- Derzeit entscheidet das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) in der Regel nicht über Asylanträge von Menschen aus Afghanistan.
- Die aktuelle Situation in dem Land ist der Grund.
- Wenn das Auswärtige Amt seinen Bericht zur Lage in Afghanistan veröffentlicht hat, folgt darauf eine Neubewertung der Situation.
Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) in Nürnberg entscheidet wegen der angespannten politischen Situation in Afghanistan derzeit in der Regel nicht über Asylanträge von Menschen aus dem Land. "Aufgrund der aktuellen Situation in Afghanistan werden Entscheidungen für Antragstellende aus Afghanistan rückpriorisiert", teilte ein Sprecher des Bundesamtes am Freitag auf Anfrage mit. Zuvor hatte der "Spiegel" darüber berichtet.
Ausgenommen seien Fälle, in denen internationaler Schutz zuerkannt werden könne. Ausnahmen seien zudem Verfahren, in denen die Lage in Afghanistan für die Entscheidung nicht ausschlaggebend sei, etwa bei Antragstellern, die sich bereits vor ihrer Ankunft in Europa befanden, das betrifft sogenannte Dublin-Bescheide.
Eine Neubewertung der Lage soll erfolgen, sobald das Auswärtige Amt seinen bereits angekündigten neuen Bericht zur Lage in Afghanistan veröffentlich hat.
Asylerstanträge steigen im Juli deutlich
In dem Land am Hindukusch hat sich die politische Lage nach dem Abzug der internationalen Truppen dramatisch zugespitzt. Die militant-islamistischen Taliban haben zahlreiche strategisch wichtige Städte unter ihre Kontrolle gebracht. Bundesinnenminister
Seehofer hatte auch gefordert, Ortskräfte, die für deutsche Organisationen - darunter die Bundeswehr - in Afghanistan gearbeitet haben, rasch auszufliegen, um sie vor den Taliban zu schützen.
Die Zahl der Asylerstanträge beim Bundesamt ist im Juli deutlich gestiegen. Von Menschen aus Afghanistan kamen 2.353 Anträge. Im Juni waren es noch 1.492 und im Mai 1.524 Anträge. Im gesamten Jahr 2020 verzeichnete das Bundesamt 9.901 Erstanträge auf Asyl von Afghanen. Die Zahl ist deutlich geringer als etwa im Jahr 2016, als mehr als 127.000 Anträge von Afghanen eingegangen waren, wie aus der Statistik des Bundesamtes hervorgeht. (ff/dpa)
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