Eine invasive Art bereitet Wissenschaftlern Sorge: Der eingeschleppte fleischfressende Strudelwurm hat kaum Fressfeinde und sondert giftigen Schleim ab. Bürger werden um Mithilfe gebeten.
Sie sehen aus wie eine Mischung aus Wurm, Salamander und Schnecke und werden immer häufiger in Deutschland und Österreich gesichtet: Strudelwürmer stammen eigentlich aus tropischen und subtropischen Regionen der Erde, wie etwa Australien oder Brasilien. Aufgrund des zunehmend milden Klimas in Europa breiten sich die Tiere aber auch hier immer weiter aus.
Fleischfressender Strudelwurm: Neu eingeschleppte Spezies bereitet Sorgen
Strudelwürmer gehören zur Familie der Landplanarien, von denen bis 2022 drei Arten in Deutschland nachgewiesen wurden. Diese Zahl hat sich inzwischen verdreifacht, heißt es in einer Mitteilung der Staatlichen Naturwissenschaftlichen Sammlungen Bayern (SNSB).
In Europa sind es sogar 25 Arten, die in den vergangenen Jahrzehnten registriert wurden. In einer aktuellen Studie hat Frank Glaw mit Forschenden der Zoologischen Staatssammlung München und des Hauses des Meeres in Wien alle bisherigen Funde der eingeschleppten Strudelwürmer in Deutschland und Österreich zusammengefasst. Dabei bereitet die australische Spezies Caenoplana variegata, die im September 2023 nahe Mönchengladbach in Nordrhein-Westfalen entdeckt wurde, besondere Sorge, weil sie ein Fleischfresser sei, erklärt Glaw dem Bayerischen Rundfunk (BR).
Der fleischfressende Strudelwurm ernährt sich von anderen Bodeninsekten, wie etwa Regenwürmern, Schnecken, Maden oder Kellerasseln. Da er giftigen Schleim absondert, hat er selbst kaum Fressfeinde. Mittelfristig könnte der Strudelwurm die Fruchtbarkeit unserer Böden gefährden, befürchtet der Zoologe. "Das Besondere ist, dass sie eben zu den Arten gehört, die in Mitteleuropa auch im Freiland überleben und sich hier weiter ausbreiten kann", so Glaw.
Zu uns gekommen sind die fleischfressenden Strudelwürmer vor allem über den internationalen Pflanzenhandel. So tauchen sie dem Zoologen zufolge insbesondere in Gartencentern oder Gewächshäusern auf. "Deswegen ist es auch sinnvoll, mal unter diese Töpfe zu schauen, ob sich da solche Planarien versteckt haben", rät Glaw im BR-Beitrag. Der schwarze fleischfressende Strudelwurm ist an seinem grünbraunen Streifen auf dem Rücken erkennbar.
Mithilfe ist gefragt: Verdächtige Sichtungen melden
Um mehr über die eingeschleppten Würmer zu erfahren, ist es wichtig, Sichtungen zu melden. Dazu rufen sowohl die SNSB sowie das österreichische Haus des Meeres im Rahmen eines sogenannten Citizen-Science-Projekts auf.
"Arten- und Umweltschutz beginnt vor der eigenen Haustür", betont Jeff Schreiner, neuer Zoodirektor des Haus des Meeres. Verdächtige Sichtungen können mit Foto und Fundort per E-Mail an die SNSB (Deutschland) oder das Haus des Meeres (Österreich) gemeldet werden.
Verwendete Quellen
- SNSB: Fleischfressende Strudelwürmer breiten sich in Deutschland aus
- Studie: Non-native terrestrial planarian species in Germany and Austria, with first locality records of Caenoplana variegata for both countries
- BR: Fleischfressende Strudelwürmer: Gefahr für unsere Böden?
- Tagesschau.de: Fleischfressende Strudelwürmer breiten sich aus
- Haus des Meeres: Fleischfressende Strudelwürmer breiten sich in Österreich aus!
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