Besonders Kinder haben eine große Freude daran, wenn sich Schaumberge an den Stränden von Ost- und Nordsee türmen. Doch wie eine neue Untersuchung nahelegt, ist der Meeresschaum möglicherweise an manchen Orten alles andere als harmlos.
Weißer Schaum an den Stränden der Nord- und Ostsee ist keine Seltenheit. Kinder lädt er oft zum Spielen ein. Doch offenbar ist er nicht so harmlos, wie bislang angenommen: Er soll gesundheitsschädliche PFAS-Chemikalien enthalten. Das ergab eine aktuelle Untersuchung von Greenpeace.
Hohe Konzentration schädlicher Chemikalien in Meeresschaum an Nord- und Ostsee
Im November 2024 und im Januar 2025 hat Greenpeace Stichproben auf Norderney und Sylt sowie in Sankt Peter-Ording, Boltenhagen und Kühlungsborn genommen. Die Proben wurden auf 31 PFAS-Chemikalien untersucht, 14 davon wurden auch nachgewiesen - und das in hoher Konzentration.
Die Ergebnisse veröffentlichte Greenpeace in einer Studie. Demnach wurde die höchste Konzentration in einer Probe aus Kühlungsborn gefunden. Dabei wurde ein Wert von rund 160.000 Nanogramm auf einen Liter festgestellt. Auf Sylt wurden in einer Schaumprobe 96.000 Nanogramm pro Liter gemessen, in Sankt Peter-Ording lag der Messwert bei 58.000 Nanogramm/Liter.
Gesundheitsamt warnt: Nicht spielen und nicht schlucken
Zum Vergleich: Laut Greenpeace liegt der Grenzwert für Badegewässer in Dänemark bei 40 Nanogramm pro Liter. In Deutschland gebe es einen solchen Grenzwert hingegen nicht. "Deutsche Behörden testen nicht mal offiziell", kritisiert Julios Kontchou, Ökotoxikologe von Greenpeace und fordert: "Wie in den Nachbarländern sollten die Behörden dazu auffordern, nach dem Kontakt mit Meeresschaum die betroffenen Hautstellen mit klarem Wasser gründlich abzuwaschen."
Auch das Landesgesundheitsamt in Niedersachsen weist in einem Infoblatt darauf hin, dass PFAS-Chemikalien in Meeresschaum enthalten sein können. Die Menge variiere aber stark je nach Zeit und Standort. Die Behörde warnt dennoch, nicht mit dem Meeresschaum zu spielen und ihn nicht in den Mund zu nehmen oder gar zu schlucken. Des Weiteren empfiehlt die Behörde, nach Kontakt zu duschen und sich die Hände insbesondere vor dem Essen zu waschen.
Das Bundesgesundheitsamt hielt sich auf Nachfrage der Online-Ausgabe der "Tagesschau" zu der aktuellen Studie bedeckt und teilte mit, dass sich Deutschland an die EU-Vorgaben halte.
Was sind PFAS-Chemikalien und wie gefährlich sind sie?
Die Abkürzung PFAS steht für per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen. Dabei handelt es sich um eine Stoffgruppe, die mehr als 10.000 Substanzen umfasst. Sie sind wasser- und fettabweisend und werden für zahlreiche Produkte verwendet, etwa für Outdoorsportbekleidung und andere Textilien sowie Verpackungen.
Menschen können diese langlebigen Chemikalien (weswegen sie auch "Ewigkeitschemikalien" genannt werden) über Lebensmittel und auch Trinkwasser aufnehmen. Sie können zu gesundheitlichen Problemen wie Leberschäden, Fettleibigkeit, Schilddrüsenerkrankungen und Krebs führen. Außerdem können sie die Fruchtbarkeit beeinträchtigen.
Verwendete Quellen
- Greenpeace Mitteilung: Greenpeace warnt: Meeresschaum an deutscher Nord- und Ostseeküste mit gesundheitsgefährdenden Chemikalien belastet
- Greenpeace Studie: PFAS im Meeresschaum
- Niedersächsisches Landesgesundheitsamt: PFAS in Meeresschaum
- Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz: Per- und polyfluorierte Chemikalien (PFAS)
- European Environment Agency: Was sind PFAS und inwiefern sind sie für meine Gesundheit gefährlich?
- Tagesschau: Hoch belasteter Meeresschaum an Nord- und Ostsee
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