• Ausgerechnet in einem malerisch gelegenen Ausflugslokal in Sachsen-Anhalt hätte sich Frank Rosin fast den Magen verdorben.
  • Was in der "Wanderrast" auf den Plastikteller kam, war schier ungenießbar.
  • Das wahre Problem lag aber tiefer, wie "Rosins Restaurants" zeigte.

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Oft sind es verdreckte Küchen, muffige Gaststuben und heruntergewirtschaftete Bruchbuden an trostlosen Ausfallstraßen, die Frank Rosin bei seinen Restaurant-Rettungsversuchen bei KabelEins in die Verzweiflung treiben. Diesmal sah am Arendsee in der Altmarkt in Sachsen-Anhalt alles ganz anders aus. Proper. Vielversprechend. Malerisch.

Die "Wanderrast" ist wirklich ein wunderschönes Ausflugslokal. Und vor den Türen scharren neugierige, hungrige Gäste mit den Wanderschuhen. Umso schockierender, dass der neue Eigner so ganz und gar nichts vom Gastro-Geschäft zu verstehen schien.

Frank Rosin: "Das schmeckt widerlich"

Das Unheil nahm schon mit einem ersten Test-Gericht seinen Lauf: Es war ein Essen, das der Sternekoch aus dem Ruhrgebiet über alles liebt. Doch der mit 38 Jahren nicht mehr ganz junge, aber jung und unerfahren wirkende neue "Wanderrast"-Wirt Marcus schaffte es sogar, den Klassiker Currywurst komplett zu verpfuschen.

"Das schmeckt widerlich", stöhnte Frank Rosin über die ihm vorgesetzte Currywurst. Die sah mit einer undefinierbaren, säuerlichen Pampe, lieblos in eine Plastikschale gestopft, auch wirklich scheußlich aus. Den lieblos aus Tiefkühl-Fertigprodukten vermanschten "Burger" wollte der Fastfood-Fan aus Dorsten gar nicht erst anrühren.

Marcus, der lange als Miet-Koch in Hotels und im Catering-Geschäft gearbeitet hatte und nun endlich eigener Wirt in der von ihm aufgekauften "Wanderrast" werden wollte, hinterließ mit seinem billig produzierten Imbiss-Fraß nicht nur beim Gastro-Profi einen desaströsen Eindruck. Auch die Testesser, die Rosin mitgebracht hatte, waren fassungslos.

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"Rosins Restaurants": Der gute äußere Eindruck täuscht

Alleine dieser Gegensatz: Von außen sieht das Ausflugslokal einladend und idyllisch aus. Die Küche wirkte auf den ersten Blick sauber und gut ausgestattet. Das Epizentrum aller Probleme der "Wanderrast" war Jung-Unternehmer Marcus selbst. Schon bei einfachsten Aufgaben wirkte er desorientiert. Bisweilen begann er sogar zu zittern. "Ich weiß gar nicht, ob du Kochen kannst", zweifelte Frank Rosin am Elementaren. Er hatte komplett die Lust am Essen verloren.

Wo also anfangen? Was Rosin und die Testesser am meisten störte: Auf der mickrigen Speisekarte fand sich kein einziges regionales Produkt. Nichts Vegetarisches, kein Salat. Und ein direkt am See-Ufer gelegenes Lokal ohne Fisch muss man sich auch erst einfallen lassen. Dann auch noch eine Wurst, bei der Marcus offenbar nur auf eines geachtet hatte: einen möglichst billigen Einkaufspreis.

"Mit Currywurst hat das nichts zu tun", tobte Frank Rosin. "Imbiss ist völlig ok, aber nicht Pommesbude", schimpfte der Restaurant-Profi. Aus einem Lokal wie der "Wanderrast" muss man einen Ort machen, an dem die Leute gerne für ein schnelles, einfaches Gericht einkehren. Nur das muss eben auch schmecken - und zum Ambiente passen. "Sonst bist du das Ding in drei Monaten wieder los."

Aus für die 29-Cent-Billigwürste

Der Schuss vor den Bug saß. Marcus telefonierte herum und organisierte als Ersatz für die 29-Cent-Billigware aus dem Discounter deutlich hochwertigere Würste vom lokalen Fleischer. Und dann besuchte er zusammen mit Frank Rosin auch noch einen Räucherfisch-Produzenten am See. Ein Ort ganz nach dem Geschmack des erfahrenen Genießers. Schnell ging's um neue Liefer-Verträge.

Doch vorher musste Marcus erst einmal in Rosins vor Ort improvisierter Koch-Schule antanzen. Dort stellte sich rasch Erstaunliches heraus: Eigentlich ist Marcus durchaus ein kreativer Kopf. Und kochen kann er auch, wenn er sich nur dazu herablässt. Und wenn er sich endlich mal konzentriert.

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Frank Rosin: "Du bist begeistert wie eine Schlaftablette"

Das Hauptproblem entpuppte sich als Charakterfrage: Marcus wirkte oft verpeilt, hörte selten richtig zu, war mit seinen Gedanken kaum einmal bei der Sache. "Du bist begeistert wie eine Schlaftablette", blaffte Rosin. "Komm' aus dem Schlüpfer!"

Es war wieder einmal der Hobby-Therapeut in Frank Rosin gefragt - und ganz viel Know-how in Sachen Küchenpsychologie. Deswegen begab er sich auf Ursachenforschung. Mit der Idee, sich die Eltern des verwöhnten Sohnemanns Marcus einmal genauer anzusehen, lag Rosin goldrichtig.

Die beiden liebenswürdigen Altvorderen ließen ihrem Kind nämlich so gut wie alles durchgehen - auch wirtschaftliches Komplettversagen. Vater Wolfgang und Mutter Evelyn waren die wahren Geldgeber des Lokals, das ohne ihre regelmäßigen Finanzspritzen längst pleite gegangen wäre. "Ich nehme meinem Vater die Rente und meiner Mutter den Lohn weg", gestand Marcus ein.

Abnabeln - mit 38 Jahren

Dieser Schock für Frank Rosin ging noch tiefer als das offensichtliche Koch-Desaster zu Beginn. Aber immerhin lichtete sich nun der Nebel. Das Beglucken von Marcus musste ein Ende haben. Mit 38 Jahren sollte es doch höchste Zeit sein, dass der Sohn finanziell auf eigenen Füßen steht. Also handelte Rosin mit den Eltern einen Deal aus: Nur durch die schlimmsten Corona-Zeiten sollten sie Marcus finanziell noch hindurchhelfen. "Danach muss er's selber schaffen."

Dass es "danach" vielversprechend weitergehen könnte, zeichnete sich im großen Finale deutlich ab. Den gestrengen Rosin im Nacken schaffte es Marcus tatsächlich, nicht nur die Speisekarte radikal umzugestalten - hin zu regionalen, leckeren Schmankerln wie einer originellen Fischbulette. Nach einer behutsamen Umgestaltung funktionierten auch die Abläufe in der Küche besser. Und Marcus sah endlich ein, dass er handeln statt reden musste. Es war die (sehr verspätete) Geburtsstunde eines echten Unternehmers.

Der Erfolg könnte sich schon rasch einstellen: Bei einem zweiten Testessen waren die neugierigen Gäste hellauf begeistert. Sie lobten die neue Auswahl, das tolle Ambiente, den Pfiff, der zuvor so sehr gefehlt hatte. "Eine 180-Grad-Wende", lautete das Urteil. Frank Rosin hatte mal wieder ein kleines Wunder bewirkt.   © 1&1 Mail & Media/teleschau

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