- In Minsk hat der Prozess gegen die belarussische Oppositionelle Maria Kolesnikowa begonnen.
- Ihr drohen bis zu zwölf Jahre Haft. Verhandelt wird hinter verschlossenen Türen.
- Nicht nur deshalb fürchten Beobachter, dass sie kein faires Verfahren bekommen wird.
Sie hat sich den Massenprotesten gegen den belarussischen Machthaber Alexander Lukaschenko angeschlossen und wurde zu einem der bekanntesten Gesichter der Opposition: Maria Kolesnikowa. Jetzt sitzt sie auf der Anklagebank. Die Behörden des autoritären Landes werfen ihr eine Verschwörung mit dem Ziel einer illegalen Machtergreifung sowie die Gründung und Führung einer extremistischen Vereinigung vor.
Die 39-Jährige, die neben Veronika Tsepkalo und Swetlana Tichanowskaja im vergangenen Jahr zur Heldin der Gegner von Lukaschenko wurde, stand am Mittwoch mit dem ebenfalls angeklagten Anwalt Maxim Snak in einem vergitterten Glaskasten in einem Gericht in der Hauptstadt Minsk. Zu der Verhandlung hinter verschlossenen Türen waren nur Staatsmedien zugelassen - nicht aber Familienangehörige oder unabhängige Prozessbeobachter, was die Befürchtung nährt, dass Kolesnikowa ein unfaires Verfahren bevorsteht.
Roth nennt Prozess "skandalös und nicht hinnehmbar"
Ein Prozess unter diesen Bedingungen sei skandalös und nicht hinnehmbar, sagte die Grünen-Politikerin Claudia
Auch Kolesnikowas Vater macht sich keine Illusionen: "Ich erwarte keine Überraschungen und natürlich kein gerechtes Urteil", sagte er der ARD. Dass seine Tochter inhaftiert sei, sei ihre eigene Entscheidung gewesen. "Ja, das ist eine mutige Tat. Ja, das ist auch eine Heldentat und ein Vorbild für viele."
Kolesnikowa: "Freiheit fällt einem nicht in den Schoß"
Kolesnikowa sitzt seit September in Haft. Nachdem sie vom Geheimdienst KGB in Minsk entführt worden war und in die Ukraine abgeschoben werden sollte, zerriss sie kurz vor dem Grenzübergang ihren Pass und vereitelte so die Pläne, sie aus dem Land zu vertreiben.
Ihre Entscheidung, in Belarus zu bleiben, bereue sie nicht, erklärte Kolesnikowa kürzlich in einem schriftlich geführten Interview mit der "Welt am Sonntag". "Ich glaube, das ist das einzig Richtige gewesen. Die Freiheit fällt einem nicht einfach in den Schoß."
Sprinterin flüchtet nach Polen
Der belarussische Machtapparat von Alexander Lukaschenko geht immer wieder hart gegen Kritiker und Andersdenkende vor. Zuletzt hatte es Razzien gegen unabhängige Medien und Nichtregierungsorganisationen gegeben, bei denen mehrere Menschen festgenommen wurden.
Aufsehen erregt auch der Fall der belarussischen Sprinterin Kristina Timanowskaja, die nach eigenen Angaben von den Behörden zur vorzeitigen Rückkehr nach Minsk gezwungen werden sollte, weil sie Kritik an Sportfunktionären geübt hatte. Timanowskaja verweigerte jedoch den Rückflug. Sie ist nun auf dem Weg nach Polen, das ihr ein humanitäres Visum ausgestellt hat.
Veronika Tsepkalo und Swetlana Tichanowskaja, die neben Maria Kolesnikowa zu jenem bekannten Frauen-Trio gehören, das Lukaschenko seit Monaten die Stirn bietet, sind aus Angst vor Repressionen ins Ausland geflohen, wie viele andere Oppositionelle. (mcf/dpa)
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