Cybermobbing: Infos & Hilfe

Bitte nicht kleinreden: Cybermobbing ist eine Form der Gewalt, die sich zerstörerisch auf die Opfer auswirkt. Neben Erwachsenen sind auch mehr und mehr Kinder und Jugendliche davon betroffen.

"Du bist fett und hässlich und so eine Null im Sport. "

1. Cybermobbing: Alltag auf deutschen Schulhöfen

Solche Posts in digitalen Kanälen sind kein Einzelfall. Tagtäglich findet Cybermobbing unter Schülerinnen und Schülern statt: Wiederholt und systematisch werden sie von Gleichaltrigen auf Social Media oder in Messengern wie WhatsApp attackiert. Und das mitunter direkt auf dem Schulhof – von Smartphone zu Smartphone.

Lehrkräfte können die Online-Aktivitäten nur schlecht bis gar nicht überwachen, bekommen häufig also gar nichts mit von den Vorfällen.
Wird ein Fall publik, erfolgt in der Regel eine disziplinarische Maßnahme von Seiten der Schule, doch das allein löst das Problem im Kern nicht. Dazu ist es einfach zu groß:

Zahlen, die erschrecken

So wurden im Jahr 2022 laut einer Studie etwa ein Drittel aller Schülerinnen und Schüler Opfer von Cybermobbing. In absoluten Zahlen gesprochen sind das: 1,8 Millionen junge Menschen. Eine Zahl, die erschreckt.

Das Problem ist vor allem unter den 13-15-Jährigen akut: Jugendliche Schülerinnen und Schüler aber auch Auszubildende und Lehrlinge haben das größte Cybermobbing-Risiko.

Doch die digitale Form des Mobbings hat sich in den letzten Jahren auch unter Erwachsenen weiter verbreitet, ob im Beruf, im nachbarschaftlichen oder im privaten Umfeld:

Kollegen werden in Chat-Gruppen lächerlich gemacht und denunziert, Personen des öffentlichen Lebens sind E-Mail-Shitstorms ausgesetzt. Angehörige der LGBTQ-Gemeinschaft, Journalisten und generell Andersdenkende werden durch Hasskommentare im Netz angegriffen – Hate Speech scheint "en vogue" zu sein, der Ton wird rauer.

Im privaten Umfeld findet aber ebenfalls Cybermobbing statt: So wird beispielsweise der/die "Ex" auf Social Media öffentlich bloßgestellt, indem intime Details preisgeben werden. Und – das mag erstaunen: Tatsächlich scheint es vor allem unter Freunden am häufigsten zu Cybermobbing zu kommen.
Dies nur um klarzustellen, dass Cybermobbing ein gesamtgesellschaftliches Problem darstellt und nicht explizit ein Phänomen unter Jugendlichen ist.

2. Was genau ist Cybermobbing?

Cybermobbing bezeichnet die absichtliche und systematische Belästigung, Beleidigung oder öffentliche Bloßstellung einzelner Personen oder Gruppen im digitalen Raum. Meist geschieht dies über einen längeren Zeitraum und häufig ist sogar Bedrohung im Spiel.
Anders als beim "traditionellen" analogen Mobbing im echten Leben findet Cybermobbing online bzw. über digitale Kommunikationsmittel und -kanäle statt. Im schlimmsten Fall also 24 Stunden lang, rund um die Uhr.
 
Der Boom von Social Media-Plattformen wie TikTok, Instagram oder Snapchat beschleunigt das Ganze: Die Netzwerke wirken für Cybermobbing wie Katalysatoren – gepaart mit einer ständigen Präsenz von Smartphone und Co. führt das unweigerlich zu einer Zunahme der Vorfälle von Cybermobbing. Inhalte werden schneller geteilt, Gerüchte oder Fake-News gehen unglaublich schnell viral.

3. Beispiele für Cybermobbing

Es gibt verschiedenste Ausprägungen von Cybermobbing – hier sind ein paar Beispiele:
  • Hassnachrichten per E-Mail oder auf Social Media.
  • Üble Nachrede, falsche Anschuldigungen per Messenger.
  • Beleidigungen in Chatgruppen und Online-Foren.
  • Sexuell anzügliche oder herabwürdigende Kommentare.
  • Ausgrenzung bei Kontaktanfragen, z. B. Snapchat.
  • Gezielte Verbreitung von Fake-News über Kettenbriefe oder Social Media.
  • Manipulation und Veröffentlichung von verunglimpfenden Fotos und Videos auf TikTok oder anderen Kanälen.
  • Ungefragtes Verbreiten von privaten Daten im großen Stil – siehe Doxing.
  • Gezieltes Hacking von Online-Accounts.
Diese typischen Formen von Cybermobbing demütigen die betroffenen Personen und verletzen sie, schaden ihrem Ansehen und drängen sie ins soziale Abseits.

4. Motive für Mobbing

Warum Menschen andere Menschen mobben, kann verschiedene Gründe haben:
  • Stress
  • Konkurrenz- oder Überlegenheitsdenken
  • Eifersucht
  • Rachegefühle
  • Grüppchenbildungen
  • Langeweile

5. Das Internet senkt die Hemmschwelle für Mobbing

Durch die körperliche Distanz zum Opfer und die Anonymität, die das Internet bietet, sinkt auch die Hemmschwelle für Mobbing. Mal eben schnell unter falschem Namen oder Pseudonym etwas Boshaftes in den Chat zu tippen ist etwas anderes, als einen fiesen Kommentar in Anwesenheit des Opfers abzugeben.

Cybermobbing bietet den Täterinnen und Tätern also auch eine Art Schutz. Doch das nur auf den ersten Blick: Denn Cybermobbing ist durchaus strafbar (mehr dazu in diesem Abschnitt).

6. Psychische und körperliche Folgen von Cybermobbing

Durch Cybermobbing leiden Betroffene oft unter Stress, Angstzuständen oder Depressionen. Durch den emotionalen "Dauerbeschuss" ziehen sie sich häufig zurück, fühlen sich mit ihrem Problem alleingelassen. Vor allem für Kinder ist das fatal:

Sie haben Schwierigkeiten in der Schule oder bleiben dem Unterricht fern. Ihre Not kann so groß werden, dass das Selbstwertgefühl leidet (vor allem in der Pubertät ist dieses tendenziell noch nicht so ausgeprägt) und dauerhaft Schaden nimmt. Die entstehenden Minderwertigkeitsgefühle können dann wiederum z. B. zu Essstörungen führen.

Ebenso kann es zum Konsum von Drogen kommen, nicht selten treten sogar Selbstmordgedanken auf.
Cybermobbing: Die Opfer leiden oft im Stillen
Cybermobbing: Die Opfer leiden oft im Stillen.

Es ist daher extrem wichtig, dass wir uns als Gesellschaft mit dem Thema auseinandersetzen und aktiv gegen Cybermobbing angehen.

7. Nur ein kleiner Spaß oder schon Mobbing?

Die Grenzen zwischen einem scheinbar harmlosen Spaß und echtem Mobbing sind oft fließend. Was auf der einen Seite als Spaß empfunden wird, kann auf der anderen Seite als echte Beleidigung und Demütigung aufgefasst werden.

Ein Beispiel:

Im Gruppenchat einer Sportmannschaft wird ein Foto aus der Sportumkleide gepostet, das eine Person in einer unvorteilhaften Situation zeigt. Der Fotograf findet es vielleicht einfach nur lustig, doch er verletzt damit die gezeigte Person in ihrer Würde (und auch in ihrem Recht am eigenen Bild!).

Im ungünstigsten Fall lassen die Reaktionen (Likes, Smileys & Emojis, GIFs) der anderen Chat-Teilnehmer nicht lange auf sich warten. So entwickelt sich schnell eine unheilvolle Gruppendynamik.

Gepaart mit mangelnder Empathie für das, was andere eventuell als verletzend empfinden, entsteht so ein idealer Nährboden für Mobbing.

8. Mit Prävention und Zivilcourage gemeinsam gegen Cybermobbing

Um Cybermobbing unter Kindern und Jugendlichen zu bekämpfen, sind Eltern und Erziehungsberechtigte sowie Bildungseinrichtungen gleichermaßen gefragt.
Ebenso im Fokus: Sportvereine, denn hier verbringen viele Kinder und Jugendliche unterschiedlichster sozialer Herkunft einen Großteil ihrer Freizeit.

Wie also am besten vorgehen?

Folgende Aspekte sollten den Kindern und Jugendlichen vermittelt werden:
  • Niemand darf ausgegrenzt, beleidigt oder verleumdet werden. Weder im echten Leben noch digital.
  • Es geht um Respekt gegenüber anderen – mit Grenzen, die nicht überschritten werden dürfen. Das Internet ist kein rechtsfreier Raum. Handeln hat also Konsequenzen.
  • Einmischen erwünscht: Zivilcourage ist etwas Gutes, man darf sehr wohl intervenieren, sollte man Zeuge von Cybermobbing werden. Sei es, indem man die anderen dazu aufruft, damit aufzuhören oder aber indem man den Vorfall meldet.
  • Wichtige Botschaft an die Kinder und Jugendlichen: "Ihr seid nicht allein, wenn Euch so etwas zustößt." Benennen Sie gleichzeitig mögliche Ansprechpersonen für solche Fälle: Eltern, Erzieher, Vertrauenslehrer, Trainer, Sozialarbeiter, Paten, Freunde.
Bei der Aufklärung zum Thema Cybermobbing können individuelle Präventionsmaßnahmen wie Medienkompetenztrainings für Lehrer, Eltern und Schüler helfen. Angebote gibt es z. B. von gemeinnützigen Initiativen in den Städten, etwa dem Medienkompetenzteam oder dem Bündnis gegen Cybermobbing aus Karlsruhe).

Aber auch Maßnahmen in Vereinen oder Schulen, angeleitet durch speziell ausgebildete Schulsozialarbeiter, können sinnvoll sein.

Außerdem sollten klare Regeln für den Umgang mit digitalen Medien definiert werden (z. B. Nutzungszeit, handyfreie Zonen, Benimmregeln in der digitalen Kommunikation, erlaubte kind-/jugendgerechte Apps). Diese Regeln müssen dann entsprechend konsequent durchgesetzt werden, nicht nur in der Schule, sondern auch daheim.

9. Wichtig: Cybermobbing kann strafrechtlich verfolgt werden

Es gibt (leider) kein spezielles Cybermobbing-Gesetz. Cybermobbing-Taten stellen jedoch oft einzelne Straftatbestände dar, die Opfer zur Anzeige bringen können:
  • Beleidigung (§ 185 Strafgesetzbuch)
  • Verleumdung/Üble Nachrede (§§ 186 & 187 Strafgesetzbuch)
  • Nötigung (§ 240 Strafgesetzbuch)
  • Erpressung (§ 253 Strafgesetzbuch)
  • Bedrohung (§ 241 Strafgesetzbuch)
  • Stalking (§ 238 Strafgesetzbuch)
  • Unerlaubte Verbreitung von Bildern und Videos (§§ 22 & 23 Kunsturheberrechtsgesetz)
  • Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereichs durch Bildaufnahmen (§ 201a Strafgesetzbuch)

Wie Betroffene am besten vorgehen:

Kommt es zu Cybermobbing ist es wichtig, Beweise zu sichern und den Vorfall zu dokumentieren:
  • Erstellen Sie Screenshots, d.h. Bildschirmaufnahmen.
  • Speichern Sie Nachrichten/E-Mails damit diese an die Polizei weitergegeben werden können.
  • Um sich (bzw. Ihr Kind) nicht weiteren Mobbing-Attacken auszusetzen, blockieren Sie die Verursacher im Social-Media-Profil, auf WhatsApp oder sonstigen Messengern.
  • Blockieren Sie deren E-Mail-Adressen.
  • Blockieren Sie außerdem deren Rufnummern auf Ihrem Smartphone.
  • Lassen Sie sich nicht provozieren.
  • Ganz wichtig für Eltern: Vermitteln Sie Ihrem Kind, dass Sie es nicht allein lassen in der Situation und das Problem gemeinsam mit ihm angehen.

10. Unterstützung für Opfer: Nicht wegschauen!

Wie bei vielen anderen Herausforderungen ist die offene und bestenfalls vertrauensvolle Kommunikation zwischen Eltern, Schulen und Kindern die Basis.
  • Sprechen Sie mit den Kindern.
  • Behalten Sie deren Online-Aktivitäten im Blick.
  • Interessieren Sie sich für ihr digitales Leben. So können Sie frühzeitig erkennen, ob es Probleme gibt und Hilfe anbieten oder professionelle Hilfe suchen.
Lehrerinnen und Lehrer (und natürlich auch Trainerinnen und Trainer in Sportvereinen) sollten bei Verdacht auf Cybermobbing sofort handeln. Sind mehrere Personen beteiligt, ist es hilfreich, das Thema im Klassenverband (beim Sport: im Team) zu besprechen.

Wie beim ursprünglichen Mobbing gilt auch hier: Es ist wichtig, dass alle Beteiligten aktiv gegen Cybermobbing vorgehen und nicht wegsehen. Unbeteiligte Mitschülerinnen und Schüler (im Sport Mitspielerinnen und Mitspieler) dürfen so ein Verhalten nicht tolerieren.

Beratungsangebote wie Schulsozialarbeiter an Schulen helfen den betroffenen Kindern und Jugendlichen direkt. Darüber hinaus gibt es Anlaufstellen für professionelle psychologische Unterstützung.

11. Wo bekomme ich Hilfe bei Mobbing?

https://www.cybermobbing-hilfe.de/
https://www.buendnis-gegen-cybermobbing.de/hilfe/helpline.html
Kinder- und Jugendtelefon (0800 111 0333), Nummer gegen Kummer e.V. (116 111), Zentrum für Kinderschutz im Internet (www.zki.de).

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Quellen:
https://www.buendnis-gegen-cybermobbing.de/aktivitaeten/studien.html Stand: 14.07.2023
https://www.klicksafe.de/cybermobbing#c51002  Stand: 17.07.2023
https://www.klicksafe.de/cybermobbing#c51127 Stand: 29.07.2023
https://www.lmz-bw.de/medienbildung/themen-von-a-bis-f/cybermobbing/verbreitung-von-cybermobbing  Stand: 24.07.2023
https://medienkompetenz.team/  Stand: 22.07.2023
https://www.polizeifuerdich.de/deine-themen/handy-smartphone-internet/cybermobbing/ Stand: 22.07. 2023
https://www.internet-abc.de/kinder/lexikon/a-g/cybermobbing/ Stand: 19.07.2023
 
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