- "Raus aus der Komfortzone" war das Motto beim "Perfekten Promi Dinner".
- Aufgekratzt, spritzig-witzig, dann aber auch sehr nachdenklich ließen sich vier LGBTIQ+-Promis auf vier Party-Abende ein.
- Das Kochen geriet da zur Nebensache.
Die Grundidee von "Das perfekte Promi Dinner" ist eigentlich für viele, sich über die charmant voyeuristische VOX-Sendung originelle Koch-, Tischdeko- und Inneneinrichtungs-Anregungen zu besorgen. Und nebenbei bei mehr oder weniger prominenten Zeitgenossen vielleicht auch mal heimlich ins Schlafzimmer zu blicken. So weit, so bekannt. Und diesmal so anders.
VOX hatte die "Woche der Vielfalt" ausgerufen, und deswegen fiel auch das "Promi Dinner" am Sonntagabend angenehm divers aus. Mit einer Feier der Vielfalt. Und tollen Gesprächen, die tiefe Einblicke in schwul-lesbische, selbstbestimmte, gleichermaßen mutige wie natürlich völlig selbstverständliche Lebenswege und Sex-Vorlieben ermöglichte. "Pikant" war diesmal nicht nur eine kulinarische Geschmacksrichtung.
Zu Gast bei zwei "Königlichen"
Dafür hatten die VOX-Planer diesmal ein besonders originelles Promi-Quartett zusammengestellt - inklusiver zweier "Königlicher". So bekochte diesmal
Ebenfalls ein Name, den nicht jeder kennt, der in Szenekreisen aber einen Ruf wie Donnerhall hat: Jessica Derucki, die mit ihrer Mutter in der Nähe von Trier lebt und erst 22 Jahre alt ist, darf sich schon Weltrekordhalterin nennen. Sie war die erste Trans-Kandidatin in der Realityshow-Reihe "Love Island".
Und dann sorgte auch noch
"Das Perfekte Promi Dinner": Tolerant, weltoffen - und angeschickert!
Es war ein buntes Völkchen, das bestenfalls tatsächlich die Aufgeschlossenheit eines modernen Senders und die Idealvorstellung einer toleranten deutschen Öffentlichkeit widerspiegelte. Das allerdings nie mit erhobenem Zeigefinger, sondern mit viel guter Laune und einer geballten Portion sympathischer Selbstironie.
Sich vom Lachen, Flirten und den Sticheleien des Quartetts mitreißen zu lassen, fiel nicht schwer. Schon gar nicht, weil in Köln (zu Gast bei Irina), Düsseldorf (
Wenn das Outing eine große Wunde hinterlässt
Zugleich quasselte die Dinner-Runde nicht über die vielen Abgründe hinweg, die es leider dann doch noch in einer nicht durchgängig aufgeschlossenen Gesellschaft gibt. Berichtet wurde von Anfeindungen, von seelischen Schmerzen, von oft nicht ganz freiwilligen Zwangs-Selbstoffenbarungen zum "falschen", weil eben doch nicht selbstbestimmten Zeitpunkt. "Das Outing hat schon eine große Wunde hinterlassen", sagte etwa "Prince Charming" Nicolas.
Von besonders düsteren Erfahrungen und einem steinigen Weg zum Ankommen in einem wunderschönen weiblichen Körper erzählte Jessica. Sie outete sich mit zwölf Jahren als "trans", erfuhr aber viel Ablehnung in der Kleinstadtatmosphäre, in der sie aufwuchs. "Ich wurde bespuckt", sagte sie. Nicolas schossen da rasch die Tränen in die Augen. Als junger Schwuler musste er ganz ähnliche Brutalität erdulden. "Es tut mir so weh, dass mich das nicht überrascht", sagte er und tröstete Jess.
"Wir sind kunterbunt - und dürfen das auch so sein."
Wer wollte da noch wissen, was auf den Tischen landete - und ob die Kreationen nicht oft sogar direkt aus den Packungen, Tuben oder Würzflaschen stammten? Wer so viel zu erzählen hat, sollte sich nicht vom Küchen-Ehrgeiz ablenken lassen, auch wenn einige Gerichte wirklich verblüfften. Ganz viel Gegacker am Tisch verursachte etwa Irina, als sie ihre Gäste spontan dazu aufforderte, aus buntem Zuckerteig ein Abbild weiblicher Geschlechtsteile zu kneten. Kann man machen.
Trotzdem: Es überwogen - ausgerechnet beim "Promi Dinner" - diesmal die erklärten Kulinarik-Chaoten. So machte Candy keinen Hehl daraus, dass sie sich eigentlich in der eigenen Küche gar nicht auskennt: "Ich bestelle dreimal am Tag." Auch Jessica ließ das Essen lieber in weiten Teilen von ihrer Mutter vorbereiten. "Ich liebe so Fertigsachen", gestand sie.
Üblicherweise wären das echte "No Gos" beim "Perfekten Promi Dinner" gewesen. Doch diese Ausgabe setzte eben ganz andere Duft- und Geschmacksnoten. Sie wollte bunt sein, und so sollte auch das Publikum ebenso tolerant bleiben wie die Party-Gäste. Die waren sich oft einig: Nicht perfekt gekocht, aber ein perfektes Dinner. Für einen nur zum Schein empörten Lacher sorgte es dennoch, dass Jessica einen Zähler hinter den drei anderen (jeweils 24 Punkte) in der Endabrechnung zurückblieb.
"Wir haben alle gewonnen", zog Candy den Schlussstrich. "Wir sind kunterbunt - und dürfen das auch so sein." (tsch) © 1&1 Mail & Media/teleschau
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