Dass dies für die Kanzlerin kein gewöhnlicher Termin ist, lässt sich schon an ihrem Schuhwerk sehen: In Mali trägt Angela Merkel geländegängige Turnschuhe zu Blazer und Hose. Sie ist gekommen, um den dort stationierten Bundeswehrsoldaten für ihren gefährlichen Einsatz zu danken. Wie fragil die Sicherheitslage ist, zeigt sich auch an den Vorkehrungen für den Besuch.

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Es ist wohl einer der gefährlichsten Kurztrips, die Angela Merkel je gemacht hat. Als die Kanzlerin und ihre Delegation am Donnerstag gegen Mittag im Truppentransporter vom Flughafen Ouagadougou in Burkina Faso abheben, laufen im Camp Castor im nordmalischen Gao die Aufklärungsmaßnahmen gegen mögliche feindliche Attacken aus dem Hinterhalt.

In der Luft sucht eine Bundeswehrdrohne des Typs "Heron" das Steppengebiet im Übergang zur Sahara ab, über dem das Flugzeug zum gut gesicherten Bundeswehr-Standort einfliegen soll.

Strenge Sicherheitsvorkehrungen

Die Sicherheitslage ist angespannt. Bei einigen Sicherheitskräften scheinen die Nerven blank zu liegen: Wie die "Bild"-Zeitung berichtet, haben sich bei Merkels Landung in Burkina Faso am Vortag burkinische Bodyguards und Journalisten ein Handgemenge geliefert.

Nur kein Risiko bei dem prominenten Besuch eingehen, ist auch die Devise der in Mali stationierten Bundeswehrsoldaten. Hätte die Bundeswehr einen Hinweis auf eine unerwartete Bedrohung für die Kanzlerin erhalten, wäre der Truppenbesuch auch sehr kurzfristig noch abgesagt worden.

Auch Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) wird nach der Landung der Kanzlerin in Mali ein Stein vom Herzen gefallen sein. Merkel schwebt ohne Panne nach Gao ein. Wäre ihre Maschine etwa in Burkina Faso stehen geblieben, hätte das den GAU für von der Leyen bedeutet. Auch der nagelneue Militärtransporter des Typs A400M "Atlas" gilt nicht als pannenfrei, auch die Ministerin hatte schon Probleme mit dem Flieger.

Mit gepanzerten Fahrzeugen ins Camp

Als die Kanzlerin pünktlich um 12:35 Uhr landet, glüht die Gegend bei einer Temperatur um die 50 Grad. Merkel trägt weiße Turnschuhe und wird auf dem Flugfeld vom deutschen Kontingentführer, Oberst Stefan Leonhard, und dem Gouverneur Sidiki Samaké begrüßt.

Die Kanzlerin will vom ebenfalls anwesenden Bürgermeister wissen, wie der Fischfang im Niger sei und ob es Krokodile gebe. Er sagt, Krokodile gebe es nicht, aber sehr viele Flusspferde. Leider habe sie nicht mehr Zeit für die Gegend mitgebracht, ist von der Kanzlerin zu hören.

Dann steigt Merkel wie die ganze Delegation in gepanzerte Fahrzeuge für die zehnminütige Strecke vom Flughafen hinein ins Camp Castor. Von giftigen Schlangen, Skorpionen und gefährlichen Kamelspinnen erzählen die erfahrenen Soldaten auf dem Weg.

In den nächsten zweieinhalb Stunden kann die Kanzlerin besichtigen, wie risikoreich die Stabilisierungsmission für die deutschen Soldaten tatsächlich ist. Insgesamt 15.000 Soldaten ist der UN-Stabilisierungseinsatz stark, die meisten der gut 850 Bundeswehrsoldaten tun ihren Dienst im staubig-heißen Gao.

Merkel bekennt schlechtes Gewissen

Im Zelt, in dem Merkel dann zu gut 200 Soldaten spricht, wird sonst die Aufklärungsdrohne "Heron" gewartet. Die UN ist dankbar für die Einsätze - es fallen immer wieder Daten für ihre Friedensmission Minusma ab, wenn die deutschen Soldaten die Sicherheit in der Gegend überwachen.

Merkel spricht den Soldatinnen und Soldaten ihre Anerkennung für den gefährlichen Einsatz unter schwierigsten Bedingungen aus. Später im Gespräch mit ein paar Soldatinnen und Soldaten bekennt sie, sie habe schon ein etwas schlechtes Gewissen, dass sie zuvor noch nie nach Gao gekommen sei.

Gegen 15:00 Uhr verlässt Merkel das Camp der Deutschen in der UN-Mission wieder, es geht im A400M weiter nach Niamey, der Hauptstadt von Niger. Dort wird sie die Gespräche über die Stabilisierung der von islamistischem Terror immer stärker bedrohten Region fortsetzen. (mcf/dpa)

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