Der Glückskeks gilt für viele als Symbol der chinesischen Kultur. Doch die Geschichte der beliebten Knabberei mit der Weissagung ist überraschend.
Als knuspriger Abschluss gehört der Glückskeks zu jedem Besuch in einem chinesischen Restaurant dazu. Mit seinen weisen oder witzigen Sprüchen sorgt das Gebäck zudem für Unterhaltung. Was viele aber nicht ahnen: Der Glückskeks, wie wir ihn heute kennen, stammt ursprünglich gar nicht aus China.
Die Wurzeln des Glückskekses liegen in Japan
Laut der "New York Times" haben Forschungen der japanischen Historikerin Yasuko Nakamachi ergeben, dass der Ursprung des Glückskekses statt in China vielmehr in Japan liegt. Ihre Untersuchungen führten sie zu kleinen Familienbäckereien in Kyoto, wo noch heute traditionelle "Tsujiura Senbei" hergestellt werden - Kekse, die in Form und Konzept den heutigen Glückskeksen entsprechen.
Ein weiterer Hinweis auf die japanische Herkunft ist eine Illustration aus dem Jahr 1878, die einen Bäcker bei der Herstellung dieser Kekse zeigt. Der japanische Schriftsteller Tamenaga Shunsui schrieb dazu ebenfalls von den mit Zettelchen ausgestatteten "Tsujiura Senbei" – Jahrzehnte vor dem ersten dokumentierten Auftreten der Glückskekse in Amerika.
Gefüllt sind die originalen japanischen Glückskekse mit sogenannten "Omikuji". Die mit Wahrsagungen versehenen Papierstreifen haben einen religiösen Ursprung: Gläubige ziehen sie in buddhistischen Tempeln als Vorhersage, die sich auf beliebige Aspekte des Lebens bezieht.
Die Entwicklung zum "chinesischen" Dessert
Die Geschichte des Glückskekses nahm schließlich Anfang des 20. Jahrhunderts eine entscheidende Wendung. Wie Historikerin Yasuko Nakamachi berichtet, begann der japanische Einwanderer Makoto Hagiwara 1909, in seinem japanischen Teegarten in San Francisco Kekse mit Botschaften zu verteilen. Damals wurde das Gebäck aus einer japanischen Bäckerei noch "fortune tea cookies" genannt.
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In den folgenden Jahren verbreitete sich der Brauch in Kalifornien, wo der chinesische Unternehmer David Jung die Massenproduktion der Kekse startete. Er wohnte damals in einem Viertel mit japanischen Einwanderern, könnte also dort inspiriert worden sein.
Die Verbindung zur chinesischen Küche entstand dann hauptsächlich während des Zweiten Weltkriegs. Als japanisch-amerikanische Familien in Internierungslager gebracht wurden, übernahmen chinesische Restaurants die Produktion und Verteilung der Glückskekse. Das führte dazu, dass die Kekse bis heute hauptsächlich mit der chinesischen Küche in Verbindung gebracht werden. In China selbst wurden die Kekse übrigens erst in den 1990er-Jahren eingeführt – und dort zunächst als "zu amerikanisch" abgelehnt.
Ein Detail am Rande: Während die amerikanischen Glückskekse hauptsächlich Vanille und Butter enthalten, werden die traditionellen japanischen Versionen mit Sesam und Miso hergestellt und sind größer und dunkler als ihre amerikanischen Verwandten. © 1&1 Mail & Media/spot on news
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