Wird die US-Wahl 2016 manipuliert? In den Augen Donald Trumps auf jeden Fall - zumindest wenn der Milliardär verlieren sollte. Wahlbetrug vermutet auch die radikale Bürgerbewegung "Oath Keepers". Um dies zu verhindern, will die Miliz die Abstimmung am 8. November überwachen.

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Donald Trump hat bestens vorgesorgt. Sollte er am 8. November die Wahl zum US-Präsidenten gegen Hillary Clinton verlieren, braucht er sich keine Erklärungen aus den Fingern saugen - den Grund für eine Niederlage liefert er nämlich bereits vor der Abstimmung.

Immer wieder verweist der Immobilien-Mogul darauf, die Wahl werde zugunsten Clintons beeinflusst. "Diese Wahl wird von den verlogenen und verfälschenden Medien manipuliert, die die korrupte Hillary unterstützen - aber auch in vielen Wahllokalen - traurig", schrieb Trump kürzlich auf Twitter.

Scheinbar stößt der Republikaner mit solchen Aussagen bei einigen US-Amerikanern auf offene Ohren. Besonders die radikale Bewegung der "Oath Keepers" (zu Deutsch: Eidwahrer) hält eine Manipulation der Wahlen ebenfalls für wahrscheinlich und möchte Trump tatkräftig unterstützen.

"Oath Keepers" wollen Betrug verhindern

Auf der Webseite der Vereinigung wurde vergangene Woche ein Aufruf an alle Mitglieder gestartet, die US-Wahl zu überwachen. Dabei sollen die "Wahlbeobachter" subtil vorgehen – von Kleidung mit Vereinslogo und ähnlichen Auffälligkeiten wird abgeraten.

Die Aktion wurde von Stewart Rhodes initiiert. In einem Interview mit der US-amerikanischen Onlinezeitung "Huffington Post" sagte er: "Sie werden nicht einmal merken, dass wir da sind." Wenn jemand nur seinen eigenen Angelegenheiten nachginge, sei alles gut. Wenn es jedoch danach aussehe, dass jemand etwas Verbotenes mache, werde es gemeldet.

Rhodes vermutet eine Manipulation im großen Stil. Er würde gerne "eine ganze Busladung oder einen Van voller Menschen, die von einem Wahllokal zu einem anderen fahren" auf frischer Tat ertappen.

Eine Gruppe pensionierter Veteranen

Die geplante Wahlbeobachtung ist nicht die erste Aktion der Vereinigung. Bereits bei einer Vielzahl von Aufständen in den USA hatte sie ihre Finger im Spiel - so etwa bei den bewaffneten Auseinandersetzungen in Ferguson im Jahr 2014. Damals erschoss ein weißer Polizist den dunkelhäutigen Michael Brown. In der Folge kam es zu heftigen Krawallen in der Stadt.

Die "Oath Keeper"-Bewegung - eine Art Söldnertruppe - besteht zu einem großen Teil aus ehemaligen Militärveteranen und Polizeibeamten. Besonders an diese Mitglieder ist die Botschaft auf der Webseite gerichtet. Dort ist zu lesen: "Insbesondere fordern wir unsere pensionierten Polizeibeamten, unsere Militärgeheimdienstveteranen und unsere Kriegsveteranen, die in der verdeckten Beobachtung und der Informationsbeschaffung gut ausgebildet sind, auf, voranzugehen." Die Vereinigung - sonst durchaus dem Waffenbesitz zugeneigt - möchte die Wahlkontrolle dabei gänzlich ohne Waffeneinsatz durchführen.

Dementsprechend unaufgeregt sieht die Polizei der Aktion entgegen. Steven Crawford, Polizeichef in Bozeman, sagte der "Washington Post", er hätte keine Probleme mit den "Oath Keepers", solange diese die Gesetze achten und niemanden bei der Wahl behindern.

Portlands Polizeisprecher Peter Simpson relativierte in der Zeitung jedoch, sich der Emotionen dieser Wahl durchaus bewusst zu sein. "Wir unterstützen nichts, was die Mitglieder der Gemeinde verängstigt."

Angst vor Gewalt am Wahltag

Doch genau dies befürchten Bürgerrechtsbewegungen. "Besonders beunruhigend ist, dass sie ihre Mitglieder dazu ermutigen, inkognito zu bleiben und ihre Identitäten nicht zu offenbaren", sagt Kristen Clarke, Präsidentin des "Lawyers' Committee for Civil Rights Under Law" (Rechtsanwaltskomitee für Bürgerrechte) der "Washington Post". "Es schüchtert Wähler ein und könnte die Wahlbeteiligung senken."

Mark Pitcavage, Extremismusforscher der "Anti-Defamation League" (ADL), ergänzte, dass die Anwesenheit der "Oath Keepers" zu Anspannungen und Wut führe.

Anspannungen gibt es bei dieser Wahl ohnehin zur Genüge. Einer Umfrage der "USA Today" zufolge sorgen sich 51 Prozent der Befragten vor Gewalt am Tag der Abstimmung.

Für mögliche Unruhen rüsten sich nun auch Bürgermilizen. In einem Video der Nachrichtenagentur "Reuters" vom 3. November wird von einer solchen Gruppierung aus Jackson berichtet. Die Trump-Anhänger wollen für Aufstände gerüstet sein, falls Donald Trump am Dienstag tatsächlich der Verlierer sein sollte.

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