Gänsegeier galten in Deutschland als ausgestorben. Doch die majestätischen Greifvögel sind zuletzt auch hierzulande gesichtet worden – im Rahmen eines besonderen Forschungsprojekts. Kehren die Aasfresser in Zukunft dauerhaft nach Deutschland zurück?
Heute kaum vorstellbar, waren Gänsegeier vor Jahrhunderten – so etwa im Mittelalter – in Deutschland ein vertrauter Anblick. Doch die majestätischen Greifvögel, die bis zu einem Meter groß werden und eine Flügelspannweite von bis zu drei Metern erreichen, galten hierzulande als ausgestorben. Einer der Hauptgründe: In Deutschland werden Tierkadaver kurze Zeit nach dem Fund in speziellen "Tierkörperbeseitigungsanstalten" entsorgt.
Das entzieht den Gänsegeiern ihre Lebensgrundlage. Denn die Vögel fressen Kadaver. Aufgrund ihrer besonderen Anatomie mit einem starken Verdauungssystem sind sie dazu fähig, sogar bereits stark verwestes Aas zu fressen. Die Jagd nach lebender Beute fällt ihnen hingegen schwer, da sie nicht schnell und wendig genug sind, um ein Beutetier zu erlegen.
Gänsegeier im Nationalpark Eifel gesichtet
Im Nationalpark Eifel war in diesem Jahr im Rahmen des Projekts "Die Rolle des Aases in unserem Ökosystem" nun ein totes Reh ausgelegt worden, das zuvor durch einen Wildunfall verstorben war. So sollten aasfressende Tiere angelockt werden. Und tatsächlich erschienen nur kurze Zeit später 21 jugendliche Gänsegeier. Nach wenigen Stunden hatten die Aasfresser den Reh-Kadaver bis auf einige Knochen verspeist, wie unter anderem das "DeineTierwelt Magazin" berichtet.
Die spektakuläre Sichtung erklärt
Mithilfe einer Wildtierkamera konnten die Vögel in dem Nationalpark beobachtet werden. Die Jungtiere sollen dabei zumindest zum Teil aus Frankreich und Spanien stammen, wie die das Projekt betreuenden Wildtierforscher mittels ihrer Beringung feststellen konnten. Gänsegeier, die einen Ring tragen, sind zuvor aus Zoos oder von Falknern entflogen. Ein weiteres Indiz: Die Vögel flogen nach ihrem Mahl und einer nachfolgenden Rast am nächsten Tag auch wieder aus der Eifel in Richtung Spanien und Frankreich davon.
So könnten Gänsegeier dauerhaft nach Deutschland zurückkehren
Somit handelt es sich nicht um Gänsegeier, die auch in Deutschland beheimatet sind. Die Greifvögel besiedeln hauptsächlich einen Raum von der iberischen Halbinsel über den Balkan und die Türkei bis hin in die arabischen Länder. In Spanien gibt es schon seit Jahrzehnten besondere Fütterungs- und Schutzprogramme für die Vögel. Beeindruckende 22.000 Brutpaare sollen dort leben.
In Deutschland wirbt daher auch der Naturschutzbund (Nabu) dafür, überfahrenes Wild und verstorbene Weidetiere nicht mehr allzu rasch zu entsorgen, sondern den Aasfressern als Nahrungsquelle zur Verfügung zu stellen.
Auch brauchen die Tiere geeignete Brutplätze. Sie brüten vorwiegend in bergigen, stark gegliederten Landschaften bis zu einer Höhe von 3.000 Metern. Im Flachland können sie nicht leben.
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Werden all diese verschiedenen Faktoren mitbedacht, könnten sich die zu den größten flugfähigen Vögeln Europas gehörenden Gänsegeier auch wieder dauerhaft in Deutschland ansiedeln. Die Ökologen des Projekts "Die Rolle des Aases in unserem Ökosystem" wollen nach Abschluss ihrer Forschung eine Handlungsempfehlung zum Schutz der Gänsegeier herausgeben. © 1&1 Mail & Media/spot on news
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