Programm oder aber ihr sehr hölzerner Moderationsstil ist so gewollt. Zum Segen aller, die eine flüssige, spontane und witzige Moderation lieben, taucht Hummels wie immer nur ganz am Ende, bei der Stimmabgabe der Teilnehmer, für ein paar Minuten auf.

Die Auftaktfolge:

Traditionell dauert es auch im Trash-TV ein bisschen, bis die Realitysternchen in Fahrt kommen. Es braucht einfach seine Zeit, bis sich die mitgebrachten Antipathien entfalten oder neue entstehen. So läuft es auch in Folge eins des "Kampfs des Realitystars", aber die Teilnehmer geben sich Mühe, dass man nicht allzu lange wird warten müssen, bis es kracht.

Trotzdem saugt die Auftaktfolge ihre Unterhaltung erst einmal aus einer anderen Quelle: Situationskomik und Maurice Dziwak. Dziwak war bislang im "Sommerhaus der Stars" wegen seines Umgangs mit Freundin Ricarda unangenehm aufgefallen und auch diesmal sollte er fallen – und zwar auf seinen Hintern. Denn als Dziwak, dessen Selbstwahrnehmung immer eine Nuance zu sehr in Richtung Selbstbeweihräucherung kippt, mit einem Boot zur Sala gebracht wird, versaut ihm der Wellengang einen heroischen Auftritt.

Das Schiff schaukelt in der Brandung hin und her und macht das gleiche mit Dziwak, der sich nicht auf den Beinen halten kann. Schlussendlich kentert das Boot und der Reality-TV-Darsteller ist durchnässt – ebenso wie sein Koffer. Diese Gelegenheit lässt die Produktion nicht verstreichen und generiert aus Dziwaks Versuch, seine Klamotten vom Sender trocknen zu lassen, noch ein paar Lacher.

Das Fazit:

Das kann was werden. Von allen Reality-Formaten ist "Kampf der Realitystars" vielleicht das ehrlichste. Hier weiß jeder der Beteiligten, worauf er sich einlässt und was von ihm oder ihr erwartet wird: grundsolides Trash-TV. Die Teilnehmer wissen, dass sie zum Affen gemacht werden und sich selbst zum Affen machen lassen sollen. Wie, da darf jeder aus dem Vollen schöpfen und nach seinen Möglichkeiten eskalieren.

Cathy Hummels ist wieder als Moderatorin engagiert. © RTLZWEI - Luis Zeno Kuhn/

Die Produktion wiederum steht dabei hilfreich zur Seite, indem sie die Kandidaten dort am Ring durch die Arena führt, wo Realitysternchen am verwundbarsten sind: in ihrer Eitelkeit. Da gehört es zur Tradition, dass die Promis sich wieder so ordnen müssen, wie sie die Rangfolge ihres Bekanntheitsgrades einschätzen. Diesbezüglich hat man mit Maurice Dziwak einen Teilnehmer dabei, der für eine solche Aufgabe nicht passender, weil nicht explosiver sein könnte.

Aber auch die anderen Kandidaten liefern bereits in Folge eins ab oder geben wenigsten ein Versprechen auf kommende Eskalationen ab. Wienerin Elsa Latifaj zum Beispiel schätzt ihren Ruf anhand dreier Begriffe ein: "Zündschnur, Ghettobraut und asozial." Ein Potenzial, das auch Kevin Schäfer erkennt: "Ich bin gespannt auf deine Ausraster", gesteht er Elsa.

Auf Ausraster muss man bei Maurice Dziwak nicht gespannt sein, man muss lediglich abwarten. Zumindest scheinen sich der Schnitt und auch ein paar Teilnehmer auf den 25-Jährigen als aktiven Reality-Vulkan festgelegt zu haben. "Du warst ja nicht besonders nett", fühlt Kevin Schäfer bei Maurice wegen dessen Verhalten beim "Sommerhaus der Stars" vor und Theresia erkennt bei Dziwak zwar eine Form von Höflichkeit und das sei auch gut so – "in seinem Interesse."

Und so kämpft jeder den "Kampf der Realitystars" im Austausch mit seiner Würde um Sendezeit. "Man hat das Gefühl, dass alle irgendwie drauf sind", beschreibt Ben Tewaag dieses Ringen um Aufmerksamkeit in einem Zwischenfazit für sich. Doch offenbar sind nicht alle gleichermaßen "irgendwie drauf". Denn Calvin Kleinen und Cecilia Asoro dürfen als Nachzügler den ersten Teilnehmer aus der Show wählen und entscheiden sich für den TikToker Noah Cremer, weil sie bei ihm zu wenig Trash-TV-Ambitionen sehen. "Was soll ich sagen? Ist scheiße, Leute", nimmt Cremer die Entscheidung mit Tränen in den Augen zur Kenntnis.

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