Verschwörungstheoretikern ist die Welt nicht genug, auch in der Raumfahrt wollen sie zahlreiche Hinweise auf Unwahrheiten entdeckt haben. Demnach existiert Pluto nicht, Phantom-Kosmonauten dagegen schon.
Am 12. April 1961 flog zum ersten Mal ein Mensch ins Weltall: der russische Kosmonaut Juri Gagarin. 108 Minuten umkreiste er den blauen Planeten, bevor er per Schleudersitz und Fallschirm wieder landete. - Alles erfunden und erlogen! Das behaupten jedenfalls einige Verschwörungstheoretiker, wie etwa Gerhard Wisnewski. Als Beweise dienen ihnen angeblich retuschierte Fotos und fingierte Funksprüche.
Phantom-Kosmonauten
In Zeiten des Kalten Krieges war die Eroberung des Weltalls ein Prestige-Projekt in den USA und in der UdSSR. Beide Supermächte verkündeten Erfolge und hielten Misserfolge geheim. Kein Wunder, dass sich daraus zwischen 1957 und 1965 auch der Mythos der Phantom-Kosmonauten entwickelte.
Zahlreiche Männer des sowjetischen Raumfahrtprogramms sollen in dieser Zeit im All verloren gegangen sein. Mehrfach soll es außerdem merkwürdige Funksprüche gegeben haben, die keiner Raumfahrt-Mission zugeordnet werden konnten. Belege für diese Theorie? Fehlanzeige.
Kein Foto, gefälschte Funksprüche
Als Gagarin vier Kilometer entfernt von seiner Raumkapsel notlandet, ist davon in den Medien nichts zu hören. Dort lautet die Meldung: erfolgreiche Landung nach Plan. Laut Wisnewski hat die sowjetische Propagandamaschine aber nicht nur bei der Landung die Tatsachen verdreht, sondern den kompletten ersten Raumflug inszeniert.
Merkwürdigerweise wurde nie ein Foto veröffentlicht, das während Gagarins Flug im Weltall aufgenommen wurde. Für die Verschwörungstheoretiker ist das schon ein Beweis dafür, dass der Flug fand nie stattgefunden hat.
Fotos existieren lediglich von vor und nach dem Flug. Letztere zeigen Gagarin im Fallschirmspringer-Outfit ohne Hintergrund, nicht im Kosmonauten-Anzug. Auch Filmaufnahmen vom Start der Rakete gibt es nicht, nur ein Foto.
Zwar existieren Funksprüche von Gagarins Flug. Aber die Zweifler meinen: Die Aussagen des Kosmonauten sind erstens sehr allgemein gehalten. Zweitens machte der Kosmonaut zweifelhafte Angaben zu seinem Aufenthaltsort. Er soll etwa angegeben haben, über Amerika zu sein, während er laut Flugbahn über dem Pazifik kreisen sollte.
Verschwörungstheoretiker glauben deshalb: Juri Gagarin hat die Erdatmosphäre nie verlassen, sondern ist aus einem Flugzeug auf die Erde gesprungen.
Der Hoax um die Mondlandung
Die Amerikaner zweifelten nicht an den Berichten aus Moskau. Sie hatten den Wettlauf um den ersten Mann im All verloren. Aber die erste Mondlandung lag noch in der Zukunft. Wenigstens die wollten sich die Amerikaner nicht nehmen lassen und investierten Milliarden in ihr Mondfahrtprogramm Apollo.
Am 21. Juli 1969 schrieb schließlich Neil Armstrong als erster Mensch auf dem Mond Geschichte.
Für Verschwörungstheoretiker ist der riesige Schritt für die Menschheit lediglich ein Märchen der NASA. In ihren Kreisen spricht man vom "Moonhoax", was übersetzt so viel wie "Mond-Schwindel" bedeutet.
Die US-Raumfahrtbehörde NASA ist für sie ohnehin nur eine Organisation von talentierten Filmemachern und Schauspielern.
Ausreichend ausgereifte Technik
Denn wie könnte es mit der Technik der 1960er überhaupt möglich sein, von der Erde auf den Mond zu gelangen? Wieso weht auf dem Mond eine Fahne, wenn es keinen Wind gibt? Wieso sind auf den Mondbildern keine Sterne zu erkennen?
Wie kann es sein, dass Objekte keine parallelen Schatten werfen? In seinem Buch "Wir sind niemals auf dem Mond gewesen – der 30-Milliarden-Dollar-Betrug" versucht Autor Bill Kaysing seine Verschwörungstheorie mit solchen Argumenten zu belegen.
Die NASA allerdings hat für jeden Zweifel eine simple Erklärung parat. Die Fahne der Amerikaner konnte bei der schwachen Gravitation auch ohne Wind wehen, weil sie durch die Vibration beim Einrammen in den Boden in Bewegung geriet.
Auf den Bildaufnahmen waren keine Sterne zu sehen, weil das Sternenlicht zu schwach ist, um bei normaler Belichtung auf den Bildern zu erscheinen – das kommt auch auf der Erde vor. Und nicht parallele Schatten sind damit zu erklären, dass der Mond nicht topfeben ist. Auch auf der Erde gibt es nicht immer einen ganz akkuraten Schattenwurf.
Gefälschte Blue-Marble-Bilder
Nach der erfolgreichen Mondlandung gab es weitere Flüge ins All. Die Apollo-17-Mission bescherte der Menschheit 1972 wohl das bekannteste Bild von der Erde. Es trägt die offizielle Bezeichnung "AS17-148-22727" und ist umgangssprachlich unter "Blue Marble" bekannt.
Doch Verschwörungstheoretiker halten die Aufnahme der NASA für eine Fälschung. Am auffälligsten sei die Farbe des Erdballs, der könne eigentlich nicht blau strahlen, sondern müsse nach ihrer Ansicht komplett von einem weiß-grauen Schleier aus Wasserdampf bedeckt sein.
Die Größenverhältnisse verschiedener Erdteile stimmten außerdem nicht, wenn man sie mit Bildern von Google Earth vergleiche.
Aber warum sollte die NASA Bilder von der Erde fälschen? Schlüssige Erklärungen dafür haben die Verschwörungstheoretiker nicht.
Fluchtplan ins All
Ein weiteres Beispiel für Mythen rund um die Raumfahrt ist der Plan "Alternative 3". Die Legende berichtet von einem Symposium mehrerer Wissenschaftler in den USA im Jahr 1957. Auf Anordnung von US-Präsident Dwight D. Eisenhower sollten sie einen Notfallplan für das drohende Ende der Erde durch Umweltverschmutzung und Bevölkerungsexplosion entwerfen.
Alternative 3 beschreibt die Kolonialisierung des Mondes oder des Mars, um einer kleinen Gruppe von Menschen die Flucht von der Erde und das Weiterleben im All zu ermöglichen. Die Öffentlichkeit erfuhr 1977 durch die britische Fernsehsendung "Science Report" von den Plänen.
Später gab der Autor der Sendung zu, dass es sich lediglich um einen Aprilscherz gehandelt habe. Für die Sendung seien Schauspieler interviewt worden. Doch Geschichten wie diese sind der Stoff, den Verschwörungstheoretiker lieben und der ihnen Anlass genug bietet, alles anzuzweifeln – aber oft nicht ganz gründlich zu hinterfragen.
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