- Die Zero-COVID-Strategie half einigen Länder dabei die Corona-Infektionszahlen einzudämmen. Die Menschen mussten dafür hohe Einschränkungen in Kauf nehmen.
- Die hochansteckende Omikron-Variante verbreitet sich trotz strenger Maßnahmen nun aber auch in Ländern mit Zero-COVID-Strategie.
- Vor allem für Umgeimpfte besteht nun die Gefahr einer Ansteckung und eines möglichen schweren Krankheitsverlaufes.
Die Zero-COVID-Strategie hat sich vor allem am Anfang der Coronapandemie hinsichtlich der Infektionszahlen bewährt. Durch strikte Lockdowns, Grenzschließungen, Abriegelung ganzer Stadtviertel und der Anordnung von Massentests konnte das Coronavirus in China oder auch Australien eingedämmt werden. Traten dann auch nur einzelne Neuinfektionen auf, folgten vor allem in China sofort strenge Maßnahmen wie Ausgangssperren. Die Einwohner Hongkongs mussten sich beispielsweise bei einer Sars-CoV-Infektion zur Quarantäne in ein Krankenhaus begeben. Ihre Kontaktpersonen wurden in speziellen Einrichtungen isoliert.
Auch in Australien konnten Corona-Ausbrüche und die Sterblichkeitsrate mit der Zero-COVID-Strategie niedrig gehalten werden. Die Mittel dazu: Kontaktverfolgung, Quarantänemaßnahmen, Grenzschließungen und Lockdowns. Die Stadt Melbourne befand sich beispielsweise 262 Tage im Lockdown, das entspricht gut acht Monaten.
Südkorea und der Inselstaat Neuseeland konnten die Pandemie 2020 ebenfalls mit diesem Ansatz verhältnismäßig schnell unter Kontrolle bringen.
Mit Omikron steigen die Infektionszahlen
Mit den hoch ansteckenden Delta- und Omikron-Varianten des Coronavirus scheint die Zero-COVID-Strategie in den meisten Staaten an ihre Grenzen zu stoßen, denn viele der strengen Maßnahmen wirken nicht mehr und das Virus breitet sich trotzdem weiter aus. Einige Staaten mit Zero-COVID-Strategie sind deshalb mittlerweile von diesem Kurs abgewichen und versuchen neue Wege zu gehen. Neuseeland löste sich beispielsweise im Herbst von der Zero-COVID-Politik und versucht seitdem, mit dem Virus zu leben.
Auch Australien hatte sich im November nach einer sehr erfolgreichen Impfkampagne offiziell von der Zero-COVID-Strategie verabschiedet und auf die Verantwortung der Bevölkerung gesetzt, wie der RND berichtete. Mit Eintreffen von Omikron gegen Ende 2021 schossen die Infektionszahlen auch in Australien hoch, dennoch kehrte die Regierung nicht zum anfänglichen Zero-COVID-Kurs zurück. Im Februar öffnete das Land nach 19 Monaten sogar seine Grenzen wieder für ausländische, geimpfte Touristen.
Auch in China konnten die strengen Einreiseregeln und Maßnahmen nicht das Aufkommen der Omikron-Variante verhindern. Seit ein paar Wochen steigen die Infektionszahlen aufgrund der Verbreitung von Omikron rasant an. Zuletzt meldeten die Behörden Rekordwerte bei den Neuinfektionen. Millionen Menschen befinden sich wieder in Lockdowns, Firmen müssen schließen und zahlreiche Inlandsflüge wurden gestrichen. Obwohl die Zweifel an den strikten Maßnahmen mit ihren sozialen und wirtschaftlichen Folgen wachsen, hält die chinesische Regierung hier weiter an der Zero-COVID-Strategie fest.
Was das Risiko für weitere hohe Ansteckungszahlen und Todesfälle erhöht: Da die Infektionszahlen in China lange niedrig waren beziehungsweise es tatsächlich keine Neuinfektionen gab, entschieden sich viele Menschen gegen eine Impfung. Das könnte vor allem den vulnerablen Gruppen nun zum Verhängnis werden.
Covid-Lage in Hongkong spitzt sich zu
Die Sonderverwaltungszone Hongkong, die durch ihre Zero-COVID-Strategie lange als Vorbild für eine gelungene Eindämmung des Coronavirus galt, meldete in den letzten Wochen ebenfalls einen schnellen Anstieg der Infektionszahlen und hat momentan mit einer heftigen Coronawelle zu kämpfen. Prozentual zur Einwohnerzahl liegt die COVID-19-Sterblichkeitsrate der Region mit 25 Todesfällen pro 100.000 Einwohner mittlerweile weltweit auf dem höchsten Stand.
In Hongkong konnten mit den steigenden Infektionszahlen unter anderem die Regelungen zur Krankenhausquarantäne nicht mehr in der anfänglichen Form verfolgt werden und mussten gelockert werden. Kontaktpersonen können sich seitdem auch selbst Zuhause isolieren und die vorgeschrieben Krankenhausquarantäne wurde verkürzt.
Niedrige Impfquote könnte zu vielen Todesfällen führen
Da die gefährdete ältere Bevölkerung in Hongkong weitgehend umgeimpft ist, sind aktuell bereits viele Todesfälle zu beklagen. Über 90% der in der Region an COVID-19 Verstorbenen waren nicht vollständig geimpft. Insgesamt sind seit Pandemiebeginn in Hongkong etwa 3.500 Menschen aufgrund einer COVID-19-Infektion verstorben, davon etwa die Hälfte allein in den ersten beiden Märzwochen dieses Jahres.
Ein weiterer Grund für die eher niedrige Impfquote vor allem bei der älteren Bevölkerung: Die in China verabreichten Impfstoffe stammen auch aus China, in vielen Teilen der Bevölkerung herrscht demgegenüber aber Misstrauen und Zurückhaltung. Zudem seien einige der chinesischen Impfstoffe nicht so wirksam bei der Vorbeugung eines schweren Krankheitsverlaufs wie mRNA-Impfstoffe. Die chinesische Regierung lehnte bislang aber die Zulassung sämtlicher ausländischer Impfstoffe ab.
Verwendete Quellen:
- The BMJ: Covid-19: Hong Kong reports world’s highest death rate as zero covid strategy fails
- Ärzteblatt: Zero-COVID-Strategie versagt: Hongkong meldet weltweit höchste Todesrate
- Ärzteblatt: China meldet mehr als 5.000 Coronafälle an einem Tag
- Redaktionsnetzwerk Deutschland: Australien: Vom Covid-Vorbild zur Infektionshochburg – wie konnte das passieren?
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