Ein Video, welches kurz nach dem Anschlag auf dem Weihnachtsmarkt am Berliner Breitscheidplatz aufgenommen wurde, wirft neue Fragen auf. Hat Anis Amri wirklich alleine gehandelt?

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Ein bislang unveröffentlichtes Tatortvideo vom Weihnachtsmarkt am Berliner Breitscheidplatz wirft neue Fragen zu dem Fall auf. Es wurde kurz nach dem Anschlag am 19. Dezember 2016 aufgenommen.

Der Lastwagen, den Anis Amri an dem Abend in eine Menschenmenge gesteuert hatte, war bereits zum Stehen gekommen und der Täter ausgestiegen. Das Video liegt unter anderem dem RBB vor.

Es wurde aus einer Entfernung von 20 bis 30 Metern aufgenommen. Es ist teilweise verwackelt und auch die Lichtverhältnisse sind nicht optimal. Allerdings ist auf dem Video zu erkennen, dass mehrere Personen kurze Zeit nach dem Anschlag aus verschiedenen Richtungen auf den Lkw zukommen.

Hat Anis Amri alleine gehandelt?

Besonders auffällig: Ein Mann, der von links ins Bild läuft, um den Lkw herumrennt und bei der Fahrerseite des Fahrzeugs etwas wahrnimmt. Dann läuft er zu einer weiteren Person. Ob er einem Opfer helfen möchte, ist nicht ersichtlich.

Eine weitere Person nähert sich ebenfalls dem stehenden Lkw und geht auf am Boden liegende Personen zu, die offenbar verletzt sind. Er filmt die Szene mit seinem Handy.

Im Hintergrund des Geschehens entfernt sich eine Person vom Anschlagsort in Richtung U-Bahnhof Zoologischer Garten. Sie trägt Schuhe mit weißen Sohlen. Kurz bevor sie aus dem Bild läuft, hat es den Anschein, als würden sich mehrere Personen zu ihr gesellen. Es ist unklar, ob sie zusammengehören, so der RBB weiter.

Wenige Minuten später hat eine Überwachungskamera der Berliner Verkehrsbetriebe dann Anis Amri aufgenommen. Er trug rote Schuhe mit weißer Sohle. Allerdings ist er auf diesem Video, welches dem RBB ebenfalls vorliegt, alleine unterwegs. Die beiden Videos können Sie sich hier ansehen.

Die Frage, die sich die Ermittler nun stellen, ist, ob auf beiden Videos Anis Amri zu sehen ist. Und, ob ihm doch Personen bei seiner Flucht geholfen haben.

Ausschuss wartet bereits seit eineinhalb Jahren auf Video

Bundestagsabgeordneter und Mitglied des Amri-Untersuchungsausschusses Konstantin von Notz möchte das Video laut RBB inhaltlich nicht bewerten. Die Qualität sei zu schlecht.

Er fordere aber, dass der Ausschuss die Bilder akribisch auswerte. "Es gibt seit langer Zeit gravierende Zweifel daran, ob Anis Amri ein Einzeltäter war, und dieses Video muss natürlich unter diesem Gesichtspunkt ausgewertet werden", so von Notz zum RBB.

Doch warum gelangt das Tatortvideo erst jetzt an die Öffentlichkeit? Der Amri-Untersuchungsausschuss musste auf dieses Video eineinhalb Jahre lang warten.

Bereits im März 2018 wurde die Bundesanwaltschaft dazu aufgefordert, Videos, die mit dem Anschlag in Verbindung gebracht werden, an den Ausschuss zu übergeben. Von Notz sieht in diesem Fall "eine Behinderung der Arbeit des Untersuchungsausschusses". (ff)

Verwendete Quelle:

  • RBB: "Tatortvideo vom Breitscheidplatz wirft neue Fragen auf"
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