Xavier Naidoo hat im August bei einem Konzert auf einer Montagsdemo in Mannheim für Schlagzeilen gesorgt. "Hat Deutschland eine Verfassung?", fragte der Sänger von der Bühne aus das Publikum. "Spiegel.de" berichtete von dem Auftritt Naidoos und warf ihm Verschwörungstheorien, Demokratiefeindlichkeit und Nationalismus vor. Die Kritik verhallte, doch am Tag der Deutschen Einheit legte Naidoo in Berlin nach.

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Xavier Naidoo gab bei seinem Auftritt am Tag der Deutschen Einheit vor der "Reichsbürger"-Bewegung - einer Gruppe von Verschwörungstheoretikern, die Deutschland nicht als souveränen Staat anerkennt und vom brandenburgischen Verfassungsschutz mit Tendenz zum Rechtsextremismus und der Verfassungsgefährdung eingestuft wird - nicht nur Musikstücke zum Besten. Er predigte auch über die von den USA besetzte Bundesrepublik und rief damit zum Widerstand auf.

Seinen Auftritt für die "Reichsbürger"-Bewegung kommentierte Naidoo mit einem Jesusvergleich. "Er ist auf alle Menschen zugegangen", sagte er in einem Statement. "Ich möchte von Liebe, Frieden, Gerechtigkeit und meiner Überzeugung sprechen." Seiner Ansicht nach seien die "Reichsbürger", wie etwa auch Anhänger der NPD, nur Systemkritiker wie er.

Xavier Naidoos Arbeitgeber reagieren unterschiedlich

Wer Naidoos öffentliche Auftritte verfolgt hat, den überraschen seine jüngsten Reden in Berlin nicht. Bereits 2011 sprach Naidoo im ARD-Morgenmagazin davon, dass Deutschland "immer noch ein besetztes Land" sei. Auch gesanglich schlug Naidoo ein Jahr später fragwürdige Töne an. Sein Song "Wo sind sie jetzt" mit Rapper Kool Savas brachte ihm 2012 den Vorwurf der Homophobie und Volksverhetzung ein. Die Jugendorganisation der Linkspartei erstattete Anzeige gegen den Soulsänger und Moderator.

Die Popakademie in Mannheim rückte nun von ihrem Mitinitiator ab. "Wir distanzieren uns von den fragwürdigen und irritierenden politischen Äußerungen und dem Auftritt Xavier Naidoos", erklärte Geschäftsführer Udo Dahmen zu Naidoos Auftritt für die "Reichsbürger". Auch Mannheims Oberbürgermeister Peter Kurz (SPD) bedauere "diese Entwicklung sehr". Der einstige Star der Stadt vertrete im Einzelnen radikal libertäre, anti-staatliche Positionen, mit denen sich Mannheim als Stadt nicht identifizieren könne.

Der Fernsehsender VOX sieht dagegen die Angelegenheit entspannter und setzt die Zusammenarbeit mit Naidoo für "Sing meinen Song – Das Weihnachtskonzert" fort. Eine Sprecherin des Senders sagte dem Online-Dienst "Horizont": "Xavier Naidoo hat sich von den gegen ihn erhobenen Vorwürfen deutlich distanziert."  © Glutamat

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