Um mehr als 60 Prozent ist die Bootsmigration nach Italien einem Medienbericht zufolge zurückgegangen. Grund für die Entwicklung sollen Anti-Schlepper-Operationen von Libyen und Tunesien sein.
Die Bootsmigration nach Italien ist einem Bericht zufolge in den vergangenen Monaten massiv zurückgegangen. Wie die "Welt am Sonntag (Wams)" unter Berufung auf Zahlen der Internationalen Organisation für Migration (IOM) schreibt, sank die Zahl mit Stand 12. August um 63 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.
Der "Wams" zufolge haben den Rückgang über die sogenannte zentrale Mittelmeerroute nach einer internen Lageanalyse der EU-Kommission insbesondere Abkommen zwischen der EU und nordafrikanischen Mittelmeer-Anrainerstaaten bewirkt.
Insgesamt sank die Zahl der per Boot irregulär in die EU eingereisten Menschen demnach um 30,6 Prozent auf 91.974 Menschen - und dies trotz eines deutlichen Anstiegs der Überfahrten über die Routen über den Atlantik (plus 148 Prozent auf 21.844) und auf die griechischen Inseln (plus 57 Prozent auf 26.300).
Zahl der Asylanträge in der EU sinkt um drei Prozent
Der deutliche Rückgang liege "höchstwahrscheinlich an dem fortlaufenden Migrationsmanagement und Anti-Schlepper-Operationen der libyschen und tunesischen Behörden", hieß es dazu in der "Wams".
2023 - im ersten Jahr unter der Regierung der ultrarechten Ministerpräsidentin
Im laufenden Jahr hingegen sank laut "Wams" durch den Gesamtrückgang der Bootsmigranten bis Ende Juli auch die Gesamtzahl der unerlaubten Einreisen in die EU: Nach Angaben der EU-Grenzschutzagentur Frontex seien bis zu diesem Zeitpunkt rund 113.000 per Seeweg oder Landroute irregulär eingereist. Die Zahl der in der EU gestellten Asylanträge sank demnach um drei Prozent auf rund 555.000.
Menschenrechtsorganisationen kritisieren Flüchtlingsabkommen
Derweil warnt die EU die Sicherheitsbehörden der Mitgliedsstaaten der "Wams" zufolge vor neuen Tricks, die Migranten anwendeten, um irregulär einzureisen. So stehe in einem vertraulichen Bericht, "intensiv zu beobachten" sei insbesondere ein "extreme(r) Anstieg der Asylanträge junger Mauretanier auf dem Flughafen Madrid-Barajas".
Diese buchten Flüge aus dem marokkanischen Casablanca nach Südamerika - und nutzten dann den Zwischenstopp in der spanischen Hauptstadt, um "ihre Pässe zu zerreißen und um um Asyl zu bitten". Die Zahl der Mauretanier, die um Asyl in Spanien geboten hätten, sei von 60 auf 260 angestiegen.
Die EU setzt bei der Migration auf Abkommen mit Ländern des südlichen Mittelmeers. Zuletzt hatte sie Vereinbarungen mit Tunesien und Ägypten geschlossen, damit Flüchtlinge nicht in die EU gelangen. Italiens Regierungschefin Meloni unterzeichnete zudem zuletzt ein umstrittenes Flüchtlingsabkommen mit Albanien. Menschenrechtsorganisationen warnen vor einer Verletzung der Menschenrechte durch die Abkommen. (afp/bearbeitet von thp)
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