Das Geschäft in den Vereinigten Staaten sollte Deutschlands größten Autokonzern stützen. Doch Medienberichten zufolge steht der US-Chef von VW wegen schlechter Zahlen kurz vor der Ablösung. Der frühere Konzernchef Herbert Diess wirbt unterdessen für Optimismus: Die deutsche Autobranche sei noch nicht verloren.

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Das Ziel war ehrgeizig: 100.000 Elektroautos des Modells ID.4 wollte VW in Nordamerika jedes Jahr bauen und verkaufen. Doch in den ersten drei Quartalen dieses Jahres gelang das gerade einmal bei 16.400 Exemplaren. Wegen technischer Mängel dürfe der Konzern das Modell derzeit nicht verkaufen, berichtete das "Manager-Magazin" (Bezahlinhalt). Der Nordamerika-Chef des Konzerns stehe deshalb kurz vor der Ablösung.

Ein möglicher Nachfolger werde einen Berg von Problemen finden, sagte jetzt auch der "Spiegel" (Bezahlinhalt) voraus. VW wird seine Elektroautos auf dem US-Markt nur schwer los. Erfolgreicher sind die Deutschen dort mit Benzinschluckern – doch denen haben die US-Regierung und speziell der bevölkerungsreichste Bundesstaat Kalifornien den Kampf angesagt.

Konzern in der Krise

Insgesamt soll VW im laufenden Jahr 1,3 Milliarden Euro unter seinem erhofften Ergebnis in den USA liegen, so das Manager-Magazin.

Für VW ist das besonders unangenehm, weil das Nordamerika-Geschäft eigentlich die schwachen Zahlen des Konzerns stützen sollte. Deutschlands großer Autobauer steckt tief in der Krise. Der Absatz von Autos, vor allem von Elektroautos, bleibt hinter den Erwartungen zurück. Zudem plagen den Konzern hohe Personal- und Energiekosten. Geschäftsführer Georg Blume schließt Werkschließungen und betriebsbedingte Kündigungen nicht länger aus.

Diess: "Brauchen einen starken Heimatmarkt für Elektro-Fahrzeuge"

Auch andere Hersteller wie Mercedes Benz und BMW haben zu kämpfen und mussten ihre Prognosen senken. Den deutschen Autozulieferern macht unter anderem der Wandel zur Elektro-Mobilität zu schaffen.

Der frühere VW-Chef Herbert Diess gibt die deutsche Autoindustrie trotzdem nicht verloren. Die Branche sei stark im Premiumsegment, weil es einen starken Heimatmarkt gebe samt einer vorteilhaften Dienstwagenbesteuerung, den deutschen Autobahnen und dem gesamten Cluster rund um Hersteller und Zulieferer, sagte Diess in der ZDF-Sendung "Markus Lanz". Etwas Ähnliches müsse nun bei teuren Elektroautos gelingen.

"Wir werden alle Fake-News hier gnadenlos offenlegen": Lanz stichelt gegen FDP-Politiker Christian Dürr

Bei "Markus Lanz" debattierten FDP-Politiker Christian Dürr und Ex-VW-Chef Herbert Diess über die kriselnde Autoindustrie in Deutschland. Ersterer sorgte dabei mit falschen Angaben für Kopfschütteln. Sehen Sie die Lanz-Sendung in voller Länge jederzeit bei https://kurz.zdf.de/LANZ/ © ProSiebenSat.1

Der weltweite Leitmarkt für E-Mobilität werde zwar China sein, auch wegen der Größe, sagte Diess. Das müsse man anerkennen. Das Thema Premiumfahrzeuge sei in der "neuen Welt" der Automobilbranche mit ihren Flottengrenzwerten aber offen.

"Wir brauchen einen starken Heimatmarkt für Elektro-Fahrzeuge im Premiumsegment", sagte Diess. Deutschland müsse Hauptmarkt für teure E-Autos werden. "Das muss gelingen, mit schnellem Laden, mit günstigem Strom", sagte der frühere Konzernchef mit Blick auf die Politik. "Und dann können wir die Welt wieder beherrschen."

Deutschland habe immer noch eine starke Position in China, während der Wettbewerb dort auch für andere ausländische Hersteller hart sei. Nun müsse die deutsche Autobranche zeigen, dass sie "die besten Elektroautos der Welt" herstelle, sagte Diess. "Und dann müssen die auch im Heimatmarkt erfolgreich sein. Wir können da draußen nichts verkaufen, wo der deutsche Kunde sagt, will ich nicht." (fab/dpa)

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