Kaum beendet Stefan Raab seine Fernsehkarriere, bricht die ProSieben-Sat.1-Aktie ein. Doch warum reagiert die Börse überhaupt, wenn ein TV-Entertainer seinen Rücktritt erklärt?

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Es gibt wohl nur wenige Entertainer, die mit ihrem Abgang eine ganze Aktie zu Fall bringen können. Dass Stefan Raab einer von ihnen ist, wissen wir spätestens seit dem vergangenen Mittwoch. Um 22:12 Uhr verkündete der TV-Tausendsassa seinen Rücktritt, bis zum nächsten Morgen um kurz nach 9 Uhr war die Aktie von ProSieben und Sat.1 bereits um mehr als vier Prozent gefallen.

Aber wie ist so etwas überhaupt möglich?

Keine Frage, Stefan Raab ist das Aushängeschild des TV-Senders ProSieben. Jahrelang prägte und dominierte er wie kein anderer das Programm und sorgte gleichermaßen für überragende Quoten und glänzende Werbeeinnahmen. Dass ein anderer künftig in diese riesigen Fußstapfen treten kann, ist unwahrscheinlich.

Und genau an dieser Stelle kommt der Aktienkurs der Sender ProSieben und Sat.1 ins Spiel. Aktien stehen immer für einen bestimmten Anteil an einem Unternehmen, in diesem Fall an der ProSiebenSat.1 Media AG. Der Wert einer Aktie richtet sich vor allem danach, wie hoch die Kaufinteressenten und Aktieninhaber den künftigen Wert eines Unternehmens einschätzen.

Bevor Stefan Raab sein Karriereende verkündete, war der Wert der Aktie vergleichsweise hoch. Denn auch Menschen, die keine Aktie besaßen, wollten am künftigen Unternehmenserfolg finanziell teilhaben und waren bereit, Aktien zu einem höheren Kurswert zu kaufen.

Der plötzliche Rücktritt von Stefan Raab am Mittwoch hatte dann unmittelbare Folgen für den erwartbaren Wert des Unternehmens. Denn weil mit seinem Ausscheiden die Gefahr besteht, dass der Sender an die momentanen Quoten und Werbeeinnahmen nicht mehr anknüpfen kann, könnte der Gewinn von ProSieben zukünftig deutlich niedriger ausfallen.

Die Wert der Aktie fiel sofort, und das, obwohl der tatsächliche Wert des Unternehmens allein durch Raabs Karriereende noch gar nicht gesunken war. Dennoch war die Aktie damit plötzlich für weit weniger Menschen interessant.

Das gleiche Prinzip funktioniert übrigens auch umgekehrt. Als Stefan Raab seinen Vertrag mit dem Sender 2011 um fünf Jahre verlängerte, stieg der Wert der Aktie. Weil viele Menschen an den künftigen Erfolg der ProSiebenSat.1 Media AG glaubten.

Wie stabilisiert sich ein Kurs wieder?

Kurze Zeit, nachdem der Kurs in der Nacht auf Donnerstag gefallen war, stieg der Kurs der ProSiebenSat.1-Aktie aber schon wieder an. Wie kam es dazu?

Börsenschwankungen entstehen dadurch, dass verschiedene Menschen den Wert eines Unternehmens unterschiedlich hoch einschätzen. Ist der Wert hoch, ist das Interesse groß und viele Menschen kaufen. Ist der Wert niedrig, dann versuchen Aktieninhaber zu verkaufen und der Preis fällt weiter.

Nun kann man also annehmen, dass vielen Anlegern in der Nacht auf Donnerstag daran gelegen war, ihre Aktie aufgrund des Ausscheidens von Raab und der damit unsicheren Zukunft des Senders schnellstmöglich loszuwerden.

Andere wiederum hielten den Zeitpunkt, zu dem der Aktienkurs niedrig war, für ideal, um in das Unternehmen zu investieren und zu hoffen, dass sich Raabs Karriereende eben doch nicht so stark auf den Erfolg des Senders auswirkt oder sich der Sender langfristig davon erholt.

Eine weitere Rolle spielen sicherlich die Dividenden, die einmal jährlich ausgeschüttet werden und Teil des Gewinns sind, der direkt an die Anteilseigner ausgezahlt wird. Sie lag bei ProSiebenSat.1 zuletzt bei 1,60 Euro je Aktie. Zahlreiche Anleger witterten nun wohl also ihre Chance auf eine verhältnismäßig günstige Aktie mit hohen Jahresdividenden.

Inwieweit der Rückzug von Stefan Raab aus der deutschen Fernsehlandschaft tatsächlich unmittelbare finanzielle Auswirkungen auf den Sender haben wird, können heute nicht einmal Experten prophezeien. Dass es aber für ProSiebenSat.1 eine Herausforderung werden wird, die positiven Erträge der erfolgreichen Formate und auch ohne den Moderator aufrecht und damit den Aktienkurs langfristig auf hohem Niveau zu erhalten, ist unumstritten.

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