Berlin/Dubai/Los Angeles - Dieses Jahr war einiges los. Begriffe wie "boysober", "demure" und "Talahon" tauchten auf und fast alles wurde plötzlich "nach Dubai-Art" angeboten. Was bewegte die Gemüter? Ein natürlich völlig unvollständiges Lexikon des Lebensgefühls im Jahr 2024:

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A wie Aura und Ampel-Aus

Zum Jugendwort des Jahres wurde "Aura" gekürt (Ausstrahlung und Charisma einer Person), zum Wort des Jahres "Ampel-Aus" (das Koalitionsende bei der Bundesregierung). Im englischsprachigen Raum ausgerufen wurden unter anderem "brain rot" (Oxford Word of the Year; in etwa Gehirnfäule, meint die Auswirkungen des Konsums übermäßiger Mengen minderwertiger Online-Inhalte) sowie "brat" (Collins English Dictionary; steht für eine selbstbewusste und hedonistische Haltung, inspiriert von einem Albumtitel von Charli XCX).

B wie boysober

Übersetzt also etwa "nüchtern von Jungs sein". Dabei verzichteten Frauen (oder Männer) bewusst auf einen Beziehungs- oder Sexualpartner. Ziel ist es, mit sich selbst zufrieden zu werden, anstatt sich in nervigem Dating zu verlieren.

C wie (tethered) caps

Lose Verschlusskappen bei bestimmten Getränken sind nun verboten. Das nervte viele plötzlich, auch wenn es nicht ganz neu ist. Grund für die (seit Juli nun) verbindlich "angebundenen Deckel" (tethered caps) ist eine EU-Richtlinie. Kunststoffdeckel gelten als häufigster Plastikmüll an Stränden.

D wie Dubai-Schokolade

Eine gehypte Variante von Vollmilchschokolade, gefüllt mit Pistaziencreme und Engelshaar (Kadayif; zuckersüße Teigfädchen). Plötzlich schien 2024 alles Dubai zu sein, wenn es mit Pistazie oder womöglich angegoldet war. Es gab Pizza, Crêpes, Döner, gar Currywurst im Dubai-Style. Bei der (oft) importierten Schokolade stellten Untersuchungen aufsehenerregend die Qualität infrage.

Jools Lebron
Tiktokerin Jools Lebron prägte den angesagten Begriff "demure". (Archivbild) © dpa / Randy Holmes/ABC-Disney via AP/dpa

E wie EM

Die Europameisterschaft in Deutschland führte zu Berichterstattung über ein Land, das so gar nicht mehr Organisations- und Gründlichkeitsweltmeister ist. Internationale Medien beschrieben Deutschland eher als Republik mit Chaos-Bahn, wenig Kundenfreundlichkeit sowie oft miesem Internet und Netzausbau.

F wie Fußballtrikot in Rosa

Das pinkfarbene Auswärtstrikot der deutschen Mannschaft bei der Fußball-Europameisterschaft wurde zu einem Verkaufsschlager für Adidas.

G wie Geschlechtseintrag

Transgeschlechtliche, intergeschlechtliche und nicht-binäre Menschen können seit 1.11. leichter Geschlechtseintrag und Vornamen ändern. Das neue Selbstbestimmungsgesetz könnte unter der CDU wieder abgeschafft werden.

H wie Hype um einen Becher

Auf Social Media war der Stanley Cup, ein - nun ja - nicht gerade schöner und recht großer Mehrwegtrinkbecher, kaum zu übersehen.

I wie internationale Stimmung

Nicht zuletzt der US-Wahlkampf und sein Ergebnis zeigten eine Verschiebung des Zeitgeists weg von angeblich zu hoher Sensibilität für Minderheiten oder Unterdrückte. Engagement gegen Ungerechtigkeit? Angeblich out. Die Parole nun öfter: "Go woke, go broke."

J wie Jools Lebron

Tiktok-Personality aus den USA, die in einem satirischen Video über "das richtige Make-up" am Arbeitsplatz das altmodische und ironisch wieder angesagte Wort "demure" verwendete (sittsam, gesittet, zurückhaltend).

K wie Kartengerät und Tip

Trinkgeld digital per Touchscreen: An immer mehr Stellen, sei es in Gastronomie oder Bäckereien, gibt es nun bei Kartenlesegeräten Tip-Tasten in Höhe von 7, 10, 20 oder gar 15, 25, 30 Prozent. Eine Pflicht, Trinkgeld zu geben, besteht natürlich nicht, aber der soziale Druck nervt viele.

Benson Boone
Popstar Benson Boone (22) gehörte zu den Trendsettern in Sachen Oberlippenbart. (Archivbild) © dpa / Evan Agostini/Invision/AP/dpa

L wie Latte reißen

Ein Video des französischen Stabhochspringers Anthony Ammirati ging während Olympia viral, weil es so aussah, als habe er beim Stabhochsprung die Latte mit seinem großen Glied gerissen. Ein Fall weltweiten Penisneids.

M wie "Mama geht tanzen"

Name einer Partyreihe, die in vielen Städten Frauen am frühen Abend für drei Stunden zum Tanzen bringt. Ende ist in der Regel gegen 23 Uhr, sodass alle noch vor Mitternacht im Bett liegen können. Von manchen wird so etwas gar als Heilmittel gegen das vielbeschworene Clubsterben angesehen.

N wie Neurodiversität

Manche bekamen 2024 den Eindruck, ADHS bei Erwachsenen sei nun eine Modediagnose. Interessant ist jedenfalls, dass das alles ein neues Bewusstsein für Krankheitszuschreibungen schafft. Viele, die sich selbst als neurodivers verstehen, bestehen darauf, im Vergleich zu "neurotypischen" Personen einfach nur "anders normal" zu sein.

O wie Oberlippenbart

Männer mit Moustache waren wieder angesagt: Popstars, Filmfiguren, junge Kerle von nebenan tragen wieder Schnäuzer. Ein junger Kerl, der zum Beispiel mit Oberlippenflaum auffiel, war der neue Popstar Benson Boone.

P wie Paris

Die Stadt der Liebe geht immer - aber 2024 war sie mit Olympia und der Eröffnungsfeier sowie der Notre-Dame-Wiedereröffnung zweimal besonders im Fokus (und beide Male verregnet). Unvergessen: Céline Dion singt vom Eiffelturm "Hymne à l'amour".

Q wie Quatschtrends

Hach, Tiktok. Viele Trends ploppen dort auf und sorgen bei Älteren für Kopfschütteln. Vom "Mewing" bekommt man angeblich eine markantere Kieferpartie (auf Englisch: Jawline), wenn man die Zähne aufeinanderpresst. Macht halt nur den Zahnschmelz kaputt. Aua.

Trinkgeld
Eines der Ärgernisse des Jahres: Tip digital unter Aufsicht geben. (Archivbild) © dpa / Gregor Tholl/dpa

R wie Romantasy

Was in den Zehnerjahren der Heimatkrimi war, scheint in den aktuellen 20er Jahren "Romantasy", ein Mix aus Herzschmerz- und Fantasy-Literatur. Überhaupt ist "New Adult" ganz angesagt - mitreißende, prickelnde, sexy Literatur für die Tiktok-Generation. Immerhin lesen Leute überhaupt noch. Bücher!

S wie sexy rodent men und soft jocks

Männer mit spitzen Gesichtern und auffälligen Zähnen (etwa die "Challengers"-Stars Mike Faist und Josh O’Connor) wurden als "rodent man" (Nagetiermann) heiß gefunden. Muskelmännern, die sich auch sensibel zeigen, wurde das Etikett "soft jock" verpasst, darunter American-Football-Star Travis Kelce (Freund von Taylor Swift) und die Schauspieler Jeremy Allen und Paul Mescal.

T wie Tradwive und Talahon

Beim Online-Trend "Tradwives" präsentieren sich Frauen als Mutter und traditionelle Hausfrau, die sich gern dem erwerbstätigen Mann unterordnet. Beim Talahon (von arabisch Tahal lahon (Komm her)) geht es um junge Männer, die Trainingshose, Markenklamotten, Kettchen und Bauchtasche tragen und gern machomäßig rumprollen.

U wie Urlauber

Demos vor allem in Spanien ("Genug! Lasst uns dem Tourismus Grenzen setzen") zeigten: Die Stimmung gegen sogenannten Overtourism kann kippen.

V wie Vokuhila

Der neumodisch lieber Mullet als Vokuhila (vorne kurz, hinten lang) genannte Haarschnitt war wieder angesagt. Viele Jüngere finden ihn schön, was Ältere mit 80er- und 90er-Erinnerungen oft nicht verstehen können.

W wie Weiße Socken

Vom No-Go zum Must-have: Die weiße Socke war lange Zeit der Alptraum von Stil-Experten, doch nun ist sie wieder voll da, am liebsten getragen zu Shorts oder ganz weiten Baggy-Hosen.

X wie X

2024 war auch das Jahr, in dem viele überlegten, man müsse nun wegen des X-Besitzers, Milliardärs und Trump-Fans Elon Musk das frühere Twitter verlassen, weil dort die Atmosphäre zu rau und rechtsextrem geworden sei.

Josh O'Connor, Zendaya, Mike Faist
Haben diese Männer Rattengesichter? Josh O'Connor (links) und Mike Faist galten als Vorzeigekerle des etwas fiesen Trends Nagetiermann (rodent man). (Foto: Archiv) © dpa / Antonio Calanni/AP/dpa

Y wie "...You Kiss Me"

Hit des Jahres: Mit "I Like The Way You Kiss Me" führt der Brite Artemas (25) die offiziellen deutschen Single-Jahrescharts von GfK Entertainment an.

Z wie "Zu viel des Guten"

Der Berliner Star-Gastronom The Duc Ngo mag keine aufdringlich riechenden Gäste in seinen Restaurants. Aus Rücksicht auch auf andere Gäste solle bitte weniger Parfum genutzt werden: "Manchmal ist es einfach zu viel des Guten."  © Deutsche Presse-Agentur

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