Der deutsche Islamist Silvio K. hat mit Anschlägen auf ein US-Atomwaffenlager in Deutschland gedroht. Doch wieso lagern dort 25 Jahre nach Ende des Kalten Krieges überhaupt noch Atombomben? Und welche Gefahr geht von ihnen aus? Die wichtigsten Antworten im Überblick.

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Wie viele US-Atomwaffen lagern in Deutschland?

Der Fliegerhorst Büchel in Rheinland-Pfalz ist der letzte Standort von US-Nuklearwaffen in Deutschland. Laut dem Berliner Informationszentrum für Transatlantische Sicherheit (BITS) lagern hier zehn bis zwanzig Atombomben vom Typ B61. Platz wäre für 44 Stück. Vor zehn Jahren gab es noch weitaus mehr: Auf dem Militärflugplatz Ramstein lagerten bis zum Jahr 2004 bis zu 130 Atomwaffen. Sie wurden jedoch aus Sicherheitsgründen abgezogen, als die Luftwaffenbasis zu einem logistischen Drehkreuz ausgebaut wurde. Es gab noch zwei weitere deutsche Lager, die mittlerweile geschlossen sind.

Weitere Standorte befinden sich heute noch in Belgien, Italien, in den Niederlanden und in der Türkei. Schätzungen gehen von 150 bis 300 Atombomben aus, die derzeit in Europa stationiert sind. Während des Höhepunkts der atomaren Aufrüstung Mitte der 1980er-Jahre sollen dagegen mehr als 7.000 US-Atomwaffen in Europa gelagert worden sein.

Warum gibt es noch immer Atomwaffenlager in Europa?

Im Jahr 2009 hatte die Bundesregierung den Abzug der Atombomben gefordert. Auch Präsident Barack Obama hatte mit seiner Rede von einer atomwaffenfreien Welt die Erwartungen geweckt, dass abgerüstet werden soll. Das Problem: Die Sache ist nicht nur eine Frage zwischen Deutschland und den USA, sondern eine Angelegenheit der Nato. Doch nicht alle Mitgliedsstaaten des Verteidigungsbündnisses wollen auf Atomwaffen verzichten. Sie setzen lieber weiter auf nukleare Abschreckung, auch weil Länder wie Nordkorea ihre Atompläne nicht zur Seite legen wollen. Also beschloss die Nato in einem im Mai 2012 verabschiedeten Dokument, an den Atomwaffen in Europa festzuhalten.

Welche Gefahr geht von den Lagern aus?

Die jüngste Anschlagsdrohung zeigt, dass die Atomwaffenlager durchaus im Visier von Terroristen stehen. Laut Informationen des BITS werden die Atombomben jedoch in geschützten unterirdischen Magazinen gelagert. Sie sind angeblich so gebaut, dass sie einem Feuer oder einem bewaffneten Angriff etwa eine halbe Stunde standhalten – das heißt, bis die Feuerwehr oder ausreichend Sicherheitskräfte eintreffen können.

Auf der anderen Seite kam eine Studie der US-Luftwaffe 2008 zu dem Ergebnis, dass die Lager in Europa nicht den Sicherheitsstandards des US-Verteidigungsministeriums entsprechen. Zwar seien die Waffen grundsätzlich sicher gelagert. Aber es gebe Mängel an Zäunen, Beleuchtung und den Gebäuden drum herum.

Werden die Lager irgendwann aufgelöst?

Mit der Nato-Entscheidung vom Mai 2012 ist der endgültige Abzug der Atomwaffen aus Europa erst einmal in weite Ferne gerückt. Stattdessen wurde beschlossen, die verbliebenen nuklearen Bomben zu modernisieren. Auch Deutschland beteiligt sich daran: Für 250 Millionen Euro werden die Tornado-Flugzeuge in Schuss gehalten, die die Bomben im Ernstfall abwerfen sollen. Im Mai 2014 bestätigte die Bundesregierung, dass die USA mit der Modernisierung ihrer hier gelagerten Atombomben begonnen haben. Ab 2020 sei mit der Stationierung der erneuerten Waffen zu rechnen.

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