- RKI-Präsident Wieler sieht Deutschland bei der Bekämpfung der Coronavirus-Ausbreitung insgesamt "auf einem guten Weg".
- Zu frühe Lockerungen könnten diesen Weg allerdings gefährden.
- Gesundheitsminister Spahn setzt auf weitere Fortschritte im Impfprozess.
Der Präsident des Robert-Koch-Instituts, Lothar Wieler, hat eindringlich vor zu frühen Lockerungen der staatlichen Corona-Beschränkungen gewarnt. "Wir sind auf einem guten Weg, und wir müssen diesen Weg weiter konsequent bestreiten", sagte Wieler am Freitag in Berlin.
Die Zahl der binnen sieben Tagen an die Gesundheitsämter gemeldeten Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner habe am Donnerstag in Deutschland erstmals seit Ende Oktober unter 100 gelegen.
Aber sie sei nur in den am stärksten betroffenen Ländern Thüringen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Sachsen gesunken. In den anderen zwölf Ländern sei die Inzidenz nahezu gleich geblieben - in manchen Landkreisen sogar gestiegen.
Neue Corona-Varianten bereiten Wieler Sorge
Besorgt zeigte sich Wieler wegen der neuen, wohl ansteckenderen Corona-Varianten. "Es werden immer mehr Fälle und Ausbrüche der Varianten gemeldet", sagte Wieler. Ob sie gefährlicher sind und ob bereits mit Corona infizierte Menschen immun gegen die neuen Varianten seien, sei noch unbekannt und werde international erst erforscht.
Wieler warnte, eine weitere Verbreitung der Varianten würde die Infektionslage in kurzer Zeit wohl deutlich verschlimmern.
"Die Intensivstationen sind immer noch sehr belastet", sagte Wieler. "Einen neuen starken Anstieg an Fallzahlen würden die Intensivstationen derzeit definitiv nicht verkraften."
Derzeit gebe es rund 238.000 aktive COVID-19-Fälle. Um Fälle mit neuen Varianten zu entdecken, werde in den Laboren nun verstärkt nach ihnen gesucht.
Spahn: Impfprozess macht allgemein Fortschritte
Bundesgesundheitsminister
Er könne Ungeduld verstehen, es stünden jedoch noch einige harte Wochen der Impfstoffknappheit bevor. Für das Vertrauen der Bürger sei es wichtig, dass Bund und Länder an einem Strang ziehen, sagte Spahn mit Blick auf den Impfgipfel bei Kanzlerin Angela Merkel (CDU) an diesem Montag. Dabei gehe es allerdings auch um eine realistische Einschätzung, was kurzfristig an Nachsteuerungen möglich sei.
2,2 Millionen Impfdosen bislang verwendet
Spahn begrüßte die anstehende Zulassung des Präparats von AstraZeneca als dann dritter Impfstoff in der EU. Er sei einfacher in der Handhabung. Im zweiten Quartal könnten voraussichtlich zwei weitere Stoffe zugelassen werden. Das Ziel bleibe, im Sommer allen Bürgern in Deutschland ein Impfangebot machen zu können.
Inzwischen wurden laut Spahn mehr als 3,5 Millionen Impfdosen an die Bundesländer gesandt - davon wurden 2,2 Millionen verwendet. Beim Ziel, allen Pflegeheimbewohnern bis Mitte Februar ein Angebot zu machen, sei man auf gutem Weg. Bisher seien 560.000 Bewohner geimpft. Bei insgesamt 800.000 Heimbewohnern sei davon auszugehen, dass etwa 80 oder 90 Prozent das Impfangebot annehmen, sodass wohl eine Größenordnung von 650.000 zu Impfenden zu erreichen ist.
Warnung vor "Fake News" zu Impf-Nebenwirkungen
Der Präsident des für die Zulassungen der Impfstoffe mitzuständigen Paul-Ehrlich-Instituts, Klaus Cichutek, warnte eindringlich davor, zirkulierende "Fake News" über angebliche schwere Nebenwirkungen der Präparate zu glauben. Zu Behauptungen, dass Impfstoffe Körperzellen genetisch modifizieren, sagte er: "Das ist alles Quatsch."
Wieler warb bei den Menschen in Deutschland eindringlich dafür, Schutzmasken zu tragen. Wenn man diese einmal vergesse, solle man sie das nächste Mal tragen. "Wenn Sie sich einmal nicht daran halten können, dann geben Sie nicht auf."
Wieler warb zudem eindringlich dafür, angebotene Impfungen wahrzunehmen: "Wenn Sie eine Impfung angeboten bekommen: Bitte lassen Sie sich impfen!" (hub/dpa)
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.