Einhörner und doppelte Regenbögen sind in Nordkorea normal, außerdem haben Kim Il-sung und sein Sohn Kim Jong-un übernatürliche Fähigkeiten: Sie können das Wetter beeinflussen, nutzen unsichtbare Handys und müssen nie auf Toilette. Die schrillsten Legenden aus dem abgeschotteten Land.

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In Nordkorea gehen die Uhren anders. Dort schreiben wir nicht das Jahr 2015, sondern 104. Der Grund: Kim Il-sung, Großvater des heutigen Staatsoberhauptes Kim Jong-un, wurde 1912 geboren. Er gilt als Gründervater Nordkoreas und darum als "ewiger Präsident". Nach seinem Tod 1997 wurde sein Geburtsjahr kurzerhand als Beginn einer neuen Zeitrechnung definiert. Weil aber der ewige Präsident immer noch regiert, kann Kim Jong-un auch nur der Oberste Führer sein, nicht auch noch Präsident. Rund um den Kim-Klan aus Großvater, Vater Kim Jong-il und Sohn Kim Jong-un ranken sich zahlreiche Legenden und Mythen - eine skurriler als die andere.

Die Kims sind nämlich mehr oder weniger gottgleich und besitzen Fähigkeiten, die sterbliche Menschen nicht mitbringen - nicht mal annähernd. Das behauptet zumindest die nimmermüde Propagandamaschine des Staates. Der besondere Status von Kim Jong-il etwa kündigte sich schon bei seiner Geburt an: Ein doppelter Regenbogen war zu sehen, ein neuer Stern ging auf. Vorhergesagt hat das Ereignis eine Schwalbe. Angeblich kam Kim 1942 auf dem heiligen Berg Paektu zur Welt. Laut westlichen Experten wurde er allerdings 1941 in einem sowjetischen Lager in Russland geboren.

Perfekter Golfspieler, der nie "mal muss"

Kim Jong-il war nicht wie andere Menschen: Er musste angeblich niemals zur Toilette gehen, dafür konnte er aber perfekt Golf spielen. Gleich bei seinem ersten Versuch gelangen ihm elf "Hole in One" - also das Einlochen mit nur einem Schlag - was vor ihm niemals ein Golfprofi geschafft hatte und auch nach ihm niemals schaffen wird. Dass er etwas Besonderes war, merkte man schon als Kind: Mit drei Wochen konnte er laufen.

Später wusste nur er, wie man gute Filme dreht: Er schrieb ein Handbuch für Regisseure, und gleich noch mehrere Drehbücher hinterher. Darunter welche mit Titeln wie "Das Blutmeer" und "Eine echte Tochter der Partei". Weil er selbst so gerne Filme sah, griff er mitunter zu drastischen Mitteln, damit in seinem Land ordentliche Streifen entstanden.

In den 1970er-Jahren befahl er seinen Schergen, zwei südkoreanische Regisseure zu entführen - und zwang sie, eine Godzilla-Variante zu drehen. Der Tausendsassa konnte aber noch viel mehr: Innerhalb von drei Jahren verfasst er an der Universität sage und schreibe 1.500 Bücher. Nebenbei komponierte er außerdem sechs Opern. Aber nicht irgendwelche: Sie gehören laut offizieller Propaganda zum Besten, was die Menschheit je hörte. Außerdem konnte er dirigieren, natürlich perfekt.

Der Erfinder des Hamburgers und Wettergott

Aber auch um kulinarische Errungenschaften kümmerte er sich - und erfand den Hamburger. Der Halbgott versuchte auch, sein Land zu formen: Er wollte, dass die Nordkoreaner nicht zu klein sind. Darum ließ er alle, die ihm nicht groß genug waren, entführen. Sie verschwanden spurlos. Weitere unglaubliche Eigenschaften des begnadeten Mannes: Er konnte das Wetter beeinflussen und bei Bedarf für Regen sorgen. Und er gab dem Trainer der Fußball-Nationalmannschaft des Landes Anweisungen über ein unsichtbares Handy.

Kein Wunder, dass bei Kim Jong-ils Tod 2011 sogar die Natur trauerte: Der Himmel über dem heiligen Berg Paektu färbte sich rot, kurz bevor der Herrscher starb. Ein Kranich kreiste stundenlang um eine Kim-Statue in der Stadt Hamhung und verneigte sich sogar vor ihr, bevor er in Richtung der Hauptstadt flog.

Ein Kim Jong-un kennt keinen Schweiß

Klar, dass sein Sohn Kim Jong-Un dieser Göttlichkeit in nichts nachsteht: Er konnte schon mit drei Jahren perfekt Auto fahren. Und er muss, wie sein Vater, nicht verdauen: Er arbeitet so hart, dass er seine ganze Energie verbrennt und nichts ausscheiden muss. Natürlich hat er die musikalischen Fähigkeiten Kim Jong-ils geerbt, auch er ist ein begnadeter Musiker.

Darüber hinaus übertrumpft er den Vater bei sportlichen Erfolgen: Mit neun Jahren gewann er eine Regatta mit seiner Yacht. Kürzlich bestieg er den höchsten Berg des Landes, den 2.750 Meter hohen heiligen Paektu - ohne auch nur ansatzweise ins Schwitzen geraten zu sein.

Exklusive Diktatoren-Frise

Kim Jong-un ist jedenfalls von sich überzeugt: Er hat angeordnet, dass alle Männer im Land seinen Haarschnitt tragen sollen. Andererseits will er einzigartig sein: Neugeborene dürfen nicht mehr Kim Jong-un heißen. Und wer diesen Namen bereits trägt, muss sich umbenennen.

Auch neben dem Kult um seine Kims ist Nordkorea ein spektakuläres Land: Archäologen wollen nämlich jetzt die Höhle eines Einhorns entdeckt haben. Mitten in der Hauptstadt Pjöngjang. Praktischerweise steht direkt davor ein Stein mit dem eingravierten Hinweis: Einhorn-Höhle. Das Tier lebte nach Angaben der nordkoreanischen Wissenschaftler in der Zeit zwischen 918 und 1392 - nach normaler Zeitrechnung.

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