Sie war Astronomin, Entdeckerin von Kometen und wurde steinalt. Caroline Herschel ging als erste anerkannte Astronomin in die Geschichte ein. Dafür benötigte sie aber die Unterstützung ihres Bruders und einen Umzug nach England. Heute sind ein Mondkrater und ein Sternennebel nach ihr benannt.
Caroline Lucretia Herschel wurde 1750 in Hannover als eines von sechs Kindern des Militärmusikers Isaak Herschel geboren. Der Vater unterrichtete die Kinder in Musik, Philosophie und Astronomie - und legte damit unwissentlich den Grundstein für eine Dynastie von Herschel-Astronomen.
Caroline durfte als jüngste Tochter sogar ihre Brüder in die örtliche Garnisonschule für Kinder von Soldaten begleiten – ein für die damalige Zeit außergewöhnlicher Vorgang. Carolines Mutter sah das jedoch skeptisch und stellte sich für ihre Tochter eine Zukunft als Haushaltshilfe vor.
Doch im Alter von 22 Jahren machte sich Caroline auf den Weg nach England zu ihrem zwölf Jahre älteren Bruder Wilhelm Herschel. Der arbeitete im vornehmen Bath als Hofmusiker und Astronom. Damit begann Carolines bis dato einmalige Karriere.
Zwischen Oratorium und Observatorium
Caroline Herschel führte dort zunächst den Haushalt ihres Bruders. Parallel dazu bildete er sie als Sängerin aus. Sie trat zum Beispiel in Händels "Messias" und in Kompositionen ihres Bruders auf. Schon bald zeigte sich aber, dass die Musik im Leben der Herschel-Geschwister nur noch eine untergeordnete Rolle spielte - denn die Astronomie nahm die beiden immer mehr ein.
Mit großem Erfolg, wie Joe Middleton berichtet. Er arbeitet für das Herschel-Museum in Bath, das sich der Geschichte der beiden Geschwister widmet. Im Gespräch mit unserer Redaktion sagt er: "Im Laufe ihrer astronomischen Karriere war Caroline Herschel eine Beobachterin, der die Entdeckung von acht Kometen und 14 Nebeln zugeschrieben wird."
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Sie galt ihr Leben lang als unermüdlich und äußerst diszipliniert. Middleton erzählt: "Als sie 1797 ihren letzten Kometen entdeckte, ritt sie knappe 50 Kilometer von Slough zum Greenwich Observatorium, um die Entdeckung direkt dem königlichen Hofastronomen Nevil Maskelyne zu berichten."
Neben ihren eigenen Entdeckungen half sie, die Beobachtungen ihres Bruders Wilhelm aufzuzeichnen und zu katalogisieren. Er entdeckte zum Beispiel 1781 den Planeten Uranus. Darüber hinaus polierte und schliff sie die Spiegel der Teleskope – eine körperlich anstrengende und aufgrund der Höhe der Teleskope auch nicht ungefährliche Arbeit.
Doch Caroline Herschel erhielt nie die gleiche Anerkennung wie ihr Bruder. "Es gab immer noch Hindernisse. Zum Beispiel konnte sie nicht als Mitglied der Royal Society gewählt werden, da Frauen zu dieser Zeit nicht Mitglied werden durften. Ihre Arbeit wurde dann in den 'Philosophical Transactions' der Gesellschaft veröffentlicht", sagt Middleton.
Die erste Frau, die als Astronomin Geld verdiente
Nach der Uranus-Entdeckung wurde Wilhelm englischer Hofastronom. Er holte seine Schwester in sein Forschungsteam, die damit endgültig der Musik den Rücken kehrte. Für ein Gehalt von 50 Pfund pro Jahr war sie die erste Frau, die als Astronomin Geld verdiente.
"Die 'Royal Astronomical Society' ernannte sie 1835 neben Mary Somerville zum bis dahin einzigen weiblichen Ehrenmitglied", so Middleton. "1838 wurde sie Mitglied der Royal Irish Academy. 1846 bekam sie die Goldmedaille der Wissenschaft vom preußischen König" – Ehrungen, die davor noch nie einer Frau zuteilgeworden waren.
Als 1822 ihr Bruder Wilhelm starb, zog Caroline nach Hannover zurück. Die zu diesem Zeitpunkt 72-Jährige arbeitete auch dort unermüdlich weiter und sortierte gemeinsame Aufzeichnungen. Diese Notizen sollte ihr Neffe John Herschel später verwenden, um den südlichen Sternenhimmel zu kartieren.
1848 starb Caroline Herschel im Alter von 97 Jahren. Sie hatte nie geheiratet und hinterließ keine Kinder. Ihr Leben galt der Wissenschaft. Zu ihrem Gedenken wird heute die "Caroline Herschel Prize Lectureship" verliehen, um vielversprechende Astronominnen am Anfang ihrer Karriere zu unterstützen. Dieser Preis wurde von der Herschel Society in Zusammenarbeit mit der Royal Astronomical Society im Jahr 2018 eingerichtet.
Über den Gesprächspartner
- Joe Middleton leitet das Herschel-Museum in Bath, England. Das Museum besteht aus den ehemaligen Wohnräumen von Wilhelm und Caroline Herschel sowie unter anderem dem Teleskop, mit dem 1781 der Uranus entdeckt wurde.
Verwendete Quellen
- Interview mit Joe Middleton
- "Memoir and Correspondence of Caroline Herschel" by M.Herschel, 1876
- "The Herschel Chronicle" by C.A.Lubbock, 1933
- academia.edu: Caroline Herschel – seeker of comets
- royalsocietypublishing.org: Learned modesty and the first lady's comet: a commentary on Caroline Herschel (1787) ‘An account of a new comet’
- archive.org: Caroline Herschel – Priestess of the new heavens
- herschelmuseum.org.uk: Herschel Museum of Astronomy
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