E-Autos sind in Deutschland immer noch relativ teuer. Gleichzeitig senken deutsche Autohersteller in China ihre Preise. Woher kommt der hohe Preis solcher Autos in Deutschland und wird sich hier künftig etwas ändern?

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Die Zulassungen bei den E-Autos gingen im vergangenen August spürbar nach oben, wie der ADAC meldet. Demnach habe es unter allen Autotypen 37 Prozent mehr Zulassungen als im August des vergangenen Jahres gegeben. Die E-Autos lagen bei den Zulassungen im August sogar vor den Benzinern und Dieseln. Dies ist sonst nicht die Regel und das gab es bisher nur in einem Monat Ende vergangenen Jahres.

Doch von Dauer dürfte diese Entwicklung nicht sein laut ADAC. Die aktuell hohen Zahlen hingen nach Ansicht des Automobilclubs unmittelbar mit dem Auslaufen der Kaufprämie zusammen. Viele Firmen wollten demnach noch schnell ein E-Auto mit Prämie kaufen. Die Kaufprämie für gewerbliche Käufer ist bereits zum 1. September dieses Jahres beendet worden. Der Zuschuss für private Käufer soll bis Ende 2025 auslaufen. Die Unternehmensberatung Deloitte erwartet im Jahr 2024 einen Rückgang um ein Drittel bei den Zulassungen von E-Autos, wie das Handelsblatt meldet.

Wisbert: "Hochlauf der Elektromobilität bekommt einen Dämpfer"

Dass die Zulassungszahlen nun erstmal nach unten gehen dürften, davon geht auch Helena Wisbert aus. "Der Hochlauf der Elektromobilität in Deutschland bekommt dadurch einen Dämpfer. An dem Stellenwert der E-Mobilität als Antriebslösung für eine CO2-neutrale Mobilität wird es aber nichts ändern“, sagt die Direktorin des CAR - Center for Automotive Research. Fraglich werde dann aber, ob die Ziele der Bundesregierung eingehalten werden könnten, bis 2030 15 Millionen E-Autos auf Deutschlands Straßen zu bringen.

Derzeit ist der hohe Preis von E-Autos für potentielle Käufer der wichtigste Grund, sich letztlich für einen Benziner, Diesel, oder gar kein Auto zu entscheiden. Dies ergab der Mobilitätsmonitor der Acatech-Akademie für Technikwissenschaften von Ende 2022. Demnach gaben 71 Prozent der Befragten an, dass sie sich aufgrund des hohen Preises gegen ein E-Auto entschieden. Auch die zu geringe Anzahl von Ladesäulen und zu hohe Strompreise werden häufig als Gründe genannt.

Doch woran liegt es, dass die Preise für E-Autos in Deutschland noch so hoch sind? Der große Kostentreiber, sagt Helena Wisbert, sei nach wie vor die Batterie und dabei ganz besonders die verarbeiteten Rohstoffe, die sich in der Batterie befinden. "In einem E-Auto stecken mehrere 100 Kilogramm mehr an Rohstoffen als in einem konventionellen Verbrennerfahrzeuge“, sagt Wisbert. Dies führe zu einem Preisunterschied zwischen vergleichbaren Verbrennern und E-Autos von teilweise 10.000 Euro oder gar noch mehr.

Deutsche Autokonzerne werden Preise kurzfristig nicht massiv senken

Mittlerweile kommt international Bewegung in die Preise, wenn auch bisher nicht von deutschen Firmen gegenüber Kunden in Deutschland. Während die Preise für E-Autos von deutschen Herstellern im heimischen Markt hoch bleiben und sogar noch angehoben wurden, haben diese Konzerne in China bereits ihre Preise angepasst. Dort kostet ein VW ID.3 mittlerweile nur noch in etwa die Hälfte von dem, was er in Deutschland kostet, wie der Spiegel berichtet.

In Deutschland haben die Konzerne auf die gesunkene Nachfrage auf andere Art reagiert. So haben kürzlich VW und Renault bereits in Deutschland ihre E-Auto-Produktion gedrosselt, wie das ZDF berichtete. Mit Preisnachlässen machte hingegen vor allem ihr amerikanischer Konkurrent Tesla von sich reden.

Doch kann diese Entwicklung nicht auch in Deutschland durchschlagen, sodass die deutschen Konzerne für ihre Kunden hierzulande mit Preissenkungen nachziehen? Helena Wisbert sieht eine solche Entwicklung nicht kommen - zumindest nicht kurzfristig. Dies liege daran, dass der Wettbewerb in Deutschland nicht so hoch sei wie in China.

"In China kämpfen viele neue Wettbewerber um Marktanteile und bieten dazu E-Autos auch unter Kostenniveau an. Da wird viel Geld verbrannt“, sagt Wisbert. Gleichzeitig weist die Autoexpertin darauf hin, dass diese Prognose nur erstmal auf kurze Sicht wirksam sei. Mittelfristig gelte etwas anderes. Dann würden sich „die Preise für E-Autos und Verbrenner angleichen,“ sagt Wisbert

Expertin: Mehr Mittelklasse-E-Autos nötig

Damit sich letztlich viele Menschen aus der Mittelschicht und auch solche mit geringerem Einkommen E-Autos kaufen könnten, müsste nach Ansicht von Helena Wisbert seitens der Automobilkonzerne eine andere Strategie gefahren werden. Zunächst müssten die Batteriekosten geringer werden. Und diese Ersparnis sollte dann auch an die Kunden weitergegeben werden.

Weiterhin sei es ratsam, die Produktpalette zu verändern, sagt Wisbert: "Es müssen mehr Autos im Kleinwagen- und unterem Kompaktwagensegment mit günstigeren Batterien angeboten werden“. Gegenwärtig sei davon kaum noch etwas zu sehen, sagt die Direktorin am CAR - Center for Automotive Research: "Zurzeit sehen wir in Deutschland vor allem sehr hoch ausgestattete SUV ab dem Mittelklassensegment als E-Version im Angebot, die im Schnitt über 40.000 Euro kosten."

Zur Person: Prof. Dr. Helena Wisbert ist Direktorin am CAR - Center Automotive Research und Professorin für Automobilwirtschaft an der Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften

Verwendete Quellen:

  • adac.de: Pkw-Neuzulassungen im August 2023: Großer Sprung bei E-Autos
  • handelsblatt.com: Rückgang bei E-Auto-Zulassungen erwartet – Autobauer dennoch zuversichtlich
  • acatech.de: Mobilitätsmonitor: Alle Ergebnisse
  • spiegel.de: Warum es den VW ID.3 in China für die Hälfte gibt
  • zdf.de: E-Autos: Sinkende Preise in Sicht
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