In Norwegen ist ein Beluga-Wal mit Kameragurt aufgetaucht - und die Spekulationen schießen ins Kraut: Ist der Wal ein russischer "Spion"? Tatsächlich wäre es nicht das erste Mal, dass ein Staat Tiere zu Spionagezwecken missbraucht. Doch Vorsicht: Neben bestätigter Geschichten über verkabelte Katzen und Kampfdelfine gibt es auch jede Menge Mythen.
Der Spionage-Wal
Vor der Küste Norwegens fanden Fischer einen Beluga-Wal, der einen Gurt umgeschnallt hat, an dem sich eine Kamera befestigen lässt. Auf dem Gurt finden Wissenschaftler der Arktis-Universität in Tromsø die Aufschrift "Ausrüstung aus St. Petersburg", wie etwa die norwegische Zeitung "NRK" berichtet. Beweis genug, dass der Wal im Auftrag des russischen Militärs oder des Geheimdiensts durch den Ozean schwimmt?
Wie dieser sind auch viele andere Berichte über tierische Spione alles andere als gesichert.
Der Delfin mit den tödlichen Pfeilen
2015 meldet die Palästinenserorganisation Hamas den Fund eines Delfins, der mit einer Kamera und einer Abschussvorrichtung für potenziell tödliche Pfeile ausgerüstet gewesen sei, wie "Spiegel Online" schreibt. Man gehe davon aus, dass der Delfin das Training des palästinensischen Marinekommandos ausspionieren sollte, heißt es. Angeblicher Auftraggeber: na klar - Israel.
Der Mossad-Geier
2011 wird in Saudi-Arabien ein Geier gefangen, an dessen Körper ein Trackinggerät der Universität Tel Aviv hängt. Ein gefiederter "Spion"? Oder doch eher ein Vogel im Dienst der Wissenschaft, markiert von Ornithologen, wie Israels Regierung beteuert?
Die nagenden Agenten
Eichhörnchen interessieren sich nur für Nüsse und Eicheln? Nicht, wenn man Behörden aus dem Iran glaubt. 2007 fangen Grenzkontrolleure dort 14 Nager. Sie sollen mit GPS-Trackern ausgestattet und Agenten des iranischen Erzfeindes Israel gewesen sein.
Die Aufklärer-Tauben
Während die vorausgehend genannten Episoden aus dem Zoo der Spione mit Vorsicht zu genießen sind, gilt als gesichert, dass deutsche Militärs im Ersten Weltkrieg versucht haben, Brieftauben zur Aufklärung zu verwenden.
Sie hängen den Tauben Kameras an, um Bilder von feindlichen Stellungen aufzunehmen. Dumm nur, dass die Qualität der Aufnahmen ziemlich zu wünschen übrig lässt.
Die verkabelte Katze
Bestätigt ist auch das Projekt "Acoustic Kitty" der CIA aus den 1960er-Jahren. Damals herrscht Kalter Krieg und die USA investieren rund 23 Millionen Dollar, um einer Katze Mikrofone in die Ohren, einen Funksender in den Kopf und eine Antenne in den Schwanz zu implantieren.
Doch auch dieser Plan geht ziemlich in die Hose: Auf dem Weg zu zwei Mitarbeitern der sowjetischen Botschaft, die es auszukundschaften gilt, fährt ein Taxi die Mieze an. Glück für ihre Artgenossen: Nach dem missglückten Testlauf wird das Projekt zu den Akten gelegt.
Die Kampfdelfine von Sewastopol
Aus der Zeit des Kalten Krieges übrig geblieben sind die sogenannten Kampfdelfine von Sewastopol. Ob sie auch heute noch mit Messern und Waffen ausgestattet werden, um feindliche Taucher oder Schiffe anzugreifen, ist nicht belegt. Klar ist aber, dass Russland Delfine zur Aufklärung und Minensuche einsetzt.
Genau wie die USA: Auch das US-Militär hat Delfine und Seelöwen - beides Tiere mit extrem gutem Ortungssinn - im Einsatz. Ausgebildet werden sie in San Diego, in diesem Kontext das Pendant zum russischen Sewastopol.
Die Cyber-Haie
Fast schon nach Science-Fiction klingt, was Wissenschaftler der "Defense Advanced Research Projects Agency", einer Forschungseinrichtung der US-Streitkräfte, mit Haien anstellen. Sie haben den Tieren eine Art Fernbedienung ins Gehirn eingesetzt.
Diese wollen die Forscher nicht nur für wissenschaftliche Beobachtungen sondern auch zu militärischen Zwecken einsetzen. "Möglicherweise können die Haie Schiffe verfolgen, ohne entdeckt zu werden", zitiert das Magazin "Motherboard" einen Verantwortlichen.
Verwendete Quellen:
- nrk.no vom 26.4.2019: "Wal mit Geschirr gefilmt"
- Spiegel Online vom 20.8.2015: "Hamas will israelischen Spionage-Delfin gefangen haben"
- Motherboard vom 12.5.2015: "So werden Tiere von Geheimdiensten als Spione missbraucht."
- Deutschlandfunk Nova vom 16.12.2015: "Tierische Spione"
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