Das Modell zum Berliner Mietendeckel wird stark diskutiert. Eine Stadtforscherin stellt nun die These auf, dass Unternehmen weniger Wohnungen bauen, wenn die Mieten begrenzt werden. Eine solche Entwicklung hat auch Folgen für das Umland ...
Der geplante Berliner Mietendeckel könnte für die Nachbargemeinden eine Herausforderung werden. "Das Umland muss die Folgen tragen", sagte die Geografin Carolin Wandzik der Deutschen Presse-Agentur. Die Begrenzung der Mieten auf höchstens etwa acht Euro werde dazu führen, dass weniger neue Wohnungen in Berlin gebaut werden, Berliner und Zuzügler würden deshalb verstärkt am Stadtrand in Brandenburg suchen.
"Das wird für die Umlandgemeinden eine wirklich schwierige Aufgabe", sagte Wandzik, die das private Gewos Institut für Stadt-, Regional- und Wohnforschung in Hamburg leitet. Schon jetzt seien am Rand der Hauptstadt mancherorts Straßen und Bahnen voll sowie Schul- und Kita-Plätze schwer zu finden.
Denn in den vergangenen Jahren seien immer mehr Berliner ins Umland gezogen, wo sie Mieten und Kaufpreise noch bezahlen konnten. "Der Kessel kocht weiter, und das Überschwappen auf das ländliche Umland hat schon begonnen."
Schwierige Situation für Zuzügler
Im vergangenen Jahr waren laut Amt für Statistik rund 15.900 Berliner nach Brandenburg gezogen, die meisten in 50 Gemeinden nahe Berlin, zunehmend aber auch in entlegenere Orte.
Käme der Mietendeckel, würden weniger Berliner umziehen, sagte Wandzik. "Zuzügler hätten kaum noch die Chance, einen Fuß auf den Boden zu bekommen." Sie zögen in die Nachbargemeinden, die darauf nicht vorbereitet seien.
Die Geografin kritisierte, ein Mietendeckel treffe vor allem Kleineigentümer. Von ihnen gebe es in Berlin verhältnismäßig viele. Sie hätten mit den jetzigen Mieten kalkuliert, bei einer Kürzung fehle ihnen Geld, die Häuser instandzuhalten und zu modernisieren. "Ich frage mich, ob das die Investitionsruinen von morgen sind."
Die Fraktionschefin der Linken im Bundestag,
Details zum Mietendeckel noch nicht offiziell
Der rot-rot-grüne Berliner Senat hält ungeachtet heftiger Kritik an seinem Ziel fest, den Anstieg der Wohnkosten in der Hauptstadt per Mietendeckel zu stoppen. Allerdings ist offen, ob die am Wochenende bekanntgewordenen Eckpunkte von Stadtentwicklungssenatorin Katrin Lompscher (Linke) mit strengen Mietobergrenzen von maximal acht Euro je Quadratmeter unverändert in den Gesetzentwurf einfließen.
Der Senat will alle Mieten für fünf Jahre per Gesetz einfrieren. Nach den Eckpunkten aus dem Ressort von Lompscher sollen Wohnungen je nach Alter und Ausstattung nicht mehr als 3,42 bis 7,97 Euro Kaltmiete je Quadratmeter kosten dürfen. Die Lage soll dabei keine Rolle spielen. Ausgenommen vom Mietendeckel sollen lediglich Neubauten ab 2014 sein.
Die FDP will den geplanten Mietendeckel in Berlin laut einem Bericht des Redaktionsnetzwerks Deutschland durch ein Normenkontrollverfahren vor dem Bundesverfassungsgericht zu Fall bringen und wirbt mangels eigener Mehrheiten bei der Union um Unterstützung. Das gehe aus einem Schreiben des Parlamentarischen Geschäftsführers der FDP-Bundestagsfraktion, Marco Buschmann, an die Mitglieder der Unionsfraktion hervor. Ein Antrag auf Normenkontrolle kann nur von der Bundesregierung, einer Landesregierung oder eines Viertels der Mitglieder des Bundestages gestellt werden. (dpa/awa)
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