- Bislang empfiehlt die Ständige Impfkommission Corona-Impfungen bei Kindern und Jugendlichen nur bei bestimmten Vorerkrankungen.
- Doch es mehren sich Forderungen nach Änderungen an dieser Empfehlung.
- Bei den Erwachsenen bereiten derweil Impfterminschwänzer Sorgen.
Nachdem am Wochenende erstmals seit langem die Infektionszahlen in Deutschland wieder leicht gestiegen sind, gibt es verstärkt Forderungen nach Impfungen auch bei Kindern und Jugendlichen.
Impfungen von Kindern und Jugendlichen
SPD-Chefin
Auch Bayerns Ministerpräsident
Die Stiko hat bisher keine generelle Impfempfehlung für Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren ausgesprochen. Sie empfiehlt Impfungen nur für 12- bis 17-Jährige mit bestimmten Vorerkrankungen wie Adipositas, Diabetes und chronischen Lungenerkrankungen. Das Gremium begründete seine Empfehlung unter anderem damit, dass das Risiko einer schweren COVID-19-Erkrankung für diese Altersgruppe gering sei.
Baldiges Ende der Corona-Maßnahmen gefordert
Der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Andreas Gassen, hat das Ende aller Corona-Maßnahmen für vollständig Geimpfte gefordert. "Spätestens September wird für jeden Impf-Willigen ein Impfangebot verfügbar sein, dann müssen eigentlich nahezu alle Corona-Maßnahmen weg", sagte er der "Bild"-Zeitung. "Jeder kann dann immer noch individuell entscheiden, ob er oder sie weiter Maske tragen will - Pflicht sollte es dann aber nicht mehr sein."
Der Wegfall der Maßnahmen sei auch wichtig, um die Impfmoral hochzuhalten. "Mancher wird sich sonst fragen: Warum sollte ich mich impfen lassen, vielleicht zwei Tage Kopfweh oder andere Impfnebenwirkungen in Kauf nehmen und etwas für die Herdenimmunität tun, wenn ich weiterhin Maske tragen muss, nur weil sich 20 bis 30 Prozent der Leute weigern."
Angesichts der sich schnell ausbreitenden Delta-Variante des Corona-Virus fordert die FDP-Bundestagsfraktion die Regierung zum Handeln auf. "Die Bundesregierung darf die Sommermonate auf keinen Fall ungenutzt lassen, um sich auf den Herbst und eine mögliche vierte Welle vorzubereiten", sagte die Parlamentarische Geschäftsführerin Bettina Stark-Watzinger der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. "Es geht dabei nicht um Alarmismus, aber die Warnungen der Wissenschaftler müssen ernst genommen werden", betonte sie. Es dürfe nicht passieren, "dass wir in ein paar Monaten der pandemischen Entwicklung erneut hinterherlaufen".
Strafen für Impftermin-Schwänzer?
FDP-Vizechef
Ähnlich sieht es der Präsident des Deutschen Landkreistages, Reinhard Sager: "Die Landkreise lehnen Strafen für Menschen, die ihren zweiten Impftermin ohne Absage nicht wahrnehmen, ab", sagte er der "Welt". Das Verhalten sei zwar unsolidarisch, aber es wäre unangemessen, in diesen Fällen mit der "ordnungspolitischen Keule" zu kommen. "Anstatt über Strafen nachzudenken, sollten wir uns überlegen: Was können wir tun, um die Impfbereitschaft weiterhin hochzuhalten?", erklärte Sager.
Am Wochenende war eine Diskussion über Strafen für geschwänzte Impftermine aufgekommen. "Es wäre richtig, wenn es eine Strafe gäbe für diejenigen, die nicht einmal ihren Termin absagen", hatte SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach der "Bild am Sonntag" gesagt.
"Eine Strafe ist das Falsche", sagte hingegen der Parlamentarische Geschäftsführer der FDP-Bundestagsfraktion Marco Buschmann am Montag im ARD-"Morgenmagazin". "Wenn ich die Menschen jetzt einem Strafrisiko aussetze, wenn sie sich anmelden, dann sorge ich dafür, dass sich möglicherweise weniger Menschen anmelden. Und das ist das Gegenteil von dem, was wir brauchen. Wir brauchen ja möglichst viele geimpfte Menschen."
Ein staatlicher Eingriff wie ein Bußgeld werde nicht dabei helfen, die Impfquote zu steigern, so Buschmann.
Sanktionen, wenn die Solidarität nicht reicht?
"Ich appelliere hier stark an unser aller Solidarität. Das ist eine gemeinsame gesellschaftliche Aufgabe mit einem guten Schuss individueller Verantwortung", sagte Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) der "Welt". "Sollten wir aber merken, dass diese Solidarität in Teilen der Gesellschaft nicht vorhanden ist, müssen wir uns schon überlegen, wie wir diese im Interesse aller, gegebenenfalls auch über Sanktionen, werden einfordern können."
Der Deutsche Städtetag forderte von der Politik ein stärkeres Engagement, um Impf-Unwillige zu überzeugen. "Wir müssen mehr Menschen ansprechen, die sich beim Impfen bisher zurückhalten. Wir müssen ihnen niedrigschwellig Angebote machen und Überzeugungsarbeit leisten", sagte der Präsident des Deutschen Städtetages und Oberbürgermeister der Stadt Leipzig, Burkhard Jung (SPD), der "Rheinischen Post" (Montag). "Wir wollen stärker auf schwer erreichbare Menschen in benachteiligten Stadtteilen zugehen. Mobile Impfteams werden deshalb in nächster Zeit eine größere Rolle spielen." Das Impfen bleibe der Schlüssel, um die Pandemie zu bewältigen. (hub/dpa)
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