- Die offizielle Buchstabiertafel wird renoviert: Bald schon sollen Städte die bisherigen Namen wie "Anton" oder "Theodor" ersetzen.
- Noch ist es ein Entwurf: Wer möchte, kann eigene Vorschläge einbringen.
"Cottbus" statt "Cäsar" und "Iserlohn" statt "Ida"? 26 Städte in Deutschland können sich über die mögliche Aufnahme ihres Namens ins Buchstabier-Alphabet der Verwaltung freuen. Der Hintergrund: Das Deutsche Institut für Normung (DIN) arbeitet an einer neuen Fassung der Buchstabiertafel für Wirtschaft und Verwaltung mit Orts- statt Vornamen - "A wie Anton" oder "N wie Nordpol" sollen dann in naher Zukunft ausgedient haben.
Genau gesagt geht es um die DIN 5009: Sie regelt, mit welchen Wörtern beim Diktieren Buchstaben verdeutlicht werden. Vor allem in Wirtschaft und Verwaltung wird sie genutzt, Rettungsdienste, Polizei oder Luftfahrt sind nicht betroffen. Verpflichtend ist die Nutzung nicht, sie kommt aber in Ausbildung und Lehrbüchern vor. Die DIN 5009 umfasst 32 Buchstaben und Buchstabengruppen - von A wie Ausgburg bis Z wie Zwickau, außerdem "Ch", "Sch", "Eszett" und die drei Umlaute Ä, Ö, Ü.
Bisher: 16 Männer- und sechs Frauennamen
Bislang werden vor allem Vornamen ("D wie Dora", "E wie Emil") genutzt - und zwar 16 Männer- und nur sechs Frauennamen. "Das entspricht nicht der heutigen Lebensrealität", teilte das Institut mit. Es sei nicht möglich, alle relevanten ethnischen und religiösen Gruppen und dann auch noch geschlechtergerecht ausgewogen darzustellen. Städtenamen seien ein guter Kompromiss.
In dem Entwurf setzt man vor allem auf Orte, die ein Autokennzeichen mit einem Buchstaben haben. Man habe versucht, westdeutsche und ostdeutsche Bundesländer ausgeglichen auszuwählen. Chemnitz, Görlitz, Jena und fünf weitere der 26 Städte vertreten die Bundesländer in Ostdeutschland. Dazu kommt mit "Vogtland" die einzige Region unter den Bezeichnungen sowie auch Berlin beim Buchstaben B.
Spitzenreiter mit sieben Städten - etwa Essen, Köln und Wuppertal - ist Nordrhein-Westfalen, dahinter folgt Bayern mit vier - zum Beispiel München und Augsburg. Das Saarland, Rheinland-Pfalz, Bremen, Hamburg und Sachsen-Anhalt gehen nach derzeitigem Stand leer aus.
Entwurf: Diese Städte sollen beim Buchstabieren helfen
Aus mehreren Städten kamen bereits positive Reaktionen: Man freue sich, in dem Entwurf vertreten zu sein. Dieser sieht im Moment so aus:
- A - Augsburg
- Ä - Umlaut-A
- B - Berlin
- C - Cottbus
- Ch - Chemnitz
- D - Düsseldorf
- E - Essen
- F - Frankfurt
- G - Görlitz
- H - Hannover
- I - Iserlohn
- J - Jena
- K - Köln
- L - Leipzig
- M - München
- N - Nürnberg
- O - Oldenburg
- Ö - Umlaut-O
- P - Potsdam
- Q - Quickborn
- R- Regensburg
- S - Stuttgart
- ß - Eszett
- Sch - Schwerin
- T - Tübingen
- U - Unna
- Ü - Umlaut-Ü
- V- Vogtland
- W- Wuppertal
- X - Xanten
- Y - Ypsilon
- Z - Zwickau
"Eszett" und "Ypsilon" galten schon bisher, hier soll sich nichts ändern. Die Umlaute heißen nicht mehr "Ärger", "Ökonom" und "Übermut", sondern Umlaut-A, Umlaut-O und Umlaut-U.
"Wir sind überrascht, aber es ist doch schön, dass man an Unna gedacht hat", sagte ein Sprecher der Stadt. Die Wahl dürfte dem Umstand geschuldet sein, "dass es nicht so viele Städte mit U gibt". "Wenn es in den Sprachgebrauch übergeht, ist Xanten in aller Munde", hieß es aus der Stadt in NRW.
Relikte aus NS-Zeit in alten Regeln
Das DIN arbeitet schon seit vergangenem Herbst an den neuen Diktierregeln. Ausgelöst hat die Reform Michael Blume, Baden-Württembergs Antisemitismusbeauftragter. Ihn stört, dass in der aktuellen Tafel noch immer Relikte aus der Zeit der Nationalsozialisten stecken. Die hatten 1934 alle jüdischen Namen entfernt: Aus David wurde Dora, aus Nathan Nordpol, aus Samuel Siegfried. Zwar wurde die Tafel nach 1945 einige Male überarbeitet. Doch Nathan blieb draußen - jetzt könnte daraus Nürnberg werden. Die Stadt teilte mit, gerade aus der Geschichte der Stadt heraus begrüße man den Vorstoß.
Eigenen Vorschlag einreichen
Die Ende Juli vorgestellte Fassung mit den Ortsnamen ist ein Entwurf. Wer möchte, kann nach wie vor über das Norm-Entwurfs-Portal Kommentare einsenden oder neue Vorschläge machen. Expertinnen und Experten werden diese in einem Ausschuss prüfen. Die endgültige Fassung wird Mitte 2022 erwartet. (af)
Verwendete Quellen:
- dpa: Städte hoffen auf neue Diktier-Prominenz: Schluss mit "C wie Cäsar"? (16.8.21)
- Mitteilung des Deutschen Instituts für Normung e.V. (DIN)
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