Im Interview spricht Moderatorin Steffi Brungs über ihre Liebe zur Musik, Bodyshaming, Rassismus und Hass im Netz.
Schlager ist für sie "absolute Gute-Laune-Musik". Kein Wunder, dass Steffi Brungs "keine Sekunde gezögert und sofort zugestimmt" hat, als die Anfrage kam, die Musik-Show "Schlagerliebe live" (zu sehen am 02.10. um 20:15 Uhr auf RTL up) zu moderieren. Im Gespräch mit unserer Redaktion verrät die 35-Jährige, welche Playlisten bei ihr laufen und erklärt, warum Menschen mit Reichweite ihre Stimme nutzen sollten, um auf gesellschaftlich relevante Themen hinzuweisen.
Frau Brungs, Sie moderieren an der Seite von Sänger Norman Langen die Musikshow "Schlagerliebe live". Wie viel Schlagerliebe steckt in Ihrer privaten Playlist?
Steffi Brungs: Sehr viel (lacht). In mir steckt tatsächlich viel Schlagerliebe, denn Schlager sorgt einfach immer für gute Stimmung und ist für mich absolute Gute-Laune-Musik. Ob zuhause unter der Dusche, im Auto oder auf Partys – wenn Schlager läuft, ist man einfach immer gut drauf.
Meine Playlisten sind sehr geregelt, gemischte Playlisten mit unterschiedlichen Genres gibt es bei mir nicht, denn für mich würde es sich seltsam anfühlen, nach einem Beyoncé-Song plötzlich
Findet sich in dieser Playlist auch ein Titel Ihres Co-Moderators Norman Langen?
Nicht nur einer, sondern mehrere! "Pures Gold" war einer seiner größten Hits und darf meiner Meinung nach in keiner Schlager-Playlist fehlen. Dasselbe gilt für seinen aktuellen Song "Warum hast du nicht Ja gesagt", den wir übrigens bei "Schlagerliebe live" zusammen auf der Bühne performt haben. Die Zuschauer werden mich bei der Ausstrahlung also nicht nur moderieren sehen, sondern auch singen hören.
Als Schlager-Fan ist Ihnen die Moderation der Show also nicht allzu schwer gefallen…
Gar nicht. Ich bin seit mittlerweile sechs Jahren als Promi-Expertin bei RTL im Einsatz, aber auch als Musik-Expertin. Letzteres bin ich, weil ich mich wirklich für jede Art von Musik begeistern kann und möchte.
Musik ist für mich ein Lebensgefühl und ich könnte mir ein Leben ohne Musik nicht vorstellen. Als damals die Anfrage kam, "Schlagerliebe live" zu moderieren, habe ich keine Sekunde gezögert und sofort zugestimmt.
Wie war die Zusammenarbeit mit Sänger Norman Langen?
Einfach wunderbar. Bei unserer ersten gemeinsamen Moderation im Juli hat er direkt für einen sehr emotionalen Moment gesorgt. Unmittelbar vor Show-Beginn hat er mit verraten, dass er erneut Papa wird.
Wir beide waren eh schon total aufgedreht: das erste Mal zusammen singen und moderieren. Und das vor 22.000 Zuschauen. Ich dachte: Krasser kann’s nicht werden. Doch dann überraschte mich Norman auch noch mit diesen süßen Baby-News. Ich hab gekreischt, ihn umarmt und dann sind wir strahlend auf die Bühne.
Auf Instagram zeigen Sie Ihren Followerinnen und Followern regelmäßig Ausschnitte aus Ihrem Privat- und Berufsleben, nutzen den Kanal aber auch, um sich gesellschaftskritisch zu äußern. Wie wichtig ist es Ihnen, Ihre Reichweite für politische oder gesellschaftskritische Botschaften zu nutzen?
Sehr wichtig! Jeder Mensch hat eine Stimme und vor allem Menschen, die in der Öffentlichkeit stehen, haben einen gewissen Einfluss. Dabei geht es nicht darum, jemandem in der eigenen Meinung zu beeinflussen, sondern die Menschen auf gewisse Themen hinzuweisen, zum Nachdenken anzuregen und dafür zu sensibilisieren, wie wichtig die Stimme jedes Einzelnen ist.
Vor allem mit Blick auf die Politik muss uns allen klar sein, was passieren kann, wenn wir unsere Stimme nicht nutzen.
Bei welchen gesellschaftlich relevanten Themen Steffi Brungs nicht leise bleiben kann
Für welche Themen möchten Sie Ihre Community ebenso sensibilisieren?
Da gibt es viele. Unsere Gesellschaft hinkt beispielsweise noch immer einem sehr veralteten Schönheitsideal hinterher. Vor allem Frauen leiden darunter, wenn sie sowohl in den sozialen Medien als auch im privaten Umfeld wegen ihre Körperform oder -größe beurteilt werden. Bezüglich Bodyshaming muss sich noch einiges ändern in den Köpfen der Menschen.
Außerdem liegt es mir am Herzen, das Thema Rassismus anzusprechen. Als Mensch mit Migrationshintergrund möchte ich Betroffenen zeigen, dass sie nicht alleine sind. Auch ich erlebe rassistische Anfeindungen und musste in der Vergangenheit unschöne Erfahrungen machen. Umso wichtiger ist es mir, diesbezüglich meine Stimme zu nutzen und aufzuklären.
Sollten Ihrer Meinung nach also Menschen mit Reichweite diese dafür nutzen, sich politisch und gesellschaftlich zu äußern?
Ja, das finde ich schon. Mir geht’s allerdings nicht darum, dass sich jetzt jeder Influencer wahllos zu allem äußert. Vielmehr geht es mir darum, dass sie ihre Stimme nutzen, um über gesellschaftspolitische Themen zu sprechen und aufzuklären, die ihnen persönlich wichtig sind und die sie wirklich interessieren.
Ich für meinen Teil kann nicht anders, als mich zu laut äußern, wenn es beispielsweise um Rassismus geht. Sowohl ich, als auch Menschen in meinem Umfeld erleben Rassismus. Nicht nur im Netz, auch im realen Leben. In solchen Momenten sehe ich es als meine Pflicht, Stellung zu beziehen – sowohl online als auch offline.
An dieser Stelle ist es mir übrigens auch egal, wenn ich durch diese politischen Statements Followerinnen oder Follower verliere. Auf Menschen, die mit Rassismus kein Problem haben, kann ich in meiner Community sehr gut verzichten. Darüber hinaus ist es für mich ein Widerspruch, einer Moderatorin mit offensichtlichem Migrationshintergrund in den sozialen Medien zu folgen und sich zugleich rassistisch zu verhalten.
Lassen Sie uns in diesem Zusammenhang über Hass im Netz sprechen: Wo beginnt für Sie digitale Gewalt?
Für mich beginnt digitale Gewalt bereits bei einer Beleidigung. Meiner Meinung nach muss nicht erst eine Drohung geäußert werden, sondern wiederkehrende Beleidigungen durch fremde Menschen sind für mein Empfinden eine Form von Gewalt. Auch ich werde in den sozialen Medien beleidigt. Meistens von den selben Menschen, die mir ironischerweise auch noch folgen – was für ein Widerspruch!
Was sind das für Beleidigungen?
In den meisten Fällen ist es klassisches Bodyshaming. "Wie kann man nur so einen kurzen Rock tragen, wenn man so dicke Beine hat?" oder "Wann versteht sie endlich, dass sie zu fett für solche Klamotten ist?" Hin und wieder werde ich dann auch mal als Schlampe oder Bitch beschimpft.
Besonders nahe gehen mir aber Nachrichten in Bezug auf meine Herkunft, in denen etwa steht, ich solle wieder dahin gehen, wo ich hergekommen bin oder warum jetzt Ausländer im deutschen TV moderieren müssen. Diese wiederkehrenden Beleidigungen empfinde ich eindeutig als digitalen Hass und Gewalt.
Wie reagieren Sie auf diese digitalen Übergriffe?
Indem ich die betreffenden Accounts melde und auch blockiere. Bisher reicht das, um wieder in Ruhe gelassen zu werden. In meinem persönlichen Fall ist es Gott sei Dank noch nie zu Drohungen gekommen. So musste ich glücklicherweise noch nie Anzeige erstatten.
Ich weiß aber leider auch, dass es Kolleginnen und Kollegen gibt, die es deutlich härter trifft und die in der Folge entsprechende juristische Schritte einleiten müssen, um sich zu schützen.
Gab es dennoch in der Vergangenheit eine Situation, in der Sie sich nicht sicher gefühlt haben?
Glücklicherweise nicht. Ich erinnere mich aber an eine Situation, in der ein Follower vor etwa drei Jahren meine private Telefonnummer herausbekommen und mich angerufen hat. Ich war zuvor regelmäßig im Nachrichtenaustausch mit ihm, insofern sagte mir sein Name etwas, als er mir diesen nannte. Ich habe ihn dann freundlich darauf hingewiesen, dass ich mich in dieser Situation nicht wohl fühle und ihn gebeten, die Nummer zu löschen. Diese Bitte hat er akzeptiert und die Nummer offenbar auch nicht verbreitet. Insofern habe ich in dieser übergriffigen Situation Glück gehabt.
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Für Fälle, die nicht so glimpflich ablaufen, gibt es inzwischen Hilfsorganisationen, die Betroffenen juristischen Beistand leisten…
Es ist großartig, dass es diese Organisationen gibt. Nichtsdestotrotz macht es mich auch traurig, dass es Menschen gibt, die im Internet jede Form von Anstand verlieren. Dass manche Personen sich im Netz vollkommen anders verhalten, als im realen Leben, macht mich manchmal fassungslos. Ich würde gerne einen Menschen treffen, der im echten Leben wahllos andere Menschen auf offener Straße beleidigt und bedroht. So verhält sich doch niemand!
Stattdessen fühlen sich die Menschen online geschützt, nur weil sie ihr Gesicht hinter einem Hundefoto-Profilbild verstecken können. Das Internet kann ein toller und schöner Ort sein, doch der Hass der Menschen kann ihn ebenso zu einem hässlichen Ort machen.
Über die Gesprächspartnerin:
- Stephanie, Steffi, Brungs ist Sportjournalistin und Moderatorin. Seit 2018 ist sie regelmäßig als Promi und Musik-Expertin in den RTL-Formaten "Punkt 6", "Punkt 7" sowie "Punkt 12" zu sehen. Darüber hinaus moderiert sie verschiedene Unterhaltungs- und TV-Formate. Seit 2019 ist Steffi Brungs mit dem "Sat.1-Frühstücksfernsehen"-Moderator Christian Wackert verheiratet.
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