"Ich hoffe, daß ich dir alles anvertrauen kann, wie ich es bisher noch niemals konnte, und ich hoffe, daß du mir eine große Stütze sein wirst." Diese Worte von Anne Frank aus ihrem ersten Tagebucheintrag vom 12. Juni 1942 sind berühmt. Jetzt ist es in einer neuen Fassung erschienen: als Graphic Diary von Ari Folman und David Polonsky.

Eine Kritik
Diese Kritik stellt die Sicht von Susanne Stocker dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Zum 70. Jahrestag der Erstveröffentlichung von Anne Franks Tagebuch erscheint das Graphic Diary und erweckt die Geschichte der jüdischen Familie Frank als Comic zu neuem Leben.

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Wer hat den Comic umgesetzt?

Mit Ari Folmann und David Polonsky haben sich keine Unbekannten dieser Aufgabe angenommen. Folmann ist Filmregisseur, Drehbuchautor und Filmproduzent.

Für seinen teils autobiografischen Animations-Dokumentarfilm "Waltz with Bashir" erhielt er 2008 eine Oscarnominierung.

David Polonsky wiederum lieferte die Illustrationen für den Dokumentarfilm und wurde damit einem breiteren Publikum bekannt.

Kann der Comic überzeugen?

Ich war auf den ersten Blick sehr angetan von der Umsetzung. Die Zeichnungen kommen ohne viele Schattierungen aus und sind dennoch lebendig. Dies wird durch den Einsatz von hellen und dunklen Farben, um die Stimmung von Anne zu illustrieren, verstärkt.

So hinterlassen düster gehaltene Nazi-Kundgebungen oder Ausflüge in Annes ängstliche Gedanken und Alpträume ein bedrückendes Gefühl.

Und dennoch: Von einem Moment auf den anderen spürt man wieder die jugendliche Lebensfreude und den Willen den Krieg zu überleben, der auch im schriftlichen Tagebuch von Anne immer wieder Oberhand gewinnt.

Lang ersehnte Ereignisse, wie beispielsweise der D-Day am 6. Juni 1944 und damit die Wende des 2. Weltkrieges, lassen Hoffnung aufflammen und werden mit einer Doppelseite eindrucksvoll dargestellt.

Wie stark weicht der Comic vom Original ab?

Bei der Umsetzung bleiben Folman und Polonsky nah am Originaltext. Sie fassen jedoch einzelne Themenkomplexe zusammen, die immer wieder auftauchen, wie beispielsweise Annes ständiges Vergleichen mit ihrer "perfekten" Schwester Margot.

Depressive und verzweifelte Phasen versuchen sie überwiegend in Phantasie-Szenen oder mit Träumen darzustellen - was durchweg gelingt und einen dadurch Annes Schicksal miterleben lässt.

Komplexe Textpassagen, die für die Entwicklung von Anne im Hinterhaus stehen, haben Folman und Polonsky unverändert in ihre Fassung übernommen.

Eine lesenswerte Neuauflage?

Definitiv. Das Graphic Diary holt die Welt der Anne Frank aus dem Hinterhaus wieder in die Gegenwart. Auch als Erwachsener macht das Lesen und Entdecken Spaß und rückt dennoch die beklemmende Realität mit in den Vordergrund.

Für mich ist das Graphic Diary eine gute Möglichkeit, dieses schwierige Thema Kindern näher zu bringen. Ist das Original teilweise doch sehr abstrakt und für Kinder nicht immer leicht verständlich, bringt der Comic das Leben im Hinterhaus greifbar rüber.

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