Anfang 2022 breitete sich die Corona-Variante Omikron aus. Dadurch wurden die Intensivstationen entlastet. Eine Studie aus Katar zeigt nun auf, welche weiteren Folgen Omikron hatte.

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Das Auftauchen der Omikron-Variante war einer Studie zufolge ein Wendepunkt für die Covid-Pandemie. Das liegt nicht nur daran, dass dieser Erregertyp, der sich ab Anfang 2022 durchsetzte, mit weniger schweren Krankheitsverläufen einherging, wie sich schnell zeigte. Zudem, so berichtet ein internationales Forschungsteam im Fachblatt "Nature", änderte sich damit die Evolutionsrichtung des Erregers Sars-CoV-2.

Während eine Infektion mit früheren Varianten wie Alpha oder Delta zu einer starken, länger andauernden Immunität führte, flaut der Schutz nach einer Omikron-Infektion drastisch schneller ab. "Die Studie zeigt, dass dieser Effekt ausgesprochen deutlich ist", sagte Richard Neher von der Universität Basel, der selbst nicht an der Untersuchung beteiligt war. "In der Omikron-Ära nahm der Schutz vor einer neuen Infektion binnen einiger Monate stark ab."

Mit Omikron-Variante sank Immunität schneller ab

Um Eigenschaften des Coronavirus zu ermitteln, untersuchte das Team um Hiam Chemaitelly von Weill Cornell Medicine-Qatar in Doha, einem Ableger der US-amerikanischen Cornell University, Daten von 1,5 Millionen Einwohnern von Katar zu Corona-Infektionen über den gesamten vierjährigen Zeitraum der Pandemie.

Vor dem Auftauchen der Omikron-Variante lag die Immunität nach einer Sars-CoV-2-Infektion demnach im ersten Jahr bei schätzungsweise gut 81 Prozent - dies galt sowohl für symptomfreie Infektionen als auch für Covid-19-Erkrankungen. Nach dem ersten Jahr betrug sie demnach immer noch knapp 80 Prozent.

Das änderte sich Anfang 2022 mit Omikron: Nach einer Infektion mit dieser Variante betrug die Immunität von Monat 3 bis 6 zwar noch gut 81 Prozent, wie das Forschungsteam berechnete. Doch in den folgenden 3 Monaten sank sie auf knapp 60 Prozent und im Zeitraum von weiteren 3 Monaten auf 27,5 Prozent. Insgesamt lag sie demnach im ersten Jahr bei knapp 60 Prozent - und danach unter 5 Prozent.

Baseler Experte: "Nach Impfung oder Infektion sind schwere Verläufe viel seltener"

Allerdings - und das ist für Betroffene wichtig: Eine Omikron-Infektion schützt zwar nicht allzu lange vor einer erneuten Infektion, aber dennoch langfristig vor einem schweren oder gar tödlichen Verlauf der Erkrankung. Das liegt nach Einschätzung des Baseler Experten Neher vor allem daran, dass diesem Schutz Teile des Immunsystems zugrunde liegen, dem das Virus nur schwer ausweichen kann: "Nach einer Impfung oder Infektion sind schwere Verläufe viel seltener - und dieser Schutz ist langlebig."

Die verschiedenen Phasen in der Virusgeschichte erklärt das Team mit der Evolution des Erregers: Anfangs hätten sich vor allem leichter übertragbare Formen des Virus durchgesetzt - wie etwa Alpha und Delta. Später dagegen, als immer mehr Menschen mit dem Erreger durch Infektionen oder Impfungen in Kontakt gekommen waren, seien jene Formen vermehrt zum Zuge gekommen, die sich dem Immunsystem besonders gut entziehen konnten.

"Diese andauernde Evolution und Immunvermeidung erschweren es, eine langfristige Bevölkerungsimmunität gegen das Virus zu erreichen", sagte Erstautor Chemaitelly. "Die kurzlebige Immunität führt zu wiederholten Infektionswellen, ähnlich wie bei gewöhnlichen Erkältungs-Coronaviren und Influenza. Das Virus wird bleiben." Daher seien insbesondere für ältere und vorerkrankte Menschen regelmäßige Impfungen wichtig. Experte Neher stimmt zu: "Wir haben es inzwischen mit einem respiratorischen Virus zu tun, das sich sehr schnell verändert."

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Studienleiter Laith Abu-Raddad betonte, dass auch eine Infektion mit der Omikron-Variante vor schweren Verläufen schützt. "Auch wenn das Virus Teil unseres Lebens bleiben wird, wird es keine so schwere Bedrohung mehr sein wie zur Zeit seines ersten Auftretens." (dpa/bearbeitet von ff)

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