Weltweit treten Hitze-Hotspots mit Extremtemperaturen auf, die nicht von Klimamodellen vorhergesagt wurden – vor allem in Europa. Auch die UV-Belastung hat hierzulande überraschend stark zugenommen, während auf den Malediven die Mangrovenwälder zu ertrinken drohen. Ein kleiner Lichtblick ist die Stadt Utrecht, die ein neues Viertel fast komplett ohne Autos plant.

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Die Auswirkungen der Klimakrise sind in den vergangenen Jahren spürbarer geworden: Extremwetterereignisse nehmen weltweit zu, ein Negativrekord jagt den anderen. Die globale Erwärmung zu bremsen und die Folgen beherrschbar zu halten, ist eine unserer größten Herausforderungen.

Was ist der aktuelle Stand der Forschung? Was tun Politik und Wirtschaft? Und gibt es auch Erfolge zu berichten? In dieser Serie halten wir Sie über die aktuellen Entwicklungen auf dem Laufenden.

Unerwartete Hitze-Hotspots nehmen weltweit zu – auch in Deutschland

Klimamodelle prognostizieren schon lange steigende Durchschnittstemperaturen und vermehrt Extremtemperaturen auf der Erde. In einigen Regionen liegen die Temperaturen jedoch weit über den Prognosen der Klimamodelle, wie eine Studie im Fachmagazin PNAS nun zeigt.

Darin verglichen Forschende der österreichischen Universität Laxenburg und der Columbia University New York die regionalen Maximaltemperaturen der vergangenen 65 Jahre mit den Prognosen von Klimamodellen. Das Ergebnis: Fast überall auf der Welt gibt es sogenannte Hitze-Hotspots mit Extremtemperaturen und anhaltenden Hitzewellen, die in ihrer Intensität nicht durch Klimamodelle vorhergesagt wurden.

Betroffen sind unter anderem Kanada, der Süden Südamerikas, Australien, Grönland sowie die Arktis, vor allem aber Nordwest- und Mitteleuropa – darunter Deutschland. In diesen Regionen gab es laut der Studie in den vergangenen fünf bis zehn Jahren immer wieder außergewöhnliche Hitzephasen. 2022 wurde die Zahl der hitzebedingten Todesfälle in Europa laut einer anderen Studie auf mehr als 60.000 geschätzt – die höchste Sterblichkeitsrate seit Beginn der Berechnungen. Auch die Zahl der notfallbedingten Krankenhausaufenthalte durch Extremtemperaturen nimmt in Deutschland laut einem Bericht des "Ärzteblatts" zu.

Warum die Temperaturen an den sogenannten Hitze-Hotspots stärker steigen, als von Klimamodellen berechnet, ist bislang unklar. Die Forschenden vermuten, dass in Europa der Jetstream ein ausschlaggebender Faktor sein könnte: Durch die sich stark erwärmende Arktis wird die wellenartig über die Nordhalbkugel laufende Windströmung verlangsamt, was unter anderem tropisch-warme Luft in gemäßigte Breiten strömen lässt. Dieser Effekt kann allerdings nicht alle gefundenen Hitze-Hotspots auf der Erde erklären.

UV-Strahlung in Mitteleuropa hat stark zugenommen

In den vergangenen Jahrzehnten hat sich auch die UV-Strahlung in Teilen Mitteleuropas unerwartet stark erhöht. Laut einer Studie des Bundesamts für Strahlenschutz (BFS) stieg die UV-Strahlung zwischen 1997 und 2022 im Raum Dortmund um mehr als zehn Prozent, in der Region um die belgische Hauptstadt Brüssel sogar um fast 20 Prozent.

Die Forschenden vermuten die Ursache darin, dass es über Mitteleuropa immer weniger Wolken gibt. Das deckt sich mit Daten des Deutschen Wetterdienstes, denen zufolge sich die Zahl der Sonnenstunden von 1951 bis 2023 in Deutschland um 168,5 Stunden pro Jahr erhöht hat. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erklären dies unter anderem mit dem steigenden CO2-Gehalt in der Atmosphäre: Je höher der CO2-Gehalt, desto schneller haben Pflanzen ausreichend CO2 für die Photosynthese aufgenommen und schließen ihre Poren. Dadurch geben sie weniger Feuchtigkeit nach außen ab, die als Wasserdampf in die Atmosphäre gelangt und zur Wolkenbildung beiträgt.

Ohne Wolken kann das Sonnenlicht jedoch ungehindert zur Erde strahlen – und mit ihm die UV-Strahlung. Dicke, besonders dichte Wolken fangen dabei mehr UV-Strahlung ab als eine dünne Wolkendecke. Die Ergebnisse der Studie unterstreichen laut BFS, wie wichtig es ist, zusätzliche Maßnahmen zum Schutz vor steigender UV-Belastung in Europa zu entwickeln. Denn übermäßige UV-Strahlung kann Hautkrebs auslösen – und je intensiver die UV-Strahlung, desto höher ist das Risiko.

Mangroven auf den Malediven "ertrinken" durch steigende Meeresspiegel

Mangrovenwälder mit ihren aus dem Wasser herausragenden Wurzeln sind ein typisches Bild an tropischen Küsten. Sie sind jedoch weit mehr als ein Blickfang: Mangroven speichern große Mengen CO2 – und helfen somit, den Klimawandel abzumildern. Laut einer Studie im Fachmagazin "Scientific Reports" setzt die Klimakrise den Mangrovenwäldern auf den Malediven massiv zu.

Demnach haben einige der Malediven-Inseln seit 2020 über die Hälfte ihrer Mangrovenflächen verloren. Als Hauptursache haben die Forschenden den steigenden Meeresspiegel ausgemacht: Durch das natürliche Klimaphänomen Indian Ocean Dipole (IOD), das 2019 und 2020 besonders ausgeprägt war, sei der Meeresspiegel sehr rasch angestiegen. Dies sei zum ohnehin im Zuge des Klimawandels steigenden Meeresspiegel hinzugekommen.

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Zwar sind Mangroven generell in der Lage, sich an einen steigenden Meeresspiegel anzupassen – doch der Anstieg auf den Malediven verlief in den vergangenen Jahren zu schnell für die Pflanzen. Auch die erhöhten Temperaturen der Meeresoberfläche im Indischen Ozean und ein erhöhter Salzgehalt durch stärkere Verdunstung setzen den Mangroven zusätzlich zu.

Die Studien-Hauptautorin Lucy Carruthers schätzt laut einem Bericht von "Geo", dass das Klimaphänomen Indian Ocean Dipole durch den voranschreitenden Klimawandel häufiger und intensiver auftreten wird. Ob die Mangrovenwälder der Malediven die kommenden Jahrzehnte überleben werden, hängt demnach entscheidend davon ab, welche Anstrengungen im Kampf gegen den Klimawandel unternommen werden.

Utrecht plant ein Stadtviertel (fast) ohne Autos

Die Niederländer sind für ihre Liebe zum Fahrrad bekannt. Allein in Utrecht, der viertgrößten Stadt des Landes, sind jeden Tag etwa 125.000 Fahrräder auf den Straßen unterwegs – bei rund 370.000 Einwohnerinnen und Einwohnern.

In einem ehemaligen Industriegebiet der Stadt soll nun laut einem Bericht des "Standard" der neue Stadtteil Merwede entstehen, in dem ab 2028 rund 12.000 Menschen ein Zuhause finden sollen. Das Besondere: Autos und der öffentliche Nahverkehr sollen fast komplett um das Viertel herumgeleitet werden.

Die Hauptverkehrsstraßen in Merwede sollen in erster Linie Radfahrerinnen und Radfahrern zur Verfügung stehen. Dennoch sollen alle wichtigen Orte – Zuhause, Arbeitsplatz, Schulen, Apotheken, Arztpraxen, Supermärkte – in zehn Minuten erreichbar sein.

Durch den bewussten Verzicht auf Autos im Stadtviertel wird jede Menge Platz frei, der für Begrünung und öffentlichen Raum genutzt werden soll, was die Wohnqualität des Viertels deutlich steigern dürfte. Auch auf die Gesundheit der Bewohnerinnen und Bewohner dürfte sich das positiv auswirken: Laut Umweltbundesamt trägt der Straßenverkehr in Ballungszentren maßgeblich zur Belastung mit krebserregendem Feinstaub bei.

Nur im Westen des Utrechter Viertels soll es nach derzeitiger Planung sechs Parkzentren sowie eine Straßenbahnhaltestelle geben. Für Fahrräder sind hingegen 22.000 Stellplätze in Merwede vorgesehen. Ganz ohne Autos geht es jedoch auch im neuen Viertel nicht: Lieferwagen, die Müllabfuhr und mobilitätseingeschränkte Menschen mit Auto dürfen bestimmte Straßen mit entsprechender Genehmigung nutzen. Feuerwehr und Rettungsdienste sind von den Einschränkungen nicht betroffen.

Verwendete Quellen

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Klimaerwärmung verändert unsere Jahreszeiten: Was das für uns bedeutet

Wissenschaftler haben die Klimadaten von 1952 bis 2011 ausgewertet und dabei festgestellt, dass die Sommer immer länger und heißer werden. Bleibt dieser Trend bestehen, kann das bald schwerwiegende Folgen für uns haben.
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