Weltweit tüfteln Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen an bahnbrechenden Entwicklungen, diese Neuigkeiten werden aber oft nur nebenbei erwähnt, obwohl sie uns alle betreffen. Wer von den neuesten Schreckensmeldungen genug hat, ist hier genau richtig: Das sind die positiven Nachrichten des Monats.
Medikament lässt neue Zähne wachsen
Haie müssen den Menschen fürchten. Nicht aber den Verlust eines Zahns. Die Zähne des Hais wachsen ein Leben lang nach. Daran, dass auch menschliche Zähne nachwachsen, wird bereits seit einigen Jahren in wissenschaftlichen Einrichtungen wie der TU Berlin gearbeitet. Im Jahr 2019 veröffentlichte die Universität einen Artikel, in dem es um von den Forschenden entwickelte Zahnkeime ging, die das Nachwachsen von Zähnen ermöglichen sollen. Gewonnen wird das benötigte Zellmaterial aus dem Inneren von gezogenen Zähnen. Zurück in die Zahnlücke eingepflanzt, ebnen diese dentalen Pulpa-Zellen die Möglichkeit, dass sich ein neuer Zahn bilden kann.
Jetzt gibt es weitere News mit Biss aus Japan: Ein Forscher-Team des Medical Research Institutes am Kitano Hospital in Osaka haben ein Medikament für Menschen mit Anodontie entwickelt. Betroffene entwickeln durch fehlende Zahnkeime kein Gebiss. Wie die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen herausgefunden haben, verfügen Mäuse mit einem bestimmten Gendefekt über mehr Zähne als Artgenossen ohne diesen Gendefekt. Dabei spielt das Protein USAG-1 eine entscheidende Rolle, da es das Zahnwachstum hemmt.
An dieser Stelle dockt das Medikament an: Durch das Blockieren des Proteins wird das Zahnwachstum angeregt. Im Tierversuch wurde es bereits erfolgreich getestet. Im nächsten Schritt soll es Kindern mit Anodontie verabreicht werden. Bereits im Jahr 2030 könnte das Medikament auf den Markt kommen.
Kostenloser Nahverkehr: Erlangen will Pilotprojekt wagen
Voraussichtlich ab dem 1. Januar 2024 geht das auf zunächst drei Jahre angelegte Projektpilot los: Der kostenlose Nahverkehr durch die Innenstadt von Erlangen rollt an. Der Stadtrat der mittelfränkischen Stadt hat für eine entsprechende Änderung der Tarifstruktur gestimmt. Noch müssen die vertraglichen Details mit dem Verkehrsverbund Großraum Nürnberg (VGN) abgestimmt und der Plan einstimmig von Gesellschaftern und Grundvertragspartnern befürwortet werden.
Stimmen die VGN-Gremien dem Pilotprojekt zu, steht der freien Fahrt durch die Erlanger City nichts mehr im Wege. Durch die kostenlose Nutzung und neue Buslinien will die Stadt klimafreundliche Mobilität attraktiver machen. Gleichzeitig soll die Innenstadt vom Verkehr entlastet werden. Die voraussichtlich bei rund 300.000 Euro liegenden Mindereinnahmen durch den kostenlosen Nahverkehr muss die Stadt ausgleichen.
Doch: Auch Gastronomie und Gewerbe dürften von der Gratis-Flotte profitieren. Genau wie von der neuen Gestaltungsrichtlinie, die Gastro- und Ladeninhabern die Beantragung einer Sondernutzung von Außenflächen erleichtern soll. Weniger Bürokratie, mehr Kundschaft, vollere Kassen, höhere Steuereinnahmen – Erlangen macht vor, wie sterbende Innenstädte wiederbelebt werden könnten.
Frankreich subventioniert Reparatur von Kleidung und Schuhen
Eine Studie von McKinsey aus dem Jahr 2022 hat ergeben, dass in Europa jährlich 7,5 Millionen Tonnen Kleidung im Müll landen. Weniger als ein Prozent des Textilabfalls wird für die Herstellung von neuer Kleidung verwendet. Dabei würde durch Textilrecycling, so die Ergebnisse der Studie, die Umweltbelastung deutlich sinken. Zudem könnten durch Kreislaufwirtschaft bis zum Jahr 2030 rund 15.000 neue Arbeitsplätze in Europa geschaffen werden.
In Frankreich wird jetzt etwas gegen die schädlichen Auswirkungen der Wegwerf-Mode unternommen, geplant sind Subventionen für Reparaturarbeiten an Kleidungsstücken und Schuhen. Der Reparaturbonus soll ab Oktober eingeführt werden, wie die für Umweltangelegenheiten verantwortliche Ministerin Bérangère Couillard via Instagram bekannt gab.
Für einfache Reparaturen soll es sechs Euro geben, für aufwendigere Schuster- oder Schneiderarbeiten bis zu 25 Euro. Einen weiteren Anreiz, Schneider oder Schuster aufzusuchen, bietet das kundenfreundliche System: der Zuschuss wird beim Bezahlen direkt abgezogen. Teilnehmende Unternehmen bekommen das Geld vom Staat erstattet.
Ein ähnliches Programm bietet Frankreich bereits für die Reparatur von Elektrogeräten an. Im Laufe des Jahres soll das Bonus-Programm schrittweise auf andere Alltagsprodukte wie Möbel, Heimwerker- und Gartenartikel erweitert werden.
Kolumbien: Rodung des Regenwaldes geht zurück
Seit seiner Vereidigung im August 2022 setzt sich Kolumbiens
Um die ”grüne Lunge des Planeten“ noch besser schützen und die Wiederaufforstung vorantreiben zu können, forderten Präsident Petro und Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva im Vorfeld des Amazonas-Gipfels mehr internationale Unterstützung. Auch in Brasilien ist die Abholzung des Waldes in der Amazonasregion durch neue Schutzmaßnahmen im Vergleich mit 2022 um 33,6 Prozent zurückgegangen. Ein neuer Schutzplan für den Regenwald sieht unter anderem neue Naturschutzgebiete und deutlich höhere Strafen für illegale Rodung vor. Bis 2030 will das Land die illegale Abholzung des Regenwaldes stoppen.
Reiseanbieter streicht Wal- und Delfin-Shows
Der Reiseanbieter Thomas Cook stellt Ticketverkäufe und Werbemaßnahmen für Entertainment-Parks mit Delfinen oder Walen ein. Die aktuelle Tierschutzrichtlinie von Thomas Cook richtet sich nach den strengen Vorgaben des Reiseveranstalterverbandes ABTA. Diese untersagen den Verkauf von Tickets für tierquälerische Touristenattraktionen wie Stierkämpfe, Delfinschwimmen oder andere Shows mit in Gefangenschaft lebenden Walen, Delfinen und Elefanten, Canned Hunting, Straußenreiten oder das Streicheln von angeketteten Wildtieren. Auch andere Reiseunternehmen wie Airbnb, Expedia und Tripadvisor verbieten die Unterstützung von tierquälerische Einrichtungen und Aktivitäten.
Für viele eingesperrte Tiere wie Orca Lolita, später Tokitae getauft, läuft indes der Wettlauf gegen die Zeit. 1970 wurde sie vor der Küste von Seattle zusammen mit sechs anderen Orcas ihrer Herde entrissen und verkauft. Seitdem fristet sie ihr Dasein in einem winzigen Becken im Miami Seaquarium – seit 1980 ohne Gesellschaft eines anderen Orcas. Tokis Leidensgenosse Hugo etwa starb 1980 an den Folgen eines Hirnaneurysmas - zuvor hatte er seinen Kopf wiederholt gegen den Beckenrand gestoßen.
Im März wurde von den neuen Betreibern des Parks überraschend verkündet, dass das Orca-Weibchen nach über fünf Jahrzehnten mithilfe der Aktivisten von "Friends of Toki" zurück in die Freiheit entlassen werden soll. Zuvor soll sie in einem Schutzgewässer auf das Leben in Freiheit vorbereitet werden. Die Tierschützer hoffen, dass das Orca-Weibchen den Gesang ihrer Familie erkennen und sich dieser wieder anschließen wird. Denn: Die hochsozialen Meeressäuger geben – ähnlich wie Dialekte – je nach Gruppe typische Laute von sich und leben in komplexen Sozialstrukturen.
Verwendete Quellen:
- TU Berlin: TU Intern Ausgabe Juli 2023
- The Mainichi: World's 1st 'tooth regrowth' medicine moves toward clinical trials in Japan
- McKinsey.com: Studie: Aus mindestens einem Fünftel des Textilabfalls könnte neue Kleidung werden
- minambiente.gov.co: Strategischer Plan und gemeinsame Vision des Amazonasgebiets, Vorschlag der Umweltminister auf dem Leticia-Gipfel
- gov.br: Lula defende união dos países amazônicos em encontro na Colômbia
- Thomas Cook: Animal Welfare Guidelines
- Airbnb: Wie lauten die Tierschutzrichtlinien für Entdeckungen auf Airbnb?
- Expedia: Wildlife Guidelines
- Tripadvisor: Our Animal Welfare Policy
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