Nach 22 Jahren als Betriebsratschef bei Porsche hat Uwe Hück jetzt seinen Rückzug angekündigt. Sein nächstes Ziel ist eine wahre Mammutaufgabe: er will die SPD retten.
Gut eine Dreiviertelstunde standen die Bänder im Stuttgarter Porsche-Stammwerk am Montag still: Vor tausenden Beschäftigten kündigte Porsches streitbarer Gesamtbetriebsratschef Uwe Hück auf dem Werkshof in Stuttgart-Zuffenhausen seinen Rücktritt von allen Ämtern im VW-Konzern an. "Ich will in die Politik gehen", sagte der 56-Jährige mit lauter Stimme. Eine Demokratie bestehe aus Wechsel. "Wir brauchen Arbeit und wir brauchen vernünftige Arbeit und ich hasse, wenn wir gegen den Diesel und gegen alle Automobilfirmen sind."
Hück will sich hochackern
Dabei will das SPD-Mitglied Hück, der sich in früheren Jahren selbst schon als möglicher Spitzenkandidat der Partei in Baden-Württemberg ins Gespräch gebracht hatte, erst einmal ganz unten anfangen: Bei den Kommunalwahlen noch in diesem Jahr will Hück sich in Pforzheim in den Gemeinderat wählen lassen. Er wolle sich erst einmal die Hände schmutzig machen, sagte der Porsche-Betriebsrat. Dabei will Hück mit einer eigenen Liste ins Rennen gehen und nicht für die Sozialdemokraten. Mit der eigenen Partei ging er - wieder einmal - hart ins Gericht: "Wenn die SPD so weitermacht, werden sie ihr Erbe vernichten."
Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft im Zusammenhang mit Abgasmanipulation im VW-Konzern spielten für den Rücktritt keine Rolle, betonte Hück im Gespräch mit "Stuttgarter Zeitung" und "Stuttgarter Nachrichten": "Nein, da können Sie hundertprozentig sicher sein", sagte er.
Seit 22 Jahren Betriebsratschef
Der gelernte Lackierer war seit 22 Jahren Betriebsratschef in verschiedenen Gremien bei dem Sportwagenbauer, seit 2002 war er als Vorsitzender des Gesamtbetriebsrats das oberste Sprachrohr der Arbeitnehmer des Sport- und Geländewagenbauers. Und kein leises: Hücks Auftritte sind legendär. "Er hat immer das maximal Mögliche für die Porsche-Belegschaft herausgeholt", sagte VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh.
Im Übernahmekampf zwischen Porsche und VW kämpfte Hück um die Eigenständigkeit der Porsche AG. Zuletzt setzte er sich dafür ein, dass die Produktion des Elektro-Modells Taycan nach Stuttgart kommt, indem die Mitarbeiter zunächst auf Teile der Tariferhöhung verzichten. Im Gegenzug sollen noch einmal 1200 neue Mitarbeiter eingestellt werden. In Stuttgart arbeiteten zuletzt 11.000 der 31.200 Porsche-Mitarbeiter.
"Dein Wort hat auch in der Gesellschaft und in der Politik Gewicht"
Aufsichtsratschef Wolfgang Porsche würdigte ihn als "streitbar und kampfeslustig, aber immer auch sehr wirtschaftlich denken". Porsches Vorstandschef Oliver Blume dankte Hück und bezeichnete ihn als Menschen mit ganz besonderem Gerechtigkeitsgefühl: "Dein Wort hat auch in der Gesellschaft und in der Politik Gewicht." Der ehemalige Profi-Thai-Boxer engagierte sich in seiner Stiftung für benachteiligte Jugendliche aus der Region. Hück selbst wuchs in einem Kinderheim auf.
Seine Aufsichtsratsmandate im VW-Konzern, die an die Betriebsratszugehörigkeit gebunden sind, legt Hück ebenfalls mit sofortiger Wirkung nieder. Hücks Nachfolger bei der VW-Tochter soll sein bisheriger Stellvertreter Werner Weresch (57) werden. Ob von ihm ähnliche Auftritte bei dem von Hück gern als "intergalaktisch" bezeichneten Sportwagenbauer zu erwarten sind, bleibt abzuwarten. IG-Metall-Bezirksleiter Roman Zitzelsberger dürfte damit recht haben, wenn er sagt: "Uwe Hück war schon immer für einen Coup gut, auch dieser ist ihm gelungen." (mss/dpa)
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.