- Für weitreichende Lockerungen im Sommer müsse die Inzidenz unter 20 sinken, sagt Gesundheitminister Spahn.
- Dass die Impfstoffe von Biontech und Astrazeneca auch gegen die indische Variante schützen, ist nicht nur deshalb eine gute Nachricht.
➤ Gauck: Kritiker der Corona-Politik nicht ausgrenzen
Altbundespräsident
"Aber nicht alle, die dort mitlaufen, sind eine Gefahr für die Demokratie", betonte er. "Wir können doch nicht alle ausgrenzen, die mit der Corona-Politik unzufrieden sind."
Wer Hass und Hetze verbreite, dem müsse mit rechtsstaatlichen Mitteln entgegengetreten werden. "Aber ich möchte auch nicht, dass wir mit dem illiberalen Mittel des Verbotes einschreiten, solange jemand nicht wirklich die Demokratie gefährdet", so Gauck.
Am Wochenende versammelten sich in Berlin trotz Verbot einige Hundert Menschen zu Demonstrationen gegen die Corona-Politik. Es kam zu Festnahmen. Viele Menschen trugen Polizeiangaben zufolge keine Masken und hielten sich nicht an die Abstandsregeln.
Die weiteren Corona-News des Tages
Demo Verbot in Berlin: Hunderte Festnahmen - Camp aufgelöst
16:03 Uhr: Nach dem Verbot von zwei großen Demonstrationen von Gegnern der Corona-Politik in Berlin hat die Polizei am Samstag Hunderte Menschen festgenommen. Bislang sind 300 Festnahmen bekannt, die genaue Bilanz liegt noch nicht vor. "Aber es wird noch immens steigen", sagte Polizeisprecher Thilo Cablitz am Sonntag. Es ging demnach um Verstöße gegen das Demo-Verbot, um Hygiene-Auflagen und auch um Auseinandersetzungen mit den Beamten. Vereinzelt seien Polizisten verletzt worden.
Ein Großeinsatz der Sicherheitskräfte sollte am Wochenende verhindern, dass sich trotz des Verbots größere Gruppen bilden. Es kam trotzdem am Samstag zu Ansammlungen von einigen Hundert Menschen, die gegen die Corona-Politik Stimmung machten.
Ein Protest-Camp nahe Schloss Bellevue mit rund 300 Menschen wurde laut Cablitz am Sonntagmittag wegen Verstöße gegen die Corona-Regeln aufgelöst. Zur Einsatzstrategie sagte der Sprecher: "Wir haben gezeigt, dass wir sehr schnell rangehen." Auch am Sonntag sei bereits ein Reisebus gestoppt worden.
Krise kostet Deutsche Wirtschaft fast 300 Milliarden Euro
13:04 Uhr: Die Corona-Krise hat Deutschland nach Berechnungen des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) fast 300 Milliarden Euro an Wohlstand gekostet. Es werde "Jahre dauern, bis die Verluste und die strukturellen Verwerfungen ausgeglichen sind", sagte IW-Chef Michael Hüther der "Welt am Sonntag", die aus den Berechnungen des Instituts zitierte. Demnach wäre die Wirtschaft ohne Corona "deutlich gewachsen".
Das IW verglich für seine Berechnungen das tatsächliche und prognostizierte Wachstum mit dem sogenannten Potenzialwachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Dieses sagt aus, wie stark die deutsche Wirtschaft ohne die Pandemie in den vergangenen sechs Quartalen gewachsen wäre. Demnach entfallen allein auf die vergangenen drei Quartale knapp 140 Milliarden Euro entgangenen Wachstums.
Knapp ein Drittel dieses Wertschöpfungsverlustes ist demnach auf den erneuten Lockdown infolge der zweiten Welle zurückzuführen, der erst jetzt wegen der Impffortschritte und der sinkenden Inzidenzen gelockert werde, berichtete die Zeitung über die IW-Berechnungen. "Die Impfgeschwindigkeit nimmt endlich zu, das ist ein nicht zu unterschätzendes Signal an die Wirtschaft", sagte Hüther. "Trotzdem dürfen wir nicht der Illusion erliegen, dass die Krise keine Spuren mehr hinterlässt."
Spahn: Brauchen Inzidenz unter 20 für unbeschwerten Sommer
11:00 Uhr: Bundesgesundheitsminister
"Im vergangenen Sommer lag sie unter 20. Das sollten wir wieder anstreben. Vorsicht und Umsicht gelten weiterhin." Am Samstag lag die Sieben-Tage-Inzidenz - also die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen - laut Robert Koch-Institut bundesweit bei 66,8.
Man habe aus dem vergangenen Sommer gelernt, sagte der Minister. "Damals haben die Auslandsreisen, häufig Verwandtschaftsbesuche in der Türkei und auf dem Balkan, phasenweise rund 50 Prozent der Neuinfektionen ausgelöst. Das müssen wir in diesem Jahr verhindern", sagte Spahn. Beispielsweise wolle er frühzeitig Vereinbarungen mit der Türkei über Tests bei der Ein- und Ausreise schließen.
Moderna will Zulassung für Kinder beantragen
09:38 Uhr: Das US-Pharmaunternehmen Moderna will Anfang Juni die Zulassung seines Corona-Impfstoffs in der EU für Kinder und Jugendliche zwischen zwölf und 17 Jahren beantragen. Ideal wäre es, diese Altersgruppe vor Ende August zu impfen, sagte Moderna-Chef Stéphane Bancel der französischen Sonntagszeitung "Journal du dimanche". Andernfalls könne eine vierte Corona-Welle drohen.
Die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) prüft derzeit bereits die Zulassung des Corona-Impfstoffs von Biontech/Pfizer für Zwölf- bis 15-Jährige. In den USA ist der Impfstoff schon für diese Altersgruppe zugelassen.
Spahn will Biontech-Dosen für Schüler reservieren
09:05 Uhr: Bundesgesundheitsminister Jens Spahn ruft dazu auf, Impfdosen der Hersteller Biontech und Pfizer für Schülerinnen und Schüler zu reservieren. "Ein Weg zu regulärem Unterricht nach den Sommerferien ist das Impfen der Jugendlichen", sagte der CDU-Politiker der "Bild am Sonntag". "Das erklärte Ziel ist, dass die Länder den minderjährigen Schülerinnen und Schülern bis Ende August ein Impfangebot machen. Weil für sie wegen der Zulassung nur ein bestimmter Impfstoff infrage kommt, müssen dafür genügend Biontech-Dosen reserviert werden."
Eine dritte Corona-Impfung ist Spahn zufolge "frühestens im Winter der Fall". Für Kritik an der Aufhebung der Impfpriorisierung ab dem 7. Juni zeigte der Minister wenig Verständnis. "Dieselben, die vor vier Wochen gesagt haben, die Priorisierung sei Impf-Bürokratie und müsse weg, kritisieren jetzt die Aufhebung. Das passt nicht zusammen", sagte Spahn.
Recht hoher Impfschutz gegen indische Virus-Variante
10:16 Uhr: Die Corona-Impfstoffe von Pfizer/Biontech und Astrazeneca bieten laut einer Studie aus Großbritannien einen recht hohen Schutz gegen eine Erkrankung mit der zunächst in Indien aufgetretene Virus-Variante B.1.617.2. Die beiden Präparate schützen nach zweifacher Impfung beinahe so effektiv gegen eine durch diese Variante ausgelöste Corona-Erkrankung wie gegen eine durch die britische Variante B.1.1.7 hervorgerufene. Das geht nach Angaben der britischen Nachrichtenagentur PA aus einer Studie der Regierungsbehörde Public Health England (PHE) hervor.
Der Impfstoff von Pfizer/Biontech schützt demnach zwei Wochen nach der zweiten Dosis mit 88-prozentiger Effektivität gegen eine Erkrankung durch B.1.617.2., verglichen mit 93 Prozent bei der britischen Variante.
Bei Astrazeneca liegt der Effekt gegen eine Erkrankung durch B.1.617.2 bei 60 Prozent, verglichen mit 66 Prozent bei B.1.1.7. Beide Impfstoffe wiesen den Angaben zufolge drei Wochen nach der Erstimpfung eine 33-prozentige Effektivität bei B.1.617.2 auf, während sie bei der britischen Variante zu dem Zeitpunkt jeweils bei rund 50 Prozent lag.
Die Studie erfolgte zwischen dem 4. April und dem 16. Mai und deckte alle Altersgruppen ab.
Infektionsgeschehen flaut ab - Mehr Tote als vor einer Woche
08:11 Uhr: Die Gesundheitsämter in Deutschland haben dem Robert Koch-Institut (RKI) binnen eines Tages 6.714 Corona-Neuinfektionen gemeldet. Das geht aus Zahlen vom Sonntagmorgen hervor, die den Stand des RKI-Dashboards von 05.11 Uhr wiedergeben. Zum Vergleich: Vor einer Woche hatte der Wert bei 8.500 Ansteckungen gelegen. Die 7-Tage-Inzidenz gab das RKI am Sonntagmorgen mit bundesweit 64,5 an (Vortag: 66,8; Vorwoche: 83,1). Am Sonntag sind die vom RKI gemeldeten Fallzahlen meist niedriger, unter anderem weil am Wochenende weniger getestet wird.
Deutschlandweit wurden den Angaben nach binnen 24 Stunden 82 neue Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 71 Tote gewesen.
Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie insgesamt 3.648.958 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte aber deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden.
Die Zahl der Genesenen gab das RKI mit etwa 3.397.100 an. Die Zahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2 gestorben sind, wird nun mit 87 380 angegeben.
Der bundesweite Sieben-Tage-R-Wert lag laut RKI-Lagebericht von Samstagabend bei 0,87 (Vortag: 0,85). Das bedeutet, dass 100 Infizierte rechnerisch 87 weitere Menschen anstecken. Der R-Wert bildet jeweils das Infektionsgeschehen vor 8 bis 16 Tagen ab. Liegt er für längere Zeit unter 1, flaut das Infektionsgeschehen ab; liegt er anhaltend darüber, steigen die Fallzahlen.
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