• Die Corona-Infektionen steigen in Deutschland immer rasanter, mittlerweile empfiehlt die STIKO allen Personen ab 18 Jahren die COVID-19-Auffrischimpfung.
  • Doch wie verfügbar sind solche Booster-Impfungen?
  • Ein Rundruf in Bayern, Niedersachsen und Sachsen-Anhalt.

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Wer darf sich boostern lassen?

Ist die Grundimmunisierung der Corona-Impfung sechs Monate her, sollte in der Regel eine Auffrischungsimpfung erfolgen. Empfohlen wird dies, weil der Schutz nach einer Grundimmunisierung "mit der Zeit in Bezug auf die Verhinderung asymptomatischer Infektionen und milder Krankheitsverläufe nachlässt", schreibt die Ständige Impfkommission (STIKO).

Laut der Impfverordnung des Bundesgesundheitsministeriums hat grundsätzlich jeder Anspruch auf eine Booster-Impfung. Die STIKO setzte sich zunächst für eine Priorisierung ein: Hierbei wird die Booster-Impfung für Menschen mit Immundefizienz, im Alter von über 70 Jahren sowie Bewohnern in Pflegeeinrichtungen, Personal in Pflegeeinrichtungen und in medizinischen Einrichtungen empfohlen.

Zudem gilt die Empfehlung für Personen, die eine Grundimmunisierung mit Johnson & Johnson oder mit AstraZeneca erhalten haben. Denn der Schutz vor einer Corona-Infektion ist bei diesen beiden Vektor-Impfstoffen niedriger als bei den mRNA-Impfstoffen von Biontech und Moderna.

Am 18. November weitete die STIKO ihre Empfehlungen zur Auffrischungsimpfung massiv aus: "Ab sofort empfiehlt die STIKO allen Personen ab 18 Jahren die COVID-19-Auffrischimpfung", teilte das Gremium am Donnerstag mit. Auch ein flexiblerer Umgang mit dem Zeitabstand ist demnach vorgesehen: "Die Auffrischimpfungen sollen in der Regel im Abstand von sechs Monaten zur letzten Impfstoffdosis der Grundimmunisierung erfolgen. Eine Verkürzung des Impfabstandes auf fünf Monate kann im Einzelfall oder wenn genügend Kapazitäten vorhanden sind erwogen werden", hieß es.

Stiko weitet Empfehlungen zu Auffrischungsimpfungen aus

Immer mehr Studien zeigen nachlassenden Impfschutz gegen Corona. Und das in einer Zeit, in der die Fallzahlen rasant steigen. Die Ständige Impfkommission spricht sich nun für breiteres Auffrischen aus.

Wie läuft die Terminvergabe?

"Generell obliegt es dem Impfarzt nach entsprechender Aufklärung und individueller Risikoabwägung, eine Auffrischimpfung durchzuführen", sagt Sachsen-Anhalts Gesundheitsministerin Petra Grimm-Benne.

Wer einen Termin für eine Booster-Impfung bekommt, entscheiden also die zuständigen Ärzte in den Praxen, den Impfzentren oder von den mobilen Einsatzteams. Sie halten sich aber in der Regel an die STIKO-Empfehlungen. Außerdem erfolgt die Verteilung meist je nach verfügbarem Personal, aktuellen Impfdosen und der Altersstruktur ihrer Patienten. Das bedeutet, dass manche Menschen zu einer Booster-Impfung eingeladen werden, andere müssen sich um einen Termin bemühen.

In Niedersachsen beispielsweise läuft die Terminvergabe offenbar gut: "Nach unseren Informationen sind viele derjenigen, die laut STIKO-Empfehlung derzeit in Niedersachsen an der Reihe wären, bereits geboostert", sagt Tim Schäfer, Sprecher des Deutschen Hausärzteverbands Landesverband Niedersachsen.

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Beim Hausärzteverband Bayern liegt der Fokus "bei der Booster-Impfung erstmal auf der Gruppe der über 60-Jährigen und Patienten mit einem geschwächten Immunsystem", sagt Dr. Wolfgang Ritter, Mitglied des geschäftsführenden Vorstands. "Die Patienten sprechen bitte ihren Hausarzt an und vereinbaren einen Termin."

In Sachsen-Anhalt erfolgen die Booster-Impfungen vorrangig über die Haus- und Fachärzte. "Eine Auffrischung sollten zunächst besonders gefährdete Menschen erhalten, deren Grundimmunisierung bereits sechs Monate zurückliegt", betont Dr. Jörg Böhme, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen-Anhalt.

Wie kommen Impf-Interessierte an Termine?

Bundesweit kann man einheitlich unter der Telefonnummer 116 117 oder online unter www.116117.de einen Termin für die Auffrischungsimpfung sowie auch für die Erst- und Zweitimpfungen vereinbaren. Am einfachsten ist es aber, beim jeweiligen Hausarzt oder Betriebsarzt nachzufragen, ob und wann er einen Termin frei hat. Oftmals kann man sich auf Wartelisten setzen lassen.

Für die Impfzentren regelt jedes Bundesland die Terminvergaben für sich. Die jeweiligen Homepages dafür finden sich im Internet. "In den Impfzentren in Bayern gibt es aktuell keine Priorisierung", sagt eine Sprecherin des Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege.

Wie sind die Impfzentren und Hausärzte aktuell ausgelastet?

"Da der Impfschutz nicht von heute auf morgen erlischt, bitten wir, nicht hektisch zu werden und auch einen Termin anzunehmen, der nicht einen Tag nach Ablauf der sechs Monate zustande kommt", sagt Schäfer vom niedersächsischen Hausärzteverband. "Und bitte bedrängen Sie das Praxispersonal nicht!"

Der Grund für diesen Appell: Überall in Deutschland hat die Nachfrage nach den Booster-Impfungen enorm zugenommen. "Aktuell steigt sowohl die Zahl der teilnehmenden Praxen als auch der bestellten Impfstoffe wieder stark an", sagt Dr. Stephan Hofmeister, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung. Die Bestellungen der Impfdosen nahm laut dem Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung seit Mitte Oktober wieder zu. Waren es am 1. Oktober noch knapp 670.000 Dosen, sind es einen Monat später schon über 1,5 Millionen.

Das bedeutet: Je nach Personal und Impfdosen kann mancher Hausarzt schneller, der andere langsamer boostern. "Wenn aber keiner drängelt, sich alle an die Fristen und die STIKO-Empfehlungen halten, ist der Aufwand sehr hoch, aber handhabbar", erklärt Schäfer. "Natürlich kann die Auslastung insbesondere bei den Impfterminen von Praxis zu Praxis und Region zu Region sehr variieren. Es kommt immer auch darauf an, wie viele alte und vorerkrankte Menschen eine Praxis versorgt, die zunächst primär geimpft werden müssen." Die Praxen in Niedersachsen jedenfalls seien sehr gut ausgelastet.

Auch in Sachsen-Anhalt herrsche derzeit eine hohe Nachfrage nach den Auffrischungsimpfungen, das Praxispersonal leiste derzeit "ein enormes Pensum", sagt Dr. Böhme.

Ein ähnliches Bild zeigt sich in den bayerischen Hausarztpraxen, bestätigt Dr. Ritter. "Die jetzige Situation ist aber eine andere als noch vor einigen Monaten unter strengeren Corona-Regeln." Denn bei den Hausarztpraxen in ganz Deutschland kommen neben den Booster-Impfungen noch die "normalen" Corona- sowie die Grippe-Impfungen hinzu. "Auch die vielen neuen Corona-Fälle landen mehrheitlich in den Sprechstunden", ergänzt Tim Schäfer aus Niedersachsen. Und da zurzeit die Saison für andere Atemwegsinfekte ist, müssen diese ebenfalls behandelt werden.

In den Impfzentren in Deutschland ist auch wieder mehr los. "Auch die Impfzentren bemühen sich, alle Anfragen zu erfüllen", sagt eine Sprecherin des Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege stellvertretend für alle Bundesländer. "Um Wartezeiten zu vermeiden, ist es aber wichtig, Termine vorab telefonisch oder online auszumachen." Allerdings organisieren viele Impfzentren auch Sonderaktionen.

Zudem unterstützen zum Beispiel in Niedersachsen mobile Impfteams die Booster-Impfungen flexibel vor Ort. "Auch werden zurzeit zusätzliche Schwerpunktpraxen eingerichtet, die ihren Fokus noch stärker auf das Impfen gegen Corona legen", sagt Schäfer.

Was fordern sie von der Politik?

Die Hausarztpraxen konnten die Impfstoffe gegen Corona bisher nur immer zwei Wochen im Voraus bestellen. "Das erschwert die Organisation in den Praxen und macht eine flexible Terminvergabe meist schwer", so Schäfer. "Nach unserem Appell ist die Bestellfrist aber seit dieser Woche immerhin auf eine Woche verkürzt worden."

Außerdem würden sich die Hausärzte über eine einheitliche, klare Kommunikation freuen. "So müssen derzeit die Praxisteams zwischen den Aussagen der Politik auf Bundesebene, der STIKO sowie anderen Akteuren vermitteln." Das sei ein zusätzlicher Beratungsaufwand und in den Praxen derzeit eigentlich nicht leistbar.

Die Delegierten des Bayerischen Hausärzteverbands forderten jüngst auf ihrer Online-Versammlung "die Entlastung der Praxen von der Testung der asymptomatisch oder leicht erkrankten Patienten durch Test- und Infektzentren", sagt Dr. Ritter. "Wir müssen unsere Kraft auf die Behandlung von kranken Patienten fokussieren und genügend Zeit für die notwendigen Impfungen haben."

Die Kassenärztliche Bundesvereinigung begrüßte bereits die Ankündigung von Gesundheitsminister Jens Spahn, die Vergütung für die niedergelassenen Ärzte für Corona-Impfungen anzuheben. "Das ist ein wertvolles und richtiges Signal", sagt der Vorstandsvorsitzender Dr. Andreas Gassen.

Verwendete Quellen:

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