Seit April gilt in ganz Deutschand eine Maskenpflicht. Auch nach den Lockerungen blieb sie bestehen - sehr zum Unmut des Einzelhandels. Einige Bundesländer wollen die Regeln auflockern und beleben damit eine Diskussion.
Mehrere Bundesländer erwägen eine Abschaffung der Maskenpflicht im Handel. "Wenn das Infektionsgeschehen so gering bleibt, sehe ich keinen Grund, länger an der Maskenpflicht im Handel festzuhalten", sagte beispielsweise Mecklenburg-Vorpommerns Wirtschaftsminister Harry Glawe (CDU) der "Welt am Sonntag".
Er gehe davon aus, dass das Kabinett in Schwerin in seiner Sitzung am 4. August das Ende der Maskenpflicht im Einzelhandel beschließen werde. "Ich kann die Ungeduld des Handels sehr gut nachvollziehen, die Maskenpflicht abzuschaffen". Die Abstandsregel werde aber grundsätzlich bleiben. Mecklenburg-Vorpommern hat die niedrigsten Infektionszahlen mit dem Coronavirus bundesweit.
Maskenpflicht: Einzelhandel für Abschaffung - wenn es vernünftig ist
Wie zu erwarten, sieht der Einzelhandel mit Glawes Vorschlag positiv. "Für den Einzelhandel ist es gut, wenn die Maskenpflicht, sobald dies gesundheitspolitisch möglich und vernünftig ist, abgeschafft wird", sagte der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Deutschland (HDE), Stefan Genth, am Sonntag der dpa. Die Einschätzung, wann und in welchen Regionen dieser Schritt möglich sei, müssten aber Politik und Medizin treffen.
Und daran könnte es scheitern. Der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene widerspricht den Plänen Mecklenburg-Vorpommerns, die Maskenpflicht aufzuheben. "Ich persönlich sehe das als schwierig an", sagte Martin Exner am Sonntag der dpa.
Zwar sei Deutschland derzeit in einer günstigen Lage, allerdings sei unklar, ob die Situation so bleibt. Eine Aufhebung der Pflicht sende das falsche Signal, dass die Situation im Griff sei. "Das können wir aber so nicht feststellen." Die Maske sei nach wie vor ein wichtiges Element der Präventionsstrategie. Insbesondere in Innenräumen, in denen der Mindestabstand von 1,5 Metern nicht gewahrt werden kann.
Glawe will mit anderen Bundesländer sprechen - und erhält Absage aus Niedersachsen
Glawe kündigte auch Gespräche mit seinen Kollegen in Bremen, Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein an.
"Wir versuchen, für alle norddeutschen Bundesländer eine einheitliche Regelung hinzubekommen. Noch lieber wäre mir ein bundesweites Ende der Maskenpflicht im Handel", sagte er. Eine erste Absage erhält Glawe aus Niedersachsen.
Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) warnte vor einem vorschnellen Ende der Maskenpflicht. Er bleibe bei seiner Auffassung, dass große Vorsicht im Umgang mit dem Coronavirus geboten sei, erklärte die Staatskanzlei in Hannover am Sonntag.
"Gerade der Herbst wird nach Prognose vieler Wissenschaftler eine Bewährungsprobe für den Infektionsschutz werden. Wir dürfen uns deswegen nicht vorschnell in Sicherheit wiegen wegen geringer Infektionszahlen im Sommer", sagte Regierungssprecherin Anke Pörksen.
Sachsen und Bremen diskutieren - vier Bundesländer dagegen
Sachsen hingegen prüft eine Abschaffung. "Wir schauen uns gerade an, ob wir beim Einkaufen auf die Maskenpflicht verzichten können", sagte Sozialministerin Petra Köpping (SPD) der "Welt am Sonntag".
Auch Sachsen-Anhalts Gesundheitsministerin Petra Grimm-Benne (SPD) kann sich laut der Zeitung mittelfristig eine Änderung vorstellen. Bremen will das Thema im Senat diskutieren, hieß es. Gegen ein zeitnahes Ende der Pflicht für den Mund-Nasen-Schutz in Geschäften sprachen sich am Sonntag Bayern, Schleswig-Holstein, Brandenburg und Hamburg aus.
"Im Verlauf der Pandemie hat sich die Expertenmeinung gefestigt, dass die Mund-Nasen-Bedeckung eine sehr wirksame Maßnahme ist", argumentierte beispielsweise Hamburgs Senatssprecher Marcel Schweitzer gegenüber der dpa. Auch Nordrhein-Westfalen reagierte zurückhaltend.
Mecklenburg-Vorpommern: Abstandsgebot bleibt
Als nächsten Schritt, um zur Normalität zurückzukehren, hatte das Kabinett am Dienstag beschlossen, dass sich die Menschen im Nordosten in Kürze wieder in unbegrenzter Zahl mit anderen im öffentlichen Raum treffen können.
Die Obergrenze von zehn Personen laufe am 10. Juli aus und werde nicht verlängert, sagte Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD).
Allerdings bleibe das Abstandsgebot zu Personen bestehen, die nicht zur eigenen Familie oder zum eigenen Hausstand gehören.
Ebenso bleibe die Maskenpflicht im öffentlichen Nahverkehr, beim Einkaufen oder beim Arztbesuch.
Aktuelle Corona-Fallzahlen für Deutschland
In Deutschland ist die Zahl der Neuinfektionen weiter auf relativ niedrigem Niveau. Die Gesundheitsämter meldeten dem RKI zufolge 239 neue Corona-Infektionen innerhalb eines Tages (Datenstand 5.7., 0.00 Uhr). Weltweit wurde allerdings ein Rekord bei den nachgewiesenen Neuinfektionen geknackt: Binnen 24 Stunden seien 212 326 neue Ansteckungen mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 gemeldet worden (Stand 4.7. 10 Uhr), hieß es in einem WHO-Bericht. (dpa/fte/sap)
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