Der designierte Präsidentschaftskandidat der Demokraten, Joe Biden, hatte bereits im Dezember ein Interview über den türkischen Präsidenten Erdogan und die Türkei gegeben. Dieses kursiert aber erst jetzt vermehrt in sozialen Netzwerken in der Türkei und sorgt dort für Unmut.
In Ankara sorgt ein altes Interview des designierten US-Präsidentschaftskandidaten
Bidens Analyse des Landes basiere auf "purer Ignoranz, Arroganz und Scheinheiligkeit", schrieb der Sprecher des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan, Ibrahim Kalin, am Sonntag auf Twitter. Erdogans Kommunikationsdirektor Fahrettin Altun kritisierte, die Äußerungen Bidens spiegelten eine "interventionistische Haltung" wider.
Biden hatte im Dezember 2019 in einem Interview der "New York Times" laut Transkript gesagt, dass man im Bezug auf Erdogan, den er einen "Autokraten" nennt, einen "ganz anderen Ansatz" verfolgen müsse. Man müsse "klarmachen, dass wir die Oppositionsführung unterstützen".
Die USA sollten diese fördern, damit sie in der Lage sei, "zu übernehmen und Erdogan zu besiegen. Nicht durch einen Putsch, nicht durch einen Putsch, aber durch einen Wahlprozess", sagte Biden demnach. Er zeigte sich zudem besorgt über die Kurdenpolitik der Türkei und die Annäherung des Nato-Landes an Russland.
Republikaner und Erdogan verstehen sich plötzlich
Das Video, das Biden in der Serie "The Weekly" im Gespräch mit Journalisten der "New York Times" zeigt, wurde in der Türkei seit Samstag vielfach in den sozialen Medien geteilt und kommentiert. Warum das Interview, das im Dezember geführt und im Januar veröffentlicht wurde, erst mehr als ein halbes Jahr später Widerhall in der Türkei fand, war unklar.
Die Demokraten wollen Biden bei ihrem am Montag beginnenden Nominierungsparteitag offiziell zum Herausforderer von US-Präsident Donald Trump bei der Präsidentenwahl am 3. November küren. Der Republikaner und der türkische Präsident Erdogan verstehen sich persönlich zwar gut, die USA und die Türkei liegen aber bei zahlreichen Themen über Kreuz. Für Unmut in Washington sorgt etwa, dass die Türkei im Sommer vergangenen Jahres das Raketenabwehrsystem S-400 von Russland erworben hatte. (awa/dpa)
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