Ostern kommt vielerorts farbenfroh und verspielt daher. Das Fest ist daher inzwischen von einer Reihe von Bräuchen überlagert, die nicht mehr viel mit dem ursprünglichen Anlass gemein haben. Oder täuscht das? In welchem Zusammenhang stehen eigentlich der Osterhase und Jesus, Ostereier und die Auferstehung? Und welche Bräuche gibt es noch?
Ostern kommt alljährlich mit einem bunten Gefolge. Zu den fest etablierten Zutaten und Protagonisten fürs Osterfest gehören für viele Familien hierzulande bunt gefärbte, beklebte oder anderweitig dekorierte Eier, Hasen in allen Farben und Formen, meist aus Schokolade, Küken und Osternester voller Süßigkeiten.
Auf vielen festlichen Ostertafeln finden sich ein Kuchen aus Rührteig in Lamm-Form und ein Karottenkuchen mit zuckrigen Deko-Möhren. Auch Servietten mit Hasen-Motiv sind nicht selten anzutreffen. Zeit, diesen Ostersymbolen auf den Grund zu gehen.
Osterlamm
Das Osterlamm, das es in vielen Bäckereien zu kaufen gibt, ist am einfachsten mit der christlichen Tradition in Einklang zu bringen. Seine Bedeutung reicht weit zurück in die christliche Vergangenheit: Schon im Alten Testament, im zweiten Buch Mose, wird das Lamm als Opfertier erwähnt.
Zum Passah-Fest sollten die Israeliten ein Lamm schlachten, als Zeichen der Dankbarkeit für den Auszug aus Ägypten. Im Johannes-Evangelium ist dann von Jesus als "Lamm Gottes" die Rede, das unschuldig und ohne Gegenwehr in den Tod gegangen ist: "Seht das Lamm Gottes, das hinwegnimmt die Sünde der Welt".
Das Lamm steht mit seinem weißen Fell darüber hinaus für Reinheit und Frieden.
In Kuchenform an Ostern wird dem Osterlamm meistens eine Siegesfahne beigelegt. Sie steht symbolisch für die Auferstehung, für die erfolgreiche Überwindung des Todes und damit allen Leidens.
Osterhase
Wieso aber kommt der Osterhase und versteckt Süßigkeiten? Und wie ist er mit dem christlichen Fest in Einklang zu bringen? 1682 findet der Osterhase erstmals Erwähnung in der wissenschaftlichen Arbeit des Medizinprofessors Georg Franck zu Franckenau. Darin heißt es: "In Südwestdeutschland, in unserer heimatlichen Pfalz, im Elsass wie auch in Westfalen, heißen solche Ostereier auch Haseneier. Man macht einfältigeren Leuten und kleinen Kindern weis, diese Eier brüte der Osterhase aus und verstecke sie im Garten im Gras, im Gebüsch und so weiter, man will sie von den Buben umso eifriger suchen lassen zum erheiternden Gelächter der Älteren."
Der Osterhasen hat seinen Ursprung wohl tatsächlich in Deutschland, wenn auch nur in einigen Regionen. In Thüringen glaubte man lange an den Storch als Eier-Überbringer, in Hessen an den Fuchs und in Holstein an den Hahn. Den Eiern scheint also eine wichtigere Bedeutung zuzukommen, als den lange Zeit austauschbaren Lieferanten. Doch warum hat sich letztlich, zumindest in Deutschland, der Hase durchgesetzt?
Der Hase und das Christentum
Von Jacob Grimm (1785–1863), dem berühmten Märchenerzähler, stammt die Theorie, dass Hasen und Eier bei den Germanen einst Ostara, einer germanische Frühlingsgöttin, als Opfergabe dargebracht wurden. Theorie und Göttin gelten jedoch als umstritten. Doch der Hase blickt tatsächlich auf eine lange und symbolträchtige Bedeutungsgeschichte zurück: In der Antike wurde er als Gefährte der Götter gesehen.
Die schöne Aphrodite und Eros sollen von Hasen begleitet worden sein. Das Langohr stand in der Antike symbolisch für Fruchtbarkeit, Leben und Wiedergeburt, was ihn später für eine wichtige Rolle beim Osterfest geradezu prädestinierte.
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Im frühen Christentum galten Hasen als Lotsen in das Himmelreich. Derart symbolisch aufgeladen scheint es naheliegend, dass sich der Hase letztlich gegen Fuchs, Hahn und Co. als österlicher Eiermann durchsetzen konnte. Auch der Karottenkuchen an Ostern ist als Huldigung an ihn zu verstehen. Doch warum bringt er Eier und nicht Möhrchen?
Ostereier
Das Ei steht in sehr vielen Kulturen seit Urzeiten symbolisch für die Entstehung neuen Lebens, für Fruchtbarkeit und Wiedergeburt. Im alten Ägypten beispielsweise waren Eier eine Grabbeigabe, die auf das Weiterleben nach dem Tod verwiesen. Hinter der kühlen, abweisenden Schale des Eis verbirgt sich neues Leben. So wurde das frisch geschlüpfte Küken im Christentum zum Symbol für die Auferstehung Jesu nach dem Tod.
Im Mittelalter war es üblich, die Ostereier rot einzufärben, um an das vergossene Blut Jesu und seinen Opfertod zu erinnern. Erst später wurden die Eier bunt. Die Tradition, Eier zu färben, ist aber keinesfalls ein neuer Brauch: Bereits im antiken Griechenland und im alten Rom wurden zur Tag- und Nachtgleiche, dem offiziellen Frühlingsbeginn, bunt gefärbte Eier aufgehängt und verschenkt.
Und auch ein ganz pragmatischer Grund hat zu den vielen Eiern am Ostersonntag geführt: Da es in der Fastenzeit verboten war, Eier zu essen, die Hühner jedoch das Eierlegen deshalb nicht einstellten, waren an Ostersonntag Eier im Überschuss vorhanden. Doch egal ob gläubig oder nicht, Rituale und Bräuche sind heilsam. Nicht das schlechteste in unruhigen Zeiten. Und so warten wir auch diesen Sonntag wieder auf den Osterhasen und suchen Osternester.
Redaktioneller Hinweis
- Dieser zuletzt im Februar 2024 veröffentlichte Artikel wurde aus aktuellem Anlass überarbeitet und aktualisiert.
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