- Die Omikron-Variante könnte bald in Deutschland dominieren und die Corona-Fallzahlen deutlich in die Höhe treiben.
- Doch einige Virologen sehen in der Mutation auch eine Chance.
- Daten aus anderen Ländern zeigen: Sie könnte der Weg aus der Pandemie sein – doch sicher ist das noch lange nicht.
Prominente Virologen sehen Anlass für vorsichtigen Optimismus bei der weiteren Entwicklung der Corona-Pandemie in Deutschland. Der Berliner Virologe
"In gewisser Weise kann uns das beruhigen. Südafrika ist sicher ein Blick in eine Zukunft, in eine endemische Situation, die sich dort gerade einstellt", sagte Drosten am Donnerstagabend im ZDF-"heute journal". "Nur sind wir leider noch ein ganzes Stück davon entfernt."
Der Übergang von einer pandemischen zu einer endemischen Situation bedeutet, dass das Virus sich zwar weiterhin verbreitet, aber weniger gefährlich ist - vergleichbar etwa den typischen Erkältungsviren, zu denen auch andere Coronaviren zählen.
Zudem hält Drosten inzwischen mildere Krankheitsverläufe bei der neuen Corona-Variante Omikron für "sehr wahrscheinlich". Dazu gebe es immer mehr Daten, sagte Drosten am Freitag im Deutschlandfunk. So sei das Risiko für Ungeimpfte, nach einer Infektion in eine Klinik zu müssen, bei Omikron nur etwa drei Viertel so hoch wie bei Delta.
Omikron-Daten lassen noch keine konkreten Schlüsse zu
Gesundheitsminister
Der Bonner Virologe
"Das lässt hoffen, dass wir eine mildere Welle bekommen." Beide Wissenschaftler sitzen im neuen Expertenrat der Bundesregierung. Die meisten Experten wie auch Lauterbach rechnen damit, dass der Höhepunkt einer Omikron-Welle in Deutschland erst noch bevorsteht.
Noch schärfere Maßnahmen hält Streeck derzeit nicht für notwendig: "Wir müssen erstmal abwarten, bis wir eine bessere Datenlage haben, um dann zu sehen, wie sich die Fallzahlen entwickeln." Mit milderem Wetter im Frühjahr werde die Zahl der Infektionen wieder zurückgehen, deshalb werde Deutschland sicher "einen entspannten Sommer haben".
Situation in den Krankenhäusern könnte sich durch Mutation verschärfen
Auch die Entwicklung in Großbritannien mit Blick auf Omikron sei ermutigend, sagte Drosten, "denn die Zahl der schweren Erkrankungen scheint geringer zu sein". Der Virologe sieht allerdings in Deutschland die Politik weiter gefordert, "vielleicht bis Ostern".
Danach könnte ein "Update" der Impfstoffe mehr Sicherheit auch gegen Omikron schaffen. Sorgen mache er sich aber um die relativ große Gruppe der Bürger, die weder geimpft noch genesen seien, sagte Drosten. "Das ist leider ein deutsches Spezialproblem."
Etwas pessimistischer als Drosten und Streeck zeigt sich der Leiter des Intensivregisters der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi), Christian Karagiannidis. Es sei möglich, dass die Omikron-Variante mildere Krankheitsverläufe verursache, sagte er der "Rheinischen Post" (Freitag).
"Die schiere Anzahl von Neuinfektionen, auf die wir derzeit zusteuern, könnte die Intensivkapazitäten dennoch vor große Herausforderungen stellen, noch mehr aber die Hospitalisierung insgesamt." Daher sollten sich Bund und Länder schnell auf ein Warnsystem aus den Faktoren Intensivbettenbelegung, Hospitalisierungsquote und Inzidenz einigen.
Die meisten der in Deutschland angebotenen Corona-Schnelltests sind nach Einschätzung des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) auch zum Nachweis der neuen Omikron-Variante geeignet. Davon sei "auf der Grundlage der aktuellen Datenlage auszugehen", schreibt das PEI auf seiner Internetseite. Allerdings seien für endgültige Aussagen noch weitere Untersuchungen erforderlich.
Die US-Arzneimittelbehörde FDA hatte zuvor mitgeteilt, dass vorläufige Daten einer Studie mit Lebendviren von Patienten darauf hindeuteten, "dass Antigentests die Omikron-Variante erkennen, aber möglicherweise eine verringerte Sensitivität aufweisen." Eine verringerte Sensitivität bedeutet, dass weniger Infektionen tatsächlich erkannt werden. © dpa
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